Schwetzinger SWR Festspiele

Liebeswirren, Liebeszauber …

› Mit „Cupid and Death“ erlebt eine Produktion ihre deutsche Erstaufführung, die vom französischen Ensemble Correspondances erarbeitet und in Kooperation mit dem Théâtre de Caen und dem Théâtre des Bouffes du Nord Paris produziert wurde. Das hochgelobte Ensemble war im Herbst 2021 erstmals in Schwetzingen mit einem Charpentier-Programm zu Gast und riss das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.

Nun widmen sich die Musiker*innen mit ihrem Leiter Sébastien Daucé einem der faszinierendsten Musikdramen aus dem England des 17. Jahrhunderts und damit einer fast vergessenen Theaterform: der „Masque“. Im französischen Ballet de cour und in der Masquerade verwurzelt, wurde sie in England seit 1513 am Hofe von Angehörigen des Königs aufgeführt. Sie war eine eigenständige Gattung, in der Dichtung, Musik, Tanz, Kostüm, Bühneneffekte und Architektur vereint waren. Später wurde sie von der Oper verdrängt.

Die Welt steht Kopf

Worum nun geht es in „Cupid and Death“? Die Vorlage findet sich in den Fabeln des Äsop: Als die Götter Amor und Tod im selben Gasthaus übernachten, vertauscht der Kammerherr ihre Bögen und löst damit Chaos aus. Die Welt steht Kopf: Junge Liebende scheitern, Alte verlieben sich unsterblich und Erzfeinde fallen sich in die Arme. Schließlich greift der Gott Merkur ein und stellt die irdische Ordnung wieder her. Er bestraft Amor und den Tod und führt die Natur zurück ins Paradies. „Cupid and Death“ ist die einzige Masque aus der Zeit vor der Restauration, von der Libretto und Partitur erhalten sind.

Die Autoren waren Zeitgenossen einer turbulenten Epoche: Bürgerkrieg, Commonwealth und Restauration. James Shirley, einer der anerkanntesten Dramatiker der damaligen Zeit, schrieb das Libretto. Die Musik wird Christopher Gibbons und Matthew Locke zugeschrieben, deren Kompositionen nicht ohne Einfluss auf Henry Purcell waren. „Cupid and Death“ deckt ein breites Spektrum an Ausdrucksformen ab, von komischen Dialogen über groteske Tänze und tragische Erzählungen bis hin zu Liedern, Chören und einer feierlichen Apotheose.

Unterhaltsame Komödie und magisches Märchen

Die Festspiele 2023 enden mit einer Opern-Wiederentdeckung aus dem 18. Jahrhundert, als am Hof von Kurfürst Carl Theodor alles aufgeführt wurde, was in Europa gerade „à la mode“ war. So erlebte 1776 an der Mannheimer Hofoper die komische Oper „Zemira e Azor“ von André-Ernest-Modeste Grétry ihre Erstaufführung, eine unterhaltsame Komödie und ein magisches Märchen zugleich, das schnell die Herzen des Publikums eroberte. Ursprünglich auf Französisch in der Tradition des Comédie-ballet und mit gesprochenen Zwischentexten versehen, kam nun hier erstmals eine italienische Fassung zur Aufführung. Alle gesprochenen Dialoge wurden durch Rezitative ersetzt und die Hofmusiker Niccolò Jommelli und Ignaz Holzbauer lieferten musikalische Ergänzungen.

Liebe rettet die Welt!

Der Stoff beruht auf dem französischen Volksmärchen von der Schönen und dem Biest. Azor, ein verzauberter Prinz, lebt in Gestalt eines schrecklichen Tieres einsam in seinem Palast, bis eines Tages ein fremder Kaufmann seine Ruhe stört. Als Strafe soll der Eindringling dem Ungeheuer eine seiner Töchter opfern. Die barmherzige Zemira erklärt sich zum Opfer bereit und findet bald heraus, dass sich in Azors Tiergestalt ein menschliches Wesen verbirgt. Der Ausgang wird nun klar: Liebe rettet die Welt!

Auf der Bühne des Pigage-Theaters erwecken Bernhard Forck und die Akademie für Alte Musik Berlin gemeinsam mit Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner Nigel Lowery diese ganz besondere Schwetzinger Fassung von „Zemira e Azor“ zu neuem Leben. Ediert wurde die Neuausgabe dieses Werkes vom Forschungszentrum Hof | Musik | Stadt, das damit einmal mehr seine wissenschaftliche und künstlerische Kompetenz als Sachwalter der Kurpfälzer Musikgeschichte unter Beweis stellt. Erstmals kooperieren die Festspiele mit dem Nationaltheater Mannheim, das im Pigage-Theater für die Zeit des Umbaus eine seiner Interimsspielstätten haben wird. ‹

Premiere „Cupid and Death“
6. Mai 2023, Pigage-Theater Schwetzingen
Premiere „Zemira e Azor“
26. Mai 2023, Pigage-Theater Schwetzingen


Schwetzinger SWR Festspiele
28. April bis 28. Mai 2023
Schloss Schwetzingen
www.schwetzinger-swr-festspiele.de
Tickets — Kartenvorverkauf ab 06. Dezember 2022 unter www.swrclassicservice.de
Bildnachweis:
„Fable of Cupid and Death“, Detail, Dirk Stoop, John Ogilby, 1665, Foto: Artokoloro/Alamy Stock, Collage & zusätzliche Illustration: Rhea Häni

Schwetzinger SWR Festspiele

Die Schwetzinger SWR Festspiele sind seit 1952 ein internationales Festival der klassischen Musik. Jährlich präsentieren sie im Frühjahr in den historischen Räumlichkeiten des Schwetzinger Schlosses über 50 Konzerte. Ihre Veranstaltungen werden vom Rundfunk begleitet und weltweit gesendet. Neben zahlreichen Konzerten umfasst das Programm auch Oper und Musiktheater, Klanginstallationen und viele SWR2 Sendungen vor Ort. Im Auftrag der Festspiele entsteht jedes Jahr eine Musiktheaterproduktion, mit deren Uraufführung die Saison festlich eröffnet wird.
TerminFR 28. April bis SO 28. Mai 2023
AdresseSchwetzinger SWR Festspiele gGmbH // Hans-Bredow-Straße // 76530 Baden-Baden //Kartentelefon: 07221 300200
SpielorteSchwetzinger Schloss, Dom zu Speyer und Kirche St. Joseph, Speyer
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