Heidelberger Schlossfestspiele

Der Porsche im Schloss

› Narrenkappe, Schnabelschuhe und Schellen — so kennt jedes Kind den Spaßmacher Till Eulenspiegel. Die Sage vom Gaukler und Streichespieler voller Witz und Klugheit reicht weit in die Vergangenheit zurück. Das Volksbuch mit kleinen Geschichten über Till Eulenspiegel erschien bereits Anfang des 16. Jahrhunderts und entwickelte sich sofort zu einem Bestseller. Übersetzungen in mehrere Sprachen verbreiteten den Eulenspiegel-Stoff in ganz Europa. Für das junge Lesepublikum wurde der Schelm, der tatsächlich im niedersächsischen Raum gelebt haben soll, erst 300 Jahre später entdeckt. Doch nicht nur für Kinder und Jugendliche wurden Tills Streiche immer wieder neu erzählt, auch für Erwachsene entstanden weitere Neudichtungen. Weit über 500 unterschiedliche Bearbeitungen des Eulenspiegel-Stoffes gibt es inzwischen. Eine ganz aktuelle Bearbeitung — nämlich die Theaterfassung von Katrin Lange — zeigt das Theater und Orchester Heidelberg in diesem Sommer auf dem Heidelberger Schloss. Die Leiterin des Jungen Theaters Franziska-Theresa Schütz inszeniert sie für Festivalbesucher ab fünf Jahren.

Das Schloss als Raubritterburg

„Das Stück ‚Freund Till, genannt Eulenspiegel’ passt perfekt aufs Heidelberger Schloss“, betont die Regisseurin. Nicht jedes Theaterstück eigne sich für diesen außergewöhnlichen Spielort. Daher sei es sehr wichtig, schon bei der Auswahl des Stoffes das Schloss mitzudenken. Es wird nichts versteckt oder mit Bühnendekorationen zugebaut, das Schloss ist vielmehr Teil des Bühnenbildes. Bühnenbildner Stephan Testi und Regisseurin Franziska-Theresa Schütz war daher sehr schnell klar, dass der Englische Bau wunderbar den Innenraum der Raubritterburg darstellen kann. Eine überdimensional lange Tafel, ein Chefsessel, kleinere Schätze und ein echter Porsche füllen die Ruine mit Leben.
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    Für Regisseurin Franziska-Theresa Schütz ist "Till Eulenspiegel" die letzte Produktion in Heidelberg. Die Leiterin des Jungen Theaters verabschiedet sich nach fünf Jahren aus der Stadt am Neckar.
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    Der Englische Bau mit dem Dicken Turm (links) ist eine prächtige Kulisse für …
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    Minutiöse Planung: Damit beim tatsächlichen Aufbau alles reibungslos klappt, proben die Bühnenbildner mit einem detailgetreuen Modell.
Und genau an dieser Stelle wird es wie jedes Jahr eine Herausforderung: Wie bekommt man das Bühnenbild in den Englischen Bau? Wie sorgt man dafür, dass die Bühnenteile sicher stehen und dem Schloss keinen Schaden zufügen? Die im Theater üblichen großen Transporttüren gibt es nicht. Die Techniker können die Bühnendekoration nicht im Boden verankern oder gar an den Wänden befestigen. Große Bühnenteile werden deshalb in den Theaterwerkstätten in mehrere Einzelteile zerlegt — auch der Porsche. Zudem ist das Bühnenbild jeglicher Witterung ausgesetzt und muss Regen, starken Wind, Hitze und Kälte aushalten können. Das erfordert robuste Materialien, die dem Wetter standhalten.

Diese Einzelteile transportieren die Bühnentechniker in den Englischen Bau und setzen sie dort wieder zusammen. Außerdem müssen sie noch bis zu zwei Kilometer Stromleitungen verlegen, Garderoben für die Schauspieler und Maskenbereiche einrichten, Kostüme und Requisiten anliefern, ein Tonpult und Lautsprecherboxen aufbauen. Nur Scheinwerfer werden für „Freund Till, genannt Eulenspiegel“ nicht installiert, denn die Vorstellungen finden am helllichten Tag statt.

Spannender Aufbau

Obwohl sich die Mitarbeiter des Theaters auf dem Schloss mittlerweile bestens auskennen und bisher noch jede technische Aufgabe gemeistert haben, ist es für sie jedes Jahr wieder aufregend. Auch deswegen, weil der reguläre Schlossbetrieb nicht gestört werden soll. Die Ströme von Touristen und Einheimischen, die besonders in den Sommermonaten auf dem Heidelberg Schloss flanieren, sollen möglichst nicht eingeschränkt werden.

Ist der Porsche geparkt und sind auch die restlichen Requisiten im Englischen Bau untergebracht, kann es mit dem Theaterstück von Katrin Lange losgehen. Es erzählt, wie Till überhaupt erst der berühmte Spaßmacher wird: Ein Raubritter stiehlt den noch jungen, unerfahrenen Gaukler und verschleppt ihn auf seine Burg. Till soll dort Kunststückchen vorführen und so dafür sorgen, dass sich keiner mehr langweilt. Das tut er auch, allerdings macht er sich mit der Truppe des Raubritters seinen eigenen Spaß und spielt ihnen Streiche.

Abschied von Heidelberg

Für Regisseurin Franziska-Theresa Schütz ist die Arbeit an einer Inszenierung für die Heidelberger Schlossfestspiele immer wieder spannend. In dieser Spielzeit ist es gleich doppelt aufregend, denn mit „Freund Till, genannt Eulenspiegel“ verabschiedet Franziska-Theresa Schütz sich von Heidelberg — nach fünf Jahren als Leiterin des Jungen Theaters verlässt sie das Theater und Orchester Heidelberg.

Auf die Frage, worauf sie sich am meisten bei den Proben freut, antwortete sie: „Auf die herrlich frische Luft auf dem Schloss! Und auf die Arbeit mit meinem ganzen Team zum Abschluss meiner fünf Jahre in Heidelberg. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen. Den Spaß und die Freude der letzten fünf Jahre werde ich versuchen durch ‚Freund Till, genannt Eulenspiegel‘ nochmals zu zeigen. Es wird hoffentlich ein rauschendes Fest, zu dem ich alle einladen möchte.“

Heidelberger Schlossfestspiele

Die weltbekannte und einzigartige Heidelberger Schlossruine bildet auch in dieser Sommersaison die Kulisse für die Schlossfestspiele. Im Schlosshof, im Dicken Turm und im Englischen Bau erwartet die Besucher ein abwechslungsreiches Programm bestehend aus Musical, Schauspiel, Konzert und Jungem Theater.
TerminMI 15. Juni bis SO 31. Juli 2016
AdresseTheater & Orchester der Stadt Heidelberg // Theaterstraße 10 // 69117 Heidelberg // Kartentelefon: 06221 58-20000 // E-Mail: tickets@theater.heidelberg.de
SpielorteSchloss Heidelberg
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