Schwetzinger SWR Festspiele

Ein Paukenschlag zum Abschied

› Heike Hoffmann, nach „Arkadien“ im vorletzten und „Vanitas“ im letzten Jahr heißt das kommende Festspielmotto schlicht „Da capo“ — wie ist das zu verstehen?
Nun, mit dem Programm für 2024 verabschiede ich mich nach neun Jahren von den Schwetzinger Festspielen und habe mir die Freiheit genommen, anstelle eines thematisch konnotierten Mottos eins zu wählen, das es erlaubt, den Fokus ganz auf die Künstlerinnen und Künstler zu lenken. Da vor allem auf diejenigen, die das Profil der Festspiele in den letzten Jahren künstlerisch entscheidend mitgeprägt haben.
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    Foto: Elmar Witt
Das Aufgebot an hochkarätigen Künstlern liest sich in der Tat wie ein großer Paukenschlag zum Abschied. Wen sollte man auf keinen Fall verpassen?
Ich kann und möchte wirklich niemanden herausheben, bin aber sehr glücklich, dass sie alle meiner Einladung gefolgt sind. Eine Premiere jedoch möchte ich unbedingt erwähnen: Erstmals machen die Schwetzinger Festspiele einen Abstecher nach Worms. Zustande gekommen ist dies durch eine Initiative von Wormser Bürgern, die dem Musikleben ihrer Stadt einen Impuls verleihen wollen. Das renommierte italienische Ensemble La Fonte Musica wird im Kaiserdom Monteverdis „Marienvesper“ aufführen — das sollte man in der Tat nicht verpassen.

Können Sie schon etwas zu den Musiktheater-Produktionen verraten, die uns 2024 erwarten?
Wir beginnen mit der Uraufführung einer neuen Oper der italienischen Komponistin Lucia Ronchetti, das Libretto hat die ukrainische Schriftstellerin Katja Petrowskaja auf der Basis von Dostojewskis Roman „Der Doppelgänger“ geschrieben. In der Alten Musik schließe ich gewissermaßen den Kreis zu meinem Schwetzinger Beginn: Damals kamen der RIAS Kammerchor und die Akademie für Alte Musik Berlin mit „The Fairy Queen“ von Henry Purcell, nun erleben wir in gleicher Besetzung seine Semi-Opera „King Arthur“. Weitere Höhepunkte sind „Click‘n Drums“, eine aus Frankreich stammende szenische Produktion für Kinder, an der aber auch Erwachsene Riesenspaß haben werden, sowie das Melodram „Pygmalion“ von Georg Anton Benda mit dem fabelhaften Michael Rotschopf und dem Ensemble La Stagione Frankfurt. Zum Abschluss heben wir eine neue Produktion von Nico and the Navigators aus der Taufe, die sich unter dem Titel „The whole Truth about Lies“ mit den brandaktuellen Themen Fake-News und KI auseinandersetzt.

Die Orangerie des Schwetzinger Schlosses, sonst den Konzerten aus der „Grenzgänge“-Reihe vorbehalten, wird komplett umfunktioniert. Was haben Sie vor?
Die spätabendlichen „Grenzgänge“ als Begegnungsraum zwischen verschiedenen musikalischen Genres, zwischen Musikern, die vielleicht sonst nicht gemeinsam auf einer Bühne stehen, werden in anderen Räumen stattfinden. Die Orangerie wird für die Dauer der Festspiele zu einer Musik-Raum-Installation, erarbeitet von der chilenischen Komponistin Tamara Miller und der Bildkünstlerin Grace Ellen Barkey, international bekannt durch ihre Arbeit mit der belgischen Needcompany. „Imagined Garden“ vereint Klang, Bildende Kunst, Naturwissenschaft, Technik und Botanik und wird die Orangerie in einen farben- und formenprächtigen Erlebnisraum verwandeln.

Ein neues Format wird auch das „Fahrradkonzert“ mit Les Forces Majeures sein. Wie darf man sich das vorstellen?
Die Konzerte unter dem Titel „Accordez vos vélos“ sind zum Markenzeichen des französischen Ensembles unter der Leitung von Raphaël Merlin, dem ehemaligen Cellisten des Quatuor Ébène, geworden. Geboren wurde die Idee einer musikalischen Tournee nur per Fahrrad aus dem Wunsch, auch im Konzertbereich ökologisch bewusster zu handeln und auch das Publikum auf undogmatische Weise für die Umweltthematik zu sensibilisieren. Für Schwetzingen planen wir nun eine Tour an Christi Himmelfahrt. Los geht es am Schwetzinger Schlossplatz Richtung Rhein, auf die Kollerinsel und zurück nach Schwetzingen. Jung und Alt sind herzlich eingeladen, mitzuradeln und unterwegs einige Kurzkonzerte zu erleben. Am Abend präsentiert das Ensemble dann das vollständige Programm im Mozartsaal des Schlosses. ‹

Premiere „Der Doppelgänger“ 26. April 2024, Rokokotheater Schwetzingen
La Fonte Musica: Marienvesper 02. Mai 2024, Dom zu Worms
Premiere „King Arthur“ 19. Mai 2024, Rokokotheater Schwetzingen


Schwetzinger SWR Festspiele
26. April bis 25. Mai 2024
www.schwetzinger-swr-festspiele.de
Vorverkauf ab 06. Dezember 2023 unter www.swrclassicservice.de
Bildnachweis:
Elmar Witt

Schwetzinger SWR Festspiele

Die Schwetzinger SWR Festspiele sind seit 1952 ein internationales Festival der klassischen Musik. Jährlich präsentieren sie im Frühjahr in den historischen Räumlichkeiten des Schwetzinger Schlosses über 50 Konzerte. Ihre Veranstaltungen werden vom Rundfunk begleitet und weltweit gesendet. Neben zahlreichen Konzerten umfasst das Programm auch Oper und Musiktheater, Klanginstallationen und viele SWR2 Sendungen vor Ort. Im Auftrag der Festspiele entsteht jedes Jahr eine Musiktheaterproduktion, mit deren Uraufführung die Saison festlich eröffnet wird.
TerminFR 26. April bis SA 25. Mai 2024
AdresseSchwetzinger SWR Festspiele gGmbH // Hans-Bredow-Straße // 76530 Baden-Baden //Kartentelefon: 07221 300200
SpielorteSchwetzinger Schloss, Dom zu Speyer und Kirche St. Joseph, Speyer
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