Stationen in Haifa, Kalifornien oder Tel Aviv — Edan Gorlickis Biografie liest sich wie die eines echten Kosmopoliten. Der ausgebildete Tänzer hat einen israelischen und US-amerikanischen Pass und war schon in weltbekannten Ensembles wie der Batsheva Dance Company engagiert. Doch wenn der 41-Jährige mit den freundlichen braunen Augen begeistert von seinen Heidelberger Stadtteilprojekten erzählt, hat man das Gefühl, dass er hier tief verwurzelt ist. „Ich mag Heidelberg, weil es so vielfältig ist“, schwärmt er von seiner Wahlheimat, in die er der Liebe wegen gezogen ist. Heute arbeitet er hier nicht nur als Choreograf, er nennt sich selbst einen Tanzaktivisten. „Tanz hat Power und ist ein nonverbales Instrument, um die Gesellschaft zusammenzubringen“, ist er überzeugt. In der Metropolregion Rhein-Neckar hat er ein dichtes Netzwerk geknüpft, zu dem immer wieder neue Maschen hinzukommen. Dass hier einiges in Bewegung ist, sieht man beim Besuch in seinem Büro, in dem sich die Kartons türmen.Neben seiner Tanzcompagnie hat er unter dem Namen „Inter-Actions — More Than A Dance Company“ ein weit verzweigtes Community-Projekt aufgebaut. „Ich bin besessen von Kooperationen“, sagt er und lacht. Sein Ziel ist es, freie Choreograf*innen und Bewegungskünstler*innen zu unterstützen, zu vereinen und ihnen zu einer politischen Stimme zu verhelfen. Herzstück ist eine Immobilie, die Gorlicki in der Nähe des Hauptbahnhofs auf dem Gelände der Heidelberger Druckmaschinen übergangsweise gemietet hat. Die ehemalige Firmenkantine in einem 70er-Jahre-Bau dient heute als Proberaum. Auf 144 Quadratmetern weißen und orangen Fliesen liegt ein Profi-Tanzboden. Gorlickis Kolleg*innen können ihn für ihre Projekte mitnutzen, genauso wie die Umkleidekabine und den Fundus an Kostümen. „Als ich meine Compagnie 2018 gründete, wusste ich, ich brauche Ressourcen wie einen Raum und Ausrüstung, aber ich benötige sie nicht 24 Stunden am Tag. Warum soll ich all das nicht mit anderen teilen?“, erläutert er, wie dieses auf Solidarität basierende Projekt entstanden ist. Eine Besonderheit sind auch die Workshops für das Publikum. „Während des Probenprozesses öffne ich die Türen und lade Gäste ein“, erklärt Gorlicki. Diese geben ihm ein Feedback und können choreografische Elemente selbst ausprobieren. Die Idee der Zusammenarbeit zwischen Künstler*innen und Publikum verfolgen auch die sogenannten „Unpolished Wednesdays“ im Mannheimer Eintanzhaus. Sie werden von FLUX e. V. organisiert, einer Initiative für freie Tanz- und Performancekünstler*innen, die Gorlicki mitgegründet hat. In seinem aktuellen Stück „Grit“ kooperiert er ganz direkt mit nichtprofessionellen Akteur*innen. Im Zentrum steht die Frage, wie weit man geht, um etwas zu erreichen. Dafür hat er in einem Fitnessstudio recherchiert und mit Leuten, die Step Aerobic betreiben, trainiert. Gorlicki geht eben immer wieder über Grenzen hinweg. Inter-Actions Studio, Kurfürsten-Anlage 58, Heidelberg, www.inter-actions.de
Local Heroes
In der Serie „Local Heroes“ präsentiert das KULTURMAGAZIN Macherinnen und Macher, die das Kulturleben bereichern und die Kulturregion Rhein-Neckar voranbringen.