› Wenn die Glut hellrot leuchtet, dann ist es geschafft. Doch bis es im historischen Ofen, bei dem Brenn- und Backkammer identisch sind, heiß genug ist, dauert es eine Weile. Zunächst wird das nur etwa 30 Zentimeter hohe Ziegelgewölbe mit Buchenholz befeuert. Durch die Luftzufuhr an der Vorderseite entwickelt das Feuer eine hohe Temperatur. Der Rauch zieht über zwei Öffnungen ab. Wenn die Kammer nach etwa zwei Stunden heiß genug ist, wird die Holzkohle entfernt und die Kammer ausgehudelt, das heißt mit einem feuchten Wedel gereinigt — echte Knochenarbeit. Erst jetzt werden die rund 70 Brote eingeschossen. Nach rund einer Stunde Backzeit wird das Brot mit Brotschiebern aus dem Ofen geholt und den Besuchern am Ende der Führung durch das Fürstenlager serviert.Wiesen, Alleen und GärtenWährend der Backofen brennt, flanieren die Besucher durch die historische Gartenanlage — ein romantisches Kleinod. Das Fürstenlager ist keine der prachtvollen barocken Sommerresidenzen Deutschlands. Ein repräsentatives Schloss sucht der Gast vergebens. Geprägt ist der über 40 Hektar große und frei in die Natur des Odenwaldes übergehende Landschaftsgarten vielmehr von Wiesen, Alleen, Nutzflächen, Gartenpartien und zahlreichen einfachen Gebäuden. Hofgärtner Carl Ludwig Geiger gelang es seinerzeit wunderbar, die Landschaft zu inszenieren und wirken zu lassen. Alle für die Funktion einer Hofhaltung erforderlichen Gebäude gruppierte er zu einem Dörfchen — nach dem Vorbild der englischen „ornamental farm“. Lediglich das Herrenhaus hebt sich seit der dritten Erweiterung von 1790 und durch seine besondere Lage von den anderen Gebäuden ab.Erholung von der EtiketteDie strenge Etikette des höfischen Zeremoniells prägte nicht nur das Leben an den großen Höfen von Berlin und München, sondern auch den Alltag der Fürstenfamilie in der kleinen Residenzstadt Darmstadt. Auch hier hatte die landgräfliche Familie den Wunsch, sich ab und an dem minutiösen Protokoll zu entziehen. Im heutigen Bensheim-Auerbach an der Bergstraße — damals eine Tagesreise mit der Kutsche von Darmstadt entfernt — fand Landgraf Ludwig X. von Hessen-Darmstadt genau den richtigen Ort dafür. In einem idyllischen Seitental ließ er einen Sommersitz anlegen. Fürstenlager wurde er im Volksmund genannt, denn die örtliche Bevölkerung war dort keineswegs ausgesperrt, sondern konnte die hohen Herrschaften beobachten, die dort auf den Wiesen „lagerten“. Selbstverständlich durfte es den Mitgliedern des Hofes jedoch nicht an der gewohnten Versorgung und Zerstreuung fehlen. So gehörten zu dem Landgut unter anderem ein Gemüsegarten, ein Weinberg, verschiedene Brunnen, eine Eisgrube und zwei Backöfen. Das Brotbacken gehört zu den ältesten Arten, wie Menschen Nahrungsmittel zubereiten, und hat in vielen Kulturen sogar rituelle Bedeutung. Deutsches Brot ist aufgrund seiner Vielfalt weltberühmt. Die deutsche Brotkultur wurde 2014 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. In zahlreichen „Brotbackführungen“, die unterschiedliche Schwerpunkte haben, können Besucher des Fürstenlagers hier Brot kosten, das heute noch genauso wie vor 220 Jahren im Fürstenlager gebacken wird. ‹
Der Staatspark Fürstenlager ist täglich geöffnet und frei zugänglich. Einen Wegeplan erhalten Sie im Museumsshop, bei der Parkverwaltung oder über info@schloesser.hessen.de.
Termine für Brotbackführungen und weitere Infos finden Sie unter www.schloesser-hessen.de.Dauerausstellung über die Entstehung des Fürstenlagers
30. März bis 27. Oktober 2019
Montag bis Freitag 8 bis 15 Uhr & Samstag, Sonntag und Feiertag 12 bis 18 Uhr
Kutschenraum des Fremdenbaus
An Wochenenden und Feiertagen haben auch der Museumsshop und die Parkinformation im Weißzeughäuschen geöffnet.
Der Staatspark Fürstenlager ist täglich geöffnet und frei zugänglich. Einen Wegeplan erhalten Sie im Museumsshop, bei der Parkverwaltung oder über info@schloesser.hessen.de.
Termine für Brotbackführungen und weitere Infos finden Sie unter www.schloesser-hessen.de.Dauerausstellung über die Entstehung des Fürstenlagers
30. März bis 27. Oktober 2019
Montag bis Freitag 8 bis 15 Uhr & Samstag, Sonntag und Feiertag 12 bis 18 Uhr
Kutschenraum des Fremdenbaus
An Wochenenden und Feiertagen haben auch der Museumsshop und die Parkinformation im Weißzeughäuschen geöffnet.
Bildnachweis:
Anja DötschStaatliche Schlösser und Gärten Hessen
Das UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch ist das bedeutendste Bauwerk, das die Hessische Schlösserverwaltung in der Metropolregion Rhein-Neckar betreut. Sein Freilichtlabor Lauresham zieht wie auch der romantische Staatspark Fürstenlager in Bensheim-Auerbach Jung und Alt an. Außerdem gehören auch die Burgen Auerbacher Schloss und Hirschhorn zum Einzugsgebiet der Hessen sowie das Erbacher Schloss mit den gräflichen Sammlungen und dem Deutschen Elfenbeinmuseum. Ein weiteres Kleinod ist die Einhardsbasilika in Michelstadt-Steinbach, eines der letzten Beispiele authentisch erhaltener karolingischer Architektur.
AdresseStaatliche Schlösser und Gärten Hessen // Schloss // 61348 Bad Homburg v.d.Höhe // Telefon: 06172 9262-0 // E-Mail: info@schloesser.hessen.de
Infosschloesser-hessen.de