Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz

Von Löwen und Pferden

› Kutschfahrten durch lichtdurchflutete Alleen, schwerbeladene Ackergäule, Rennbahnszenen und Polospiele — kaum ein anderer Künstler hat dem Pferd in der Kunst ein solches Denkmal geschaffen wie Otto Dill. Als Statusobjekt der Reichen und Schönen, als Arbeitstier sowie in Studien, die dem Wesen der Huftiere nachspüren, bevölkern sie sein Werk. Ab April können unter anderem eben jene Dill-Pferde gemeinsam mit anderen Werken des Pfälzer Künstlers in der Villa Ludwigshöhe entdeckt werden. Unter dem Titel „Tier und Landschaft“ werden seine bevorzugten Motive gezeigt.

Noch heute ist der 1884 in Neustadt an der Weinstraße geborene Otto Dill unter dem Namen „Löwen- oder Pferde-Dill“ vor allem für seine Tierdarstellungen bekannt. Nach einer Lehre als Verlagskaufmann studiert er von 1908 bis 1914 Malerei an der Münchner Akademie und wird Meisterschüler des berühmten Tiermalers Heinrich von Zügel. Dort lernt er die Möglichkeiten der Freilichtmalerei kennen. Zunächst steht Dills Malweise unter dem starken Einfluss seines Lehrers. Es entstehen vor allem seine Gemälde von Raubtieren und Pferden, für die sich Dill seit frühester Jugend interessiert. 1914 meldet sich Dill als Kriegsfreiwilliger und wird aufgrund einer Krankheit 1916 ins Bayerische Kriegsministerium versetzt. Zwei Jahre vor Kriegsende heiratet er und mietet im darauffolgenden Jahr ein Atelier in München.

Impressionismus aus der Pfalz und Berlin
Als Mitglied der Münchner Secession nimmt er 1922 an ver-schiedenen Ausstellungen der Künstlervereinigung teil. 1924 wird Otto Dill der Professorentitel verliehen. Im Jahr 1930 siedelt er von München nach Neustadt an der Weinstraße über. Dort entstehen vorwiegend Landschaftsdarstellungen. Während des Zweiten Weltkriegs zieht er nach Bad Dürkheim, wo er bis zu seinem Tod 1957 lebt und arbeitet. Anregungen erhält Dill auch durch seine viele Reisen, die ihn nach Italien, Frankreich, Spanien bis nach Nordafrika führten. Dort beeindrucken ihn das andersartige Licht und die Atmosphäre der fremden Landschaft, die folgend neben seiner pfälzischen Heimat mit ihren Wäldern und Weinbergen Einzug in sein Schaffen erhält.

Eine weitere Sonderausstellung startet im Sommer. Sie ist Lesser Ury (1861–1931) gewidmet, dem „Einzelgänger unter den ‚Deutschen Impressionisten‘“, so der Titel der Schau. Zu sehen sein werden stimmungsvolle Werke des Künstlers, der sich als Mitglied der Berliner Secession einen Namen machte. Die Ausstellung zeigt Landschaften und vor allem Großstadtbilder von Cafés und Straßenzügen, die den Charme der 1920er-Jahre widerspiegeln — und ganz nebenbei an die Atmosphäre der aktuell sehr erfolgreichen ARD-Serie „Babylon Berlin“ erinnern. Gezeigt wird eine umfangreiche Privatsammlung, die in ihrer ganzen Bandbreite die Innovationen des Autodidakten, etwa in seiner Lichtbehandlung, präsentiert. Ury blieb zeitlebens ein absoluter Einzelgänger, der sich durch seinen schroffen Charakter immer wieder zahlreiche Feinde machte. Zu diesen gehörte auch Max Liebermann, der seinen ganzen Einfluss auf die Berliner Kulturpolitik dazu nutzte, Ury vom etablierten Kunstbetrieb zu isolieren und auszuschließen. Trotz Urys unstrittigen Talents blieb ihm deshalb der große Durchbruch verwehrt. ‹


Ausstellungen

Otto Dill — Tier und Landschaft
28. April bis 28. Juli 2019
Schloss Villa Ludwigshöhe

Vorschau: Lesser Ury — Der Einzelgänger unter den „Deutschen Impressionisten“
18. August bis 24. Nov. 2019,Schloss Villa Ludwigshöhe
  • Lesser Ury, "Im Café Bauer", 1895, Privatsammlung (Foto: Regine Buxtorf)


Schloss Villa Ludwigshöhe
Ludwig I. (1786–1868) ließ sich das Schloss Villa Ludwigshöhe als Domizil nach italienischem Vorbild erbauen. Der Grundstein für das vom König als Sommersitz gedachte Bauwerk wurde 1846 gelegt. Seit 1980 hat das Œuvre Max Slevogts einen festen Platz auf Schloss Villa Ludwigshöhe und wird dem Publikum in wechselnden Ausstellungen auf immer wieder neue Weise präsentiert. Neben den Werken Slevogts werden 2019 zwei weitere Impressionisten mit Ausstellungen gewürdigt. Wiedereröffnung — 13. April 2019
Öffnungszeiten — Dienstag bis Sonntag & Feiertag 10–18 Uhr
Schloss Villa Ludwigshöhe in Edenkoben an der Weinstraße

www.schloss-villa-ludwigshoehe.de
Bildnachweis:
Otto Dill, „Vor dem Start“, 1929, © GDKE/Landesmuseum Mainz (Foto: Ursula Rudischer)

Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz

Unter dem Motto „Wir machen Geschichte lebendig!“ erforschen, sichern, sammeln und vermitteln die sechs Direktionen unter dem Dach der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) das Kulturelle Erbe des Bundeslandes. Ihren Sitz hat die Obere Landesbehörde, die direkt dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur nachgeordnet ist, in der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz. Zu den Liegenschaften und Denkmälern, für die die GDKE in der Metropolregion Rhein-Neckar zuständig ist, gehören das Schloss Villa Ludwigshöhe in Edenkoben, die Reichsburg Trifels in Annweiler und die Hardenburg in Bad Dürkheim. In Speyer ist eine Außenstelle der Landesarchäologie beheimatet, die unter anderem das „Archäologische Schaufenster“ betreibt.
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