› Rund 30.000 Menschen kamen 1832 zum Hambacher Schloss. Die schiere Dimension dieser Zahl gilt es sich ganz bildlich auch angesichts aktueller Großdemos vor Augen zu führen. Wie reisten die Teilnehmenden aus ganz Europa an? Wo schliefen sie? Wie wurden sie verköstigt? Zu diesen konkreten organisatorischen Fragen, aber auch zur Vorgeschichte sowie den sozialen und politischen Umständen, die zum Hambacher Fest führten, gibt es nun eine neue digitale Themeninsel in der Dauerausstellung auf dem Hambacher Schloss. „Wege nach Hambach“ ist die neue Station überschrieben, die die Besucher*innen gleich zu Beginn der Ausstellung erwartet und so einen ganz mühelosen Einstieg in das Geschehen am 27. Mai 1832 bietet. „Das Kernstück unserer historisch-politischen Bildungs- und Vermittlungsarbeit ist die Dauerausstellung in der fünften Ebene des Schlosses. Hier legen wir Wert darauf, Geschichte möglichst anschaulich und erlebnisreich zu vermitteln“, erklärt Kristian Buchna von der Stiftung Hambacher Schloss. „Wir freuen uns, dass wir gleich drei Neuerungen mit genau diesem Ansatz umsetzen konnten — neben der neuen Themeninsel die Überarbeitung unserer Audioguides und Schlossmodelle. Ermöglicht wurde dies durch Fördermittel der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.“ Die Ausstellung zur Geschichte des Hambacher Festes im ersten Ausstellungsraum stammt aus dem Jahr 2008 und wurde 2022 mit digitalen Vertiefungsstationen ergänzt. „Zum großen Jubiläum des Hambacher Festes im Jahr 2032 werden wir alles neu konzipieren, bis dahin können sich unsere Gäste aber auf regelmäßige technische und inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen freuen — unsere Dauerausstellung bleibt so jederzeit einen Besuch wert.“ Das Hambacher Fest Die neue Themeninsel löst dieses Versprechen ein, sie ist nicht nur optisch ansprechend, sondern hat es auch in sich: Zentrum der Einheit bildet ein großer, liegend montierter hochauflösender Monitor, auf dem animierte Kartenansichten präsentiert werden. Die Besucher*innen können vier verschiedene Episoden auswählen, indem sie sogenannte „Token“ in Form von Lupen auf eine entsprechende Lesefläche legen. „Im Kern soll die enge wechselseitige Verbindung von europäischer, nationaler und regionaler Ebene deutlich werden, die das Hambacher Fest ausgezeichnet hat“, erklärt Buchna. Die Episoden informieren über Revolutionen und Erhebungen um 1830 mit Schlaglichtern auf Frankreich, Belgien, Polen und den Deutschen Bund, das Aufbegehren in der Pfalz gegen die Zensur der Presse sowie den Festzug mitsamt seinen Teilnehmenden und der Route vom Neustadter Marktplatz zum Schloss.
Für Kinder gibt es eine eigens konzipierte Episode mit Infos zur beschwerlichen Anreise, zu Unterbringung und der Versorgung während der Festlichkeiten. Die animierten und liebevoll gestalteten Episoden setzten die Agenturen RV realtime visions und Eydos in Zusammenarbeit mit der Stiftung um. Zuständig für den Umbau war das Büro schwarz-düser & düser. Neben einer Sitzmöglichkeit, die direkt in das Element eingelassen ist, ist nun im Gegensatz zum Vorgängermodul alles barrierefrei einzusehen und in Deutsch, Englisch, Französisch und Polnisch abrufbar. Mehrsprachigkeit stand auch bei der Überarbeitung der Audioguides auf dem Programm: Sie sind nun ebenfalls in vier Sprachen für die gesamte Ausstellung verfügbar. Nun kann auch der zweite Raum der Ausstellung, in dem es um die gegenwärtige Bedeutung von „Hambacher Themen“ wie Meinungs- und Pressefreiheit, Schwarz-Rot-Gold und Europa geht, von fremdsprachigen Gästen individuell erschlossen werden. Außerdem wurden die Audioguides inhaltlich überarbeitet, viele neue Texte laden zur Vertiefung der Ausstellungsthemen ein.Schlossmodelle in neuem GlanzDank der Fördermittel können auch absolute Publikumslieblinge künftig in neuem Glanz erscheinen: die Schlossmodelle. Im Jahr 2008 wurden sechs aus Acrylstein bestehende Modelle angefertigt. Sie geben Einblicke in die wechselvolle Baugeschichte des Schlosses seit dem Mittelalter und veranschaulichen, wie aus einer mittelalterlichen Burg und frühneuzeitlichen Ruine ein demokratischer Festort wurde. Auch der Umgang nachfolgender Generationen mit diesem Erbe — von dem Versuch einer monarchischen Überschreibung Mitte der 1840er-Jahre über den Verfall bis in die 1960er-Jahre bis hin zu den großen Um- und Neubaumaßnahmen in den 1980er-Jahren — wird dank der Modelle nachvollziehbar. Neben diesen sechs Exponaten, die den historischen Bauepochen gewidmet sind, gibt es ein Holzmodell, das das Schloss mit seinen modernen Anbauten wie dem Restaurant und dem Besucherhaus zeigt. „Die Modelle waren bei unseren Besucherinnen und Besuchern sehr beliebt, obwohl sie deutliche Gebrauchsspuren hatten und auch die Präsentation bislang nicht optimal war. Vier davon befanden sich auf hohen Sockeln, die die Betrachtung für viele Menschen erschwerten“, berichtet Buchna. Die Modelle wurden nun grundlegend gereinigt, abgeschliffen und repariert. Neue Sockel mit Rollen auf einer barrierefreien Höhe und Erläuterungen in vier Sprachen geben nun allen die Möglichkeit, das Schloss und seine bewegte Geschichte zu erkunden. Zu finden sind die Modelle im Siebenpfeiffersaal, der künftig stärker in die Ausstellungspräsentation miteinbezogen und für eine Erweiterung der Dauerausstellung, für Workshops, Veranstaltungen und Sonderausstellungen genutzt werden soll. Die Ausstellungseinheit zur Schlossgeschichte ist der erste Schritt. Aber die Rollen an den Modellen sprechen dafür: Die Ausstellung auf dem Hambacher Schloss bleibt in Bewegung und neue Wege der Präsentation stehen immer auf dem Programm. ‹Dauerausstellung
„Hinauf, hinauf zum Schloss“
Dezember bis Februar: täglich 11–17 Uhr, März bis November: täglich 10–18 Uhr
hambacher-schloss.de
„Hinauf, hinauf zum Schloss“
Dezember bis Februar: täglich 11–17 Uhr, März bis November: täglich 10–18 Uhr
hambacher-schloss.de
Bildnachweis:
© Eydos GmbH / RV realtime visions GmbHHambacher Schloss
Seit im Mai 1832 zum ersten Mal die schwarz-rot-goldene Fahne auf dem Kastanienberg bei Neustadt wehte, gilt das Hambacher Schloss als Wiege der deutschen Demokratie. Heute ist das Schloss eine nationale Gedenkstätte, die mit der Dauerausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss!“ interessante Einblicke in die deutsche (Demokratie-)Geschichte bietet. Bei Veranstaltungsreihen wie den Hambacher Gesprächen, dem Hambacher Disput oder dem Demokratie-Forum Hambacher Schloss sind regelmäßig renommierte Gäste vor Ort, die aktuelle politische Themen beleuchten und diskutieren. Abgerundet wird das Programm durch Sonderausstellungen, Kulturevents (Kabarett, Kindertheater und Konzerte ) und Gastveranstaltungen wie dem Hambacher Fest-Bankett. 2015 wurde die Gedenkstätte Hambacher Schloss als erst zweite Institution in Deutschland mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.
AdresseStiftung Hambacher Schloss // 67434 Neustadt an der Weinstraße // Telefon: 06321 926290 // E-Mail: info@hambacher-schloss.de
Öffnungszeitentäglich von 10 bis 18 Uhr (April bis Oktober) und von 11 bis 17 Uhr (November bis März)
Ticketswww.adticket.de