Enjoy Jazz

„Kein Business as usual“

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    Spiritus Rector und Leiter von Enjoy Jazz: Rainer Kern
› Wie schätzt ihr die Chancen ein, dass eure Festivals im Herbst regulär über die Bühne gehen können?
Sascha Keilholz: Regulär ist in diesem Jahr wohl leider kaum etwas. Die meisten Langfilmfestivals sind abgesagt worden, die Herbstfestivals planen alle mit Veränderungen und Einschränkungen. Dasselbe gilt für uns. Wenn wir stattfinden können, wofür wir alles tun, dann mit einer Ausgabe, die den besonderen Umständen verantwortungsvoll Rechnung trägt.
Rainer Kern: Das sieht bei uns ähnlich aus. Wir haben glücklicherweise noch fast ein halbes Jahr Zeit und werden diese Zeit nutzen, um zu reagieren. Ich kann nur so viel im Moment sagen: Das Wichtigste ist, Corona ernstzunehmen und kein Risiko einzugehen!

„Wir spielen viele Szenarien durch“


Wie sieht eure Planung aus?
Kern: Selbstverständlich ist ein Festival in diesem Jahr eine große Herausforderung, da wir alle — Künstler*innen, Veranstalter und Publikum — aus den üblichen Routinen heraustreten müssen. Ein Künstlervertrag, um nur ein Beispiel zu nennen, kann nicht so aussehen wie üblich. Wir spielen viele Szenarien durch, wie unser Festival am Ende aussehen könnte. Eins ist jedoch sicher: Enjoy Jazz wird es geben, in welcher Form auch immer!
Keilholz: Diese Herausforderung sehen wir auch. Seit Anfang März stehen weltweit die Produktionen still, Verleiher halten ihre Filme zurück, es wird somit in dieser Saison auch weniger Premieren geben. Eine Möglichkeit für uns wäre, die Filmgeschichte stärker miteinzubeziehen. Wir wollen unserem Publikum jedenfalls das bestmögliche Erlebnis bieten, das unter diesen Umständen machbar ist. Dafür haben wir unterschiedliche Pläne entworfen. In den nächsten Wochen wird es für uns darum gehen, sich für eine dieser Varianten zu entscheiden.
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    Neuer Direktor des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg: Sascha Keilholz
Habt ihr schon Reaktionen von den Sponsoren?
Kern: Wir haben bislang keine negativen Rückmeldungen von unseren Partnern, sondern vielmehr positive Signale — sowohl von der öffentlichen Hand als auch von unseren Sponsoren. Unser Eindruck ist, dass allen klar ist, dass Enjoy Jazz in diesem Jahr anders aussehen wird als gewohnt — und dass alle bereit sind, diese Herausforderung anzunehmen und mitzutragen.
Keilholz: Wir sind ebenfalls in ständigem Austausch mit Zuschussgebern — den Kommunen, dem Land, dem Bund und den anderen Partnern. Generell habe ich aber den Eindruck, dass allen klar ist: Wir müssen mit allen Mitteln das kulturelle Leben und damit auch die soziale Gemeinschaft schützen und stärken.

„Hoffnung auf ein Stück Normalität“

Und die Stimmung in der Szene, wie ist die?
Kern: Für die Jazz-Szene kann ich sagen, dass sie den Herbst bereits plant, wenn auch allen klar ist, dass es kein Business as usual geben wird. Und auch das Publikum zieht mit: Für das diesjährige Abschlusskonzert mit Michael Wollny in der Mannheimer Christuskirche sind schon viele Tickets verkauft worden, obwohl selbstverständlich noch nicht klar ist, in welcher Form das Konzert stattfinden kann. Mein Eindruck ist aber, dass die Leute mit dem Kartenkauf die Hoffnung ausdrücken wollen, dass es bis zum Herbst wieder ein Stück weit Normalität gibt — und da gehört eben auch ein Jazz-Konzert dazu!
Keilholz: Wir stehen in engem Austausch mit anderen Festivals in unterschiedlichsten Ländern, mit Kinos, Hochschulen, Verleihern und natürlich Filmemacher*innen. Wir sehen uns solidarisch als Teil einer Gemeinschaft vor enormen Herausforderungen. In diese Richtung zielen auch alle Überlegungen bezüglich des Festivals: Wie können wir unseren Partner*innen und dem Publikum in dieser Situation helfen und gerecht werden? ‹

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Enjoy Jazz — Festival für Jazz und Anderes
02. Oktober bis 14. November 2020, verschiedene Locations in der Kulturregion Rhein-Neckar
www.enjoyjazz.de


Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg
12. bis 22. November 2020, verschiedene Kinos in Mannheim und Heidelberg
www.iffmh.de
Bildnachweis:
Daniel Lukac (Kern); Florian Greiner (Keilholz)

Enjoy Jazz Festival

Seit seiner Premiere 1999 hat sich Enjoy Jazz zu einem international renommierten Festival und zum größten Jazzfestival Deutschlands entwickelt. Neben Legenden wie Ornette Coleman oder Wayne Shorter präsentiert das „Internationale Festival für Jazz und anderes“ immer auch die Größen der jüngeren Jazzgeneration und spannt den Bogen zu angrenzenden Genres wie Weltmusik, Elektronik, Hip-Hop und Klassik. Komplettiert werden die rund 70 Konzerte durch Workshops, Matineen, Partys und Vorträge.
TerminFR 02. Oktober bis SA 14. November 2020
AdresseEnjoy Jazz GmbH // Bergheimer Straße 153 // 69115 Heidelberg // Tel: 06221 5835850 // E-Mail: info@enjoyjazz.de
SpielorteVerschiedene Orte in und rund um Heidelberg, Mannheim und ­Ludwigshafen
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