Irina, welches Fazit kannst du nach den ersten Wochen in Dannstadt-Schauernheim ziehen?
Es war eine super Entscheidung, einen Laden — das „Orangenzimmer“, wie ich ihn genannt habe — als Arbeits- und Begegnungsraum zu eröffnen und im Schaufenster historische Fotografien aus der Region zu zeigen. Die Menschen bringen mir ihre alten Fotos in den leerstehenden Laden, in dem sonst Orangenbäume überwintern, und erzählen von früher und davon, was sich alles verändert hat. Darauf hatte ich gehofft: Kontakt zu bekommen und erstmal Vertrauen herzustellen. Es geht immer auch darum, dass die Menschen gerne etwas von sich preisgeben — denn ich als Fotografin nehme gleichzeitig sehr viel.
Heimat, Herkunft und Identität sind starke Motive deiner Arbeit. Was interessiert dich am Thema Landwirtschaft?
Meine Großeltern haben in der Landwirtschaft gearbeitet. In Russland waren wir Eigenversorger und haben immer frisch und saisonal gegessen. Dieser Geschmack hat mich geprägt. Ich beschäftige mich mit der Erzeugung und Verarbeitung von Nahrung. Wo kommt denn das ganze Essen heute her? Für mich geht es auch darum, wie wir in Zukunft leben wollen. Wenn ich in Osteuropa unterwegs bin, dann fällt mir auf, dass eine Generation dort mehr als ein halbes Jahr nicht anwesend ist. Diese Generation fährt jedes Jahr nach Deutschland, Spanien oder Frankreich zur Saisonarbeit. Da frage ich mich schon: Warum machen wir das nicht selbst? Früher haben die Landwirte die Ernte mit einem Fest beendet und alle haben zusammen gefeiert. Die meisten Menschen, die heute die Feste feiern, haben mit der Ernte gar nichts zu tun.
Du selbst willst auch auf dem Feld arbeiten. Was erhoffst du dir davon?
Ich kann ja nicht einfach hingehen und sagen: „Leute, ich will euch fotografieren, stellt euch mal hin!“ So funktioniert das nicht. Nur wenn ich selbst mitmache, komme ich den Menschen näher und kann sie verstehen. Durch die Arbeit kann ich mir Respekt verschaffen. Auch wenn ich dann Blasen an den Händen habe und alle über die Städterin lachen.
Hast du schon eine Vorstellung davon, was deine Bilder zeigen sollen?
Es werden wahrscheinlich Ganzkörperporträts werden. Bei den Saisonarbeitern zum Beispiel interessiert mich jedes Detail: die Gummischuhe, die Hosen, der Pullover — da möchte ich einfach alles an der Person sehen. Saisonarbeit ist eine körperlich harte Arbeit und diese Arbeit möchte ich über die Person sehen können. Die zweite Ebene, die ich über den Hintergrund in die Bilder bauen möchte, sind historische Fotografien aus der Landwirtschaft.
Irina Ruppert wurde 1968 in Aktjubinsk/Kasachstan geboren und lebt als freie Fotografin in Hamburg. www.irinaruppert.de.
Weitere Infos unter:
www.matchbox-rhein-neckar.de und www.facebook.com/Matchbox.Orangenzimmer
Es war eine super Entscheidung, einen Laden — das „Orangenzimmer“, wie ich ihn genannt habe — als Arbeits- und Begegnungsraum zu eröffnen und im Schaufenster historische Fotografien aus der Region zu zeigen. Die Menschen bringen mir ihre alten Fotos in den leerstehenden Laden, in dem sonst Orangenbäume überwintern, und erzählen von früher und davon, was sich alles verändert hat. Darauf hatte ich gehofft: Kontakt zu bekommen und erstmal Vertrauen herzustellen. Es geht immer auch darum, dass die Menschen gerne etwas von sich preisgeben — denn ich als Fotografin nehme gleichzeitig sehr viel.
Heimat, Herkunft und Identität sind starke Motive deiner Arbeit. Was interessiert dich am Thema Landwirtschaft?
Meine Großeltern haben in der Landwirtschaft gearbeitet. In Russland waren wir Eigenversorger und haben immer frisch und saisonal gegessen. Dieser Geschmack hat mich geprägt. Ich beschäftige mich mit der Erzeugung und Verarbeitung von Nahrung. Wo kommt denn das ganze Essen heute her? Für mich geht es auch darum, wie wir in Zukunft leben wollen. Wenn ich in Osteuropa unterwegs bin, dann fällt mir auf, dass eine Generation dort mehr als ein halbes Jahr nicht anwesend ist. Diese Generation fährt jedes Jahr nach Deutschland, Spanien oder Frankreich zur Saisonarbeit. Da frage ich mich schon: Warum machen wir das nicht selbst? Früher haben die Landwirte die Ernte mit einem Fest beendet und alle haben zusammen gefeiert. Die meisten Menschen, die heute die Feste feiern, haben mit der Ernte gar nichts zu tun.
Du selbst willst auch auf dem Feld arbeiten. Was erhoffst du dir davon?
Ich kann ja nicht einfach hingehen und sagen: „Leute, ich will euch fotografieren, stellt euch mal hin!“ So funktioniert das nicht. Nur wenn ich selbst mitmache, komme ich den Menschen näher und kann sie verstehen. Durch die Arbeit kann ich mir Respekt verschaffen. Auch wenn ich dann Blasen an den Händen habe und alle über die Städterin lachen.
Hast du schon eine Vorstellung davon, was deine Bilder zeigen sollen?
Es werden wahrscheinlich Ganzkörperporträts werden. Bei den Saisonarbeitern zum Beispiel interessiert mich jedes Detail: die Gummischuhe, die Hosen, der Pullover — da möchte ich einfach alles an der Person sehen. Saisonarbeit ist eine körperlich harte Arbeit und diese Arbeit möchte ich über die Person sehen können. Die zweite Ebene, die ich über den Hintergrund in die Bilder bauen möchte, sind historische Fotografien aus der Landwirtschaft.
Irina Ruppert wurde 1968 in Aktjubinsk/Kasachstan geboren und lebt als freie Fotografin in Hamburg. www.irinaruppert.de.
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Matchbox
Initiiert vom Kulturbüro der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH zieht Matchbox als wanderndes Kunst- und Kulturprojekt seit 2015 durch Kommunen im ländlichen Raum von Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz. International renommierte Künstler*innen entwickeln vor Ort in Zusammenarbeit mit den Einwohner*-innen Kunstprojekte aller Sparten mit lokalem Bezug. Der künstlerische Prozess, die unmittelbare Teilhabe und das Erleben von Kunst direkt vor der eigenen Haustür stehen im Mittelpunkt dieses interdisziplinären Programms.
AdresseMetropolregion Rhein-Neckar GmbH // Kulturbüro // M 1, 4-5 // 68161 Mannheim // Telefon: 0621 12987-90 // E-Mail: matchbox@m-r-n.com