› Herbst 1923: Deutschland ist von den Folgen des Ersten Weltkriegs gezeichnet. Armut und Arbeitslosigkeit grassieren, die Hyperinflation erreicht ihren Höhepunkt. Gleichzeitig entwickelt sich Berlin zu Beginn der „Goldenen 20er“ zum internationalen Mekka für Kunst und Kultur. Radio Marke EigenbauIn dieser zwiespältigen Zeit erblickt auch der Rundfunk das Licht der Welt: Als erster offizieller Radiosender startet am 29. Oktober 1923 die „Funk-Stunde AG“ ihren Programmbetrieb in Berlin. Offizielle Strukturen fehlen zunächst, so wird die eigentliche Sendegesellschaft erst Wochen später gegründet. Zur Pilotsendung gibt es daher noch keinen einzigen Haushalt, der Rundfunkgebühren zahlt — dafür aber etliche Schwarzhörer*innen. Trotz der holprigen Anfänge stößt das neuartige Medium schnell auf große Begeisterung.Anfangs ist Radiohören teuer, Gerät und Gebühren kosten viel Geld. Viele bauen sich deshalb ihre Radios kurzerhand selbst und hören heimlich: Im Krieg waren viele Männer zu Funkern ausgebildet worden, besitzen deshalb die nötigen technischen Kenntnisse für eine Radiokonstruktion Marke Eigenbau. Doch nicht nur wegen der Kosten ist das Radio in den ersten Jahren eine Sache für Bastler und Technikfreaks. Die neue Technologie ist auch ziemlich kompliziert: Antennen müssen ausgerichtet und Knöpfe behutsam gedreht werden, um eine Sendefrequenz einzufangen — eine Aufgabe, die viel Geduld und eine ruhige Hand erfordert. Das Radio wird zum MassenmediumGegen Ende der 1920er-Jahre kommen Radiogeräte mit besserer Tonqualität auf den Markt, die sich auch einfacher bedienen lassen. Sogar erste Apparate mit Netzanschluss gibt es, denn auch die Elektrifizierung der eigenen vier Wände schreitet voran. So steigt die Zahl der registrierten Hörer*innen im Deutschen Reich bis 1927 auf 1,75 Millionen — das entspricht etwa 31 Prozent der Haushalte. Innerhalb kürzester Zeit wird das Radio zum Massenmedium.Die Ausstellung „Auf Empfang!“ im TECHNOSEUM zeichnet ein Jahrhundert Mediengeschichte in Deutschland nach — von den Anfängen der Funktechnik bis hin zu den heutigen Social-Media-Plattformen. An Mitmach-Stationen können sich große wie kleine Besucher*innen unter anderem vor einen Greenscreen stellen, die Intro-Melodien legendärer Serien erraten oder Filmsequenzen vertonen. Nicht zuletzt gibt es ein Wiedersehen mit TV-Helden aus der Sendung mit der Maus, der Sesamstraße und dem Ost- sowie dem West-Sandmännchen.‹
Auf Empfang! Die Geschichte von Radio und Fernsehen
bis 12. November 2023
TECHNOSEUM
www.technoseum.de
Auf Empfang! Die Geschichte von Radio und Fernsehen
bis 12. November 2023
TECHNOSEUM
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Bildnachweis:
Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv, Photo-NoragTECHNOSEUM
Das TECHNOSEUM ist eines der großen Technikmuseen in Deutschland. Die Entwicklungen in Naturwissenschaften und Technik vom 18. Jahrhundert bis heute sowie der soziale und wirtschaftliche Wandel, den die Industrialisierung ausgelöst hat, sind Themen der Dauerausstellung. Maschinen werden nicht einfach gezeigt, sondern in Ensembles inszeniert, Vorführtechniker erklären Arbeitsabläufe und beantworten Fragen. Selbst aktiv werden darf man in der Experimentier-Ausstellung „Elementa“: Technische Erfindungen lassen sich hier durch eigenes Ausprobieren nacherleben. Mit Sonderausstellungen zu Themen aus Naturwissenschaften, Technik und Gesellschaft ist das Museum zugleich Forum für aktuelle Debatten. Komplettiert wird das Programm durch Vorträge, Workshops und spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche.
AdresseTECHNOSEUM // Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim // Museumsstr. 1 // 68165 Mannheim // Telefon: 0621 4298-9 // E-Mail: info@technoseum.de
Öffnungszeitentäglich 9 bis 17 Uhr
Infoswww.technoseum.de