Heidelberger Frühling

Der Frühling feiert!

› 1997. Das iPhone war noch nicht erfunden, Streaming à la Spotify oder Idagio selbst am fernen Horizont noch nicht auszumachen, Helmut Kohl war Kanzler, Erwin Teufel baden-württembergischer Ministerpräsident, Beate Weber Oberbürgermeisterin in Heidelberg. Die Stadt am Neckar hatte ihre Universität, großzügige Bürger und erfolgreiche Unternehmen, das Schloss und Touristen aus aller Welt und eine vielseitige Kulturszene. Aber kein internationales Festival für klassische Musik. Aus einem Traum sollte Realität werden, aus Ideen Taten erwachsen. Aus den Traditionen dieser so reichhaltig gesegneten Stadt sollte eine kulturelle Plattform mit Relevanz in unserer Zeit entstehen. Geboren waren echte Festspiele — der Heidelberger Frühling.

Voller Pläne und Vorfreude

Jetzt wird das Festival 25 Jahre alt. Ein wunderbares Alter — erwachsen, aber voller Pläne und großer Vorfreude auf die Zukunft. Denn bevor man in Routinen verfällt, wird hier lieber jedes Jahr aufs Neue das Außergewöhnliche versucht. Und dieser Anspruch hatte von Anfang an Bestand. Dafür steht nicht zuletzt Intendant Thorsten Schmidt, der ebenfalls von Beginn an dabei ist. „Als ich damals als Orchester-Geschäftsführer nach Heidelberg kam, gab es schon die Idee eines Brahmsfestes“, erinnert sich Schmidt, der die Planungen im Dienst des Philharmonischen Orchesters Heidelberg koordinierte. „All das stand im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum 800-jährigen Stadtjubiläum. Johannes Brahms bildete damit das Zentrum unserer allerersten Ausgabe im Jahr 1997.“
  • heidelberger frühling Thomas Hampson Thomas Quasthoff
    Der Weltstar und Perkussionist Martin Grubinger (Foto oben) wird beim diesjährigen „Frühling“ genauso dabei sein wie die Sängerlegenden Thomas Hampson und Thomas Quasthoff.
Inzwischen hat sich das Portfolio an Veranstaltungen noch deutlich erweitert. Zum „Frühling“ sind das Heidelberger Streichquartettfest im Januar, die monatliche Kammermusik-Reihe „Kammermusik Plus“ oder die biennale Branchentagung „Heidelberg Music Conference“ hinzugekommen. Und ganz besonders das Kunstlied hat hier eine klangvolle Adresse gefunden. Seit 2016 ist das vom Festival gegründete Internationale Liedzentrum Heidelberg aktiv. Im Juni 2022 wird ein neues Liedfestival aus der Taufe gehoben, alle zwei Jahre findet der internationale Gesangswettbewerb „Das Lied“ statt und die Lied Akademie unter der Leitung von Sängerlegende Thomas Hampson fördert ganzjährig junge Talente.

Ein „FESTspiel“ für ganz Heidelberg

Seinen 25. Geburtstag feiert der Heidelberger Frühling nicht etwa mit Pomp und Prunk, sondern mit einem „FESTspiel“ für die ganze Stadt, wie das Festivalmotto verrät. Dabei geht es ums Wesentliche: sich über die Musik endlich wieder zu begegnen. Nach zwei abgesagten Jahrgängen wegen Corona ist das nötiger denn je. Der Heidelberger Frühling möchte 2022 einen Blick auf die Ursprungsidee von Festspielen werfen — was sie leisten sollen, welche Rolle sie in unserer Gesellschaft spielen. Denn das Festspiel als sozialer Ort auf Zeit kann über den Festcharakter und die durch Kunst angestoßenen Kommunikationsräume dazu beitragen, dass kultureller Zusammenhalt und gesellschaftliches Miteinander wieder gestärkt werden. Davon braucht es mehr!

Die Stadt wird zur Bühne
  • heidelberger frühling thorsten schmidt
    Hat den „Frühling“ 2016 aus der Taufe gehoben: Intendant Thorsten Schmidt
Das Festival legt in seinem Jubiläumsjahr deswegen das Programm „re:start“ auf: 25 ausgewählte junge Musiker*innen und Ensembles sind beauftragt, die gesamte Stadt mit ihren kreativen Ideen zu bespielen und Menschen über die Musik zusammenzubringen. Die einzigartige Zusammenarbeit von Nachwuchsmusiker*innen, Festival und Stadtteilpartnern schafft mehr als 60 Musikangebote in allen 15 Heidelberger Stadtteilen. Ob in der offenen Kirche vor Ort, auf dem Marktplatz, in der Sporthalle oder zum Abendbrot, re:start erkundet Orte des Zusammenlebens und füllt sie mit Musik. Die Stadt wird zur Bühne — für alle und bei freiem Eintritt. Ermöglicht wird re:start durch den Fonds Stiftung Zukunftsmusik, der nach der Festivalabsage 2021 von den Hauptpartnern HeidelbergCement (Gründungspartner), MLP, Octapharma und SAP sowie der Musikstiftung Heidelberg initiiert wurde und vor allem jungen Künstler*innen eine Zukunftsperspektive geben soll.

Zum Geburtstag kommen außerdem viele künstlerische Wegbegleiter und enge Festivalfreunde nach Heidelberg: Igor Levit kuratiert den Kammermusik-Schwerpunkt „Standpunkte“ und gibt seine fast schon legendäre „Levit’s Late Night“ in der Aula der Neuen Universität Heidelberg. Gemeinsam mit dem Mahler Chamber Orchestra spielt er außerdem die Uraufführung eines neuen Klavierkonzerts des amerikanischen Komponisten William Bolcom — eine Auftragskomposition des Heidelberger Frühling, gefördert durch Dietrich Götze. Schlagwerker Martin Grubinger kehrt mit seinem spektakulären Programm „Martin Grubinger & friends“ nach Heidelberg zurück und weiht den neu gebauten SNP dome als Konzertspielort ein. Thomas Hampson gibt einen Liederabend und Thomas Quasthoff präsentiert in einem „LiedFEST“ die Wettbewerbs-Preisträger von „Das Lied“ der letzten Jahre.
  • heidelberger frühling igor levit
    Eine wichtige Stimme, auch in schwierigen Zeiten: Igor Levit
Da die Stadthalle nach wie vor wegen Sanierung geschlossen ist, zieht der Heidelberger Frühling an viele verschiedene Spielstätten in der Stadt. Hauptorte sind die Aula der Neuen und die Aula der Alten Universität Heidelberg. Aber auch auf dem Schloss wird konzertiert, im Dezernat 16, in den Kirchen Heidelbergs oder eben in der neuen Großsporthalle. Ganz neu im Programm ist die Reihe „Lieder für das Jetzt“, die Essayist und Lyriker Max Czollek und Pianist und Lyriker Daniel Gerzenberg kuratiert haben. An vier Abenden trifft hier eine junge, spannende Lied- und Lyrikgeneration aufeinander. Genügend Gründe also, um ein Fest der Musik zu feiern! Happy birthday! ‹
Bildnachweis:
studio visuell (Grubinger & Hampson/Quasthoff); Nikolaj Lund (Schmidt & Levit)

Heidelberger Frühling

Der Heidelberger Frühling gilt laut Deutschlandradio als „eines der innovativsten Musikfestivals in Deutschland“ und zieht in über 100 Veranstaltungen mehr als 47.000 Besucher an. Neben hochkarätig besetzten Konzerten, innovativen Produktionen und Formaten gilt ein besonderes Augenmerk des Festivals der mit Heidelberg eng verbundenen Gattung des Liedes.
TerminSA 26. März bis SO 24. April 2022
AdresseInternationales Musikfestival Heidelberger Frühling gGmbH // Friedrich- Ebert-Anlage 50 // 69117 Heidelberg
SpielorteStadthalle Heidelberg und zahlreiche weitere Spielorte in Heidelberg
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