Hambacher Schloss

Mutmacher, Macht und Musik

› Es muss ein ziemlicher Tumult gewesen sein, damals am 27. Mai 1832. Schon allein akustisch: Trommeln und Geigen, Harfen und Drehorgeln begleiten den riesigen Pulk an Menschen, der zu Fuß in Richtung Hambacher Schlossruine unterwegs ist. Schon am Abend zuvor haben zum Auftakt des „Nationalfestes der Deutschen“ alle Glocken in Neustadt geläutet. Am Morgen darauf geht es mit mehrstündigen Geschütz- und Freudenfeuern auf den höchsten Punkten des Haardtgebirges weiter. „Dort, auf Hambach, jubelte die moderne Zeit ihre Sonnenaufgangslieder“, schreibt später der Schriftsteller Heinrich Heine über die „Wiege der Demokratie“.

Lieder der Freiheit

Hymnen, die von Freiheit, Einheit und Gleichberechtigung erzählen, dazu Trommelwirbel und Kanonenknall: Lautstärker hätte man seine Überzeugungen nicht in die Welt tönen können. Was also läge näher, um dieses historische Ereignis zu würdigen, als ein „Hambacher Freiheitsfest“, bei dem es 185 Jahre später nun vor allem um eins gehen soll: um Musik? Denn nach wie vor wird Kritik an Gesellschaft und Politik in Musik und Lyrik verpackt — ob in Jazz und neuer Musik, ob in Pop, Rock oder Punk, ob in Soul oder Hiphop. Wenn wir genau hinhören, lassen sich dort immer wieder die verschiedensten Botschaften für eine bessere Welt entdecken, wie sie auch die Hambacher Festteilnehmer 1832 herbeisehnten.

Der Kampf um Demokratie

„Den 185. Jahrestag des Hambacher Festes wollen wir deshalb mit einem musikalisch gut geschüttelten Stilmix begehen“, erklärt Ulrike Dittrich, Geschäftsführerin der Stiftung Hambacher Schloss. Am 28. Mai ab 11 Uhr können die Besucher im Schlosspark eine musikalische Reise für die ganze Familie erleben. Ausgangspunkt ist das politische Liedgut von einst — die Lieder und Musikstücke, die in den bewegten Zeiten des Hambacher Festes und der Revolution von 1848/49 vom Kampf um Demokratie, vom freien Wort und von der Selbstbestimmung erzählten. Sie sind heute die Grundwerte der Demokratie, die allerdings immer wieder aufs Neue erstritten und verteidigt werden müssen.

Mit der Frage „Demokratie in der Krise?“ sind in diesem Jahr daher auch die „Hambacher Gespräche“ überschrieben, zu denen das Frank-Loeb-Institut der Universität Landau und die Landeszentrale für Politische Bildung gemeinsam mit der Stiftung Hambacher Schloss einladen. An vier Terminen geht es in Diskussionen mit Politikern, Kulturschaffenden oder Wirtschaftsexperten um sinkende Wahlbeteiligung — und um die Frage, ob demokratische Strukturen womöglich auch Nachteile bringen, etwa im internationalen wirtschaftlichen Wettbewerb.

Kontroverses und Kritisches

Darüber hinaus findet im Hambacher Schloss regelmäßig das „Demokratieforum“ statt, bei dem es um Kontroverses und Kritisches geht: Die Frage, wie viel Legitimation eine starke Demokratie braucht, wird dort genauso leidenschaftlich debattiert wie das Phänomen der „Fake-News“, die zunehmend stärker wahrgenommen werden als Fakten und sorgfältig recherchierte Hintergründe. Im Herbst beschäftigt sich das Demokratieforum unter dem Titel „Die angegriffene politische Kultur und die gelähmte Republik“ mit dem Status quo unserer politischen Kultur, aber auch dem gesellschaftlichen Zusammenhalt in Demokratien. Musterbrecher und Mutmacher stehen schließlich im November im Fokus. Sie werden inzwischen immer häufiger als wichtige Impulsgeber der Arbeitswelt gefeiert. Doch was bedeutet „Diversity“ wirklich? Darüber soll nicht nur mit Bürgern diskutiert werden, sondern auch mit Managern. Und das alles an einem Ort, den mutige Menschen zu einem besonderen gemacht haben. Damals, im Frühling vor 185 Jahren. ‹


HINAUF ZUM SCHLOSS!

Hambacher Freiheitsfest
Sonntag, 28. Mai 2017, ab 11 Uhr

Demokratie-Forum
Poröse Macht und schwache Repräsentation — Wie viel Legitimation braucht eine starke Demokratie?
Mittwoch, 22. März 2017, 19 Uhr

Filter-Blasen und Gesinnungs-Kapseln — Welche Medien bieten Orientierung im „postfaktischen“ Dschungel?
Mittwoch, 10. Mai 2017, 19 Uhr

Die angegriffene politische Kultur und die gelähmte Republik — Populismus zwischen Ausnahmezustand und deutscher
Normalität
Mittwoch, 13. September 2017, 19 Uhr

Querdenker und Musterbrecher — Ideen von Mutmachern, Wegweisern und Einzelkämpfern
Mittwoch, 15. November 2017, 19 Uhr

Hambacher Gespräche: Demokratie in der Krise?
Mittwoch, 26. April 2017, 19 Uhr
Mittwoch, 31. Mai 2017, 19 Uhr
Mittwoch, 28. Juni 2017, 19 Uhr
Mittwoch, 18. Oktober 2017, 19 Uhr

Weitere Infos unter: www.hambacher-schloss.de

Hambacher Schloss

Seit im Mai 1832 zum ersten Mal die schwarz-rot-goldene Fahne auf dem Kastanienberg bei Neustadt wehte, gilt das Hambacher Schloss als Wiege der deutschen Demokratie. Heute ist das Schloss eine nationale Gedenkstätte, die mit der Dauerausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss!“ interessante Einblicke in die deutsche (Demokratie-)Geschichte bietet. Bei Veranstaltungsreihen wie den Hambacher Gesprächen, dem Hambacher Disput oder dem Demokratie-Forum Hambacher Schloss sind regelmäßig renommierte Gäste vor Ort, die aktuelle politische Themen beleuchten und diskutieren. Abgerundet wird das Programm durch Sonderausstellungen, Kulturevents (Kabarett, Kindertheater und Konzerte ) und Gastveranstaltungen wie dem Hambacher Fest-Bankett. 2015 wurde die Gedenkstätte Hambacher Schloss als erst zweite Institution in Deutschland mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.
TerminMI 22. März bis MI 15. November 2017
AdresseStiftung Hambacher Schloss // 67434 Neustadt an der Weinstraße // Telefon: 06321 926290 // E-Mail: info@hambacher-schloss.de
Öffnungszeitentäglich von 10 bis 18 Uhr (April bis Oktober) und von 11 bis 17 Uhr (November bis März)
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