Lange Zeit tanzten in der Mannheimer Trinitatiskirche nur die Farben. Von der Sonne zum Leuchten gebracht, flimmern sie über Boden und Bänke, über Holz und Beton. Daria Holme erinnert sich noch an ihren ersten Besuch 2015. Sie kannte den Bau, Holme ist in Mannheim aufgewachsen. „Ich habe ihn aber nie richtig wahrgenommen. Er wirkte so verschlossen.“ Dass die kleinen Glasflächen im Inneren so eine Kraft entfalten können, beeindruckte sie. Nach dem Zweiten Weltkrieg war im Quadrat G 4, wo zuvor die alte Trinitatiskirche stand, nur noch ein Trümmerhaufen. Den Auftrag, eine neue Kirche zu errichten, erhielt der junge Architekt Helmut Striffler. Es sollte ein modernes Gebäude werden, ein Neuanfang. Ein Bau aus Sichtbeton und Glas, angelehnt an gotische Kathedralen. Die neue Kirche wurde in Architektenkreisen gefeiert und ist seit 1995 ein Kulturdenkmal. Doch die Pfarrgemeinde nutzte sie immer seltener. Der perfekte Ort2015 schrieb die Kirche einen Ideenwettbewerb für eine Zwischennutzung aus. Zu dieser Zeit war Daria Holme gemeinsam mit dem Choreografen Éric Trottier auf der Suche nach einem Ort für ihre Idee: einem Raum für zeitgenössischen Tanz. Beim ersten Besuch in der Kirche war ihnen klar: Das ist der perfekte Ort für das EinTanzHaus. Die zentrale Lage, der säulenlose Innenraum, die Höhe. „Es hat alles Sinn ergeben“, erinnert sich Holme. Der Entwurf, den sie gemeinsam mit der Mannheimer Architektin Mireille Solomon einreichten, setzte sich durch.Ein Ort, der Menschen zusammenbringtDoch das EinTanzHaus sollte kein Ort werden, der am Freitagabend seine Türen für das Kulturpublikum öffnet und nach dem Wochenende wieder schließt. „Wir wollten einen Treffpunkt für das Viertel, einen Ort, der Menschen zusammenbringt — ob sie hier nun eine Veranstaltung besuchen oder nicht.“ Und so stehen die Türen des EinTanzHauses fast immer offen. Auch bei Proben können neugierige Besucher zuschauen. Neben den Veranstaltungen finden im EinTanzHaus auch Workshops und Kurse für Laien statt. Für drei Jahre war die Zwischennutzung ursprünglich geplant. Bereits im Sommer 2020 wurde sie um weitere drei Jahre verlängert. Alle Änderungen sind leicht zurückbaubar. Die alten Kirchenbänke sind nun Teil der Zuschauertribüne und die Bühne im Innenraum umgibt ein rund sechs Meter hohes Metallgerüst, an dem Lampen und schwarze Vorhänge angebracht werden können. Doch ganz dunkel wird es nie in der Kirche und nie ganz still. Das Licht und die Geräusche der Stadt dringen immer nach innen. Vogelzwitschern, spielende Kinder, vorbeifahrende Autos. „Ich finde schön“, sagt Daria Holme, „dass alle, die hier auftreten, auch mit der Kirche und mit der Stadt kommunizieren.“ Ein Haus, das verbindet.EinTanzHaus in der Trinitatiskirche, G4,4, Mannheim, eintanzhaus.deTipp! Ein ausführliches Porträt des EinTanzHauses finden Sie auf www.wosonst.eu, dem Reise- und Heimatmagazin Rhein Neckar.
EinTanzHaus
Das EinTanzHaus ist als Spielstätte für zeitgenössischen Tanz und interdisziplinäre Projekte in einer denkmalgeschützten Kirche mitten in den Mannheimer Quadraten zuhause. 2017 wurde das Haus aus künstlerischer Eigeninitiative heraus gegründet, um ein innovatives Zentrum mit professioneller Infrastruktur für freies Produzieren zu schaffen. Es dient als Produktionsort für Choreograf*innen und Tänzer*innen, Gastspielort, Experimentierforum, Unterrichtsraum und Treffpunkt der Szene. Performance, Schauspiel, Musik und diskursive Veranstaltungen ergänzen das Programm. Offene Formate laden die Gesellschaft ein, selbst den Bühnenraum in Kursen oder Tanzveranstaltungen zu nutzen und stehen gleichberechtigt neben Kunstproduktionen und professionellen Angeboten für Tanzschaffende.
AdresseTrinitatiskirche // G 4,5 // 68159 Mannheim // info[at]eintanzhaus.de
Infoseintanzhaus.de