Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Ein Fest der Freundschaft

› Es waren französische Truppen, die im Jahr 1693 im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekriegs das Heidelberger Schloss in Brand setzten und es so zu der Ruine machten, die wir heute kennen. Und — Ironie der Geschichte — es war ein Landsmann jener Truppen, der französische Adelige Charles de Graimberg (1774–1864), dem wir es zu verdanken haben, dass wir heute das Schloss zumindest als Ruine noch erleben dürfen. Denn Graimberg hatte sich auf seinen Reisen durch Süddeutschland so sehr in das Heidelberger Schloss verliebt, dass er sich im Jahr 1810 kurzerhand dort einmietete. Fortan — und bis zu seinem Tod im Jahr 1864 — zeichnete er das Schloss, erforschte seine Geschichte und sammelte Artefakte, die mit dem Bau in Verbindung standen. Vor allem aber engagierte er sich für den Erhalt des Schlosses, als dieses für die Heidelberger kaum mehr als ein Steinbruch war, und gab sein gesamtes privates Vermögen dafür aus. Seine Sammlung zur Schlossgeschichte ist heute im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg zu besichtigen.

Sinnbild für Europa

Als ausgesprochener Verehrer der Ruine über dem Neckar gilt auch ein weiterer prominenter Landsmann von Graimberg: Victor Hugo. Der berühmte französische Autor sah in der Ruine gar ein Sinnbild für Europa und für den Widerstand gegen die Mächtigen: „Was hat es nicht alles durchgemacht! Fünfhundert Jahre lang hat es die Rückwirkungen von allem hinnehmen müssen, was Europa erschüttert hat, und am Ende ist es darunter zusammengebrochen. Das liegt daran, dass dieses Heidelberger Schloss, die Residenz des Pfalzgrafen, der über sich nur Könige, Kaiser und Päpste hatte und zu bedeutend war, um sich unter deren Füßen zu krümmen, aber nicht den Kopf heben konnte, ohne mit ihnen aneinanderzugeraten, das liegt daran, meine ich, dass das Heidelberger Schloss immer irgendeine Oppositionshaltung gegenüber den Mächtigen eingenommen hat.“

Doch nicht nur an der Zerstörung sowie am Erhalt des Schlosses, auch am Bau waren unsere französischen Nachbarn maßgeblich beteiligt. So geht der Hortus Palatinus, der europaweit bewunderte Renaissancegarten von Schloss Heidelberg, auf den französischen Physiker und Ingenieur Salomon de Caus zurück. Von 1614 bis 1620 war er Baumeister bei Kurfürst Friedrich von der Pfalz in Heidelberg und erbaute neben dem Hortus auch weitere Teile der Schlossanlage. Und schließlich gab es auch den Austausch in die andere Richtung, also von Heidelberg nach Frankreich: Prominentestes Beispiel hierfür ist zweifellos Liselotte von der Pfalz (1652–1722), die in Heidelberg geboren wurde, auf dem Schloss ihre Kindheit und Jugend verbrachte, bevor sie 1671 als Gemahlin von Herzog Philippe I. von Orléans, dem Bruder von Ludwig XIV., an den Hof des Sonnenkönigs zog. Dort wurde sie mit ihren offenherzigen und häufig deftigen Beschreibungen des höfischen Lebens zu einer wichtigen Chronistin des absolutistischen Versailles.

Picknick im Schlosshof

Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg in ihrem Themenjahr „Ziemlich gute Freunde — Frankreich und der deutsche Südwesten: Mit Schwert, Charme und Esprit“ Schloss Heidelberg zu einem der zentralen Monumente gemacht haben. Auf Schloss Heidelberg wird auch die heutige Freundschaft zum großen Nachbarn mit einem Fest zum französischen Nationalfeiertag gewürdigt. Am 14. Juli können die Besucherinnen und Besucher des Schlosses ein buntes Programm erleben. Neben Gauklern, Märchenerzählern und der SRH Big Band können die Besucherinnen und Besucher die Geschichte des Schlosses bei zahlreichen Sonderführungen aus ganz neuer Perspektive entdecken. Im „Revolutionszelt“ werden das Alltagsleben des 18. Jahrhunderts sowie die Hintergründe der französischen Revolution erklärt. Und selbstverständlich spielt auch das Essen eine wichtige Rolle: So soll das Sommerfest vor allem ein Picknick sein. Liegestühle und Sonnenschirme stellen die Staatlichen Schlösser und Gärten, das Mitbringen von eigenen Picknickkörben ist aber ausdrücklich erwünscht! Doch auch wer kein Picknick dabei hat, braucht sich keine Sorgen zu machen: Französische Spezialitäten und besondere Kaffees runden das Fest ab. ‹

Französischer Nationalfeiertag — Picknick mit buntem Programm
14. Juli 2019, ab 8 Uhr
Schloss Heidelberg
www.schloss-heidelberg.de


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Lichterfest in Schwetzingen

Auch Schloss und Schlossgarten Schwetzingen, deren barocker Stil sich am französischen Vorbild orientiert, ist eines der Themenjahr-Monumente und bietet viele besondere Führungen und Veranstaltungen zum Thema „Frankreich“. Ein Highlight ist das alle zwei Jahre stattfindende Lichterfest, bei dem der Schlossgarten in spektakuläre Illuminationen getaucht wird und viele Attraktionen für Spaß und Vergnügen sorgen! Bei der letzten Ausgabe im Jahr 2017 waren mehr als 20.000 Besucherinnen und Besucher im Schlossgarten.
27. Juli 2019, 17 bis 23 Uhr
Schlossgarten Schwetzingen
www.schloss-schwetzingen.de
Bildnachweis:
Günther Bayerl (Heidelberg); Christoph Hermann (Schwetzingen)

Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, vermitteln, entwickeln und bewahren 59 der landeseigenen historischen Monumente im deutschen Südwesten. In der Metropolregion Rhein-Neckar ist die Verwaltung der Staatlichen Schlösser & Gärten für das Schloss Heidelberg, das Barockschloss Mannheim sowie Schloss und Schlossgarten Schwetzingen zuständig. Das Themenjahr 2018 steht unter dem Motto „Von Tisch und Tafel“ und lockt die Besucher mit vielen attraktiven Angeboten in die historischen Anlagen.
AdresseStaatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg – Zentrale // Schlossraum 22 a // 76646 Bruchsal // Telefon: 07251 742701 /E-Mail: info@ssg.bwl.de
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