› Prinz Georg Wilhelm von Hessen-Darmstadt (1722–1782) und seine Familie hatten es nicht weit, wenn sie die höfische Etikette gegen ein ungezwungenes Familienleben eintauschen wollten: Nur knapp 1.000 Meter vom Palais am Darmstädter Marktplatz entfernt lag ihr kleines Paradies — der Prinz-Georg-Garten. Die Anlage am nördlichen Ende des Herrngartens entsprach mit senkrecht gegliedertem Grundriss und symmetrischem Achsensystem ganz dem klassischen französischen Rokoko-Ideal. Im Gegensatz zum Herrngarten, den Georg Wilhelms Schwägerin, Landgräfin Karoline, ab 1766 zu einem Landschaftsgarten im englischen Stil umgestalten ließ, überdauerten im Prinz-Georg-Garten die formalen gartenkünstlerischen Strukturen und gestalterischen Elemente bis heute — Orangeriegarten, Wasserbassin, Heckentheater, Boskette und Sonnenuhren. Rückzugsort für Prinzess’ Schorsch
Anders als die sehr viel größeren Anlagen der höfischen Residenzen des 18. Jahrhunderts diente der Prinz-Georg-Garten nicht dazu, fürstliche Macht zu repräsentieren. Ganz bewusst nutzten Georg Wilhelm und seine Gemahlin Maria Luise Albertine von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg den Park, um sich hier von den offiziellen Verpflichtungen und der höfischen Etikette zurückzuziehen. Die Anlage, damals noch am Rande der knapp 10.000 Einwohner zählenden Residenzstadt gelegen, diente ihrem privaten Vergnügen. Das Familienleben des Prinzen und seiner Gemahlin — von den Darmstädtern kurz Prinzess’ Schorsch genannt — war für die damalige Zeit innig und ungezwungen. Mit ihren vier Töchtern und vier Söhnen verbrachte das Paar in seinem Refugium unbeschwerte Stunden und unterhielt enge Verwandte und Freunde mit Bällen, Konzerten und Theateraufführungen, bei denen die Prinzen und Prinzessinnen gerne selbst mitspielten. Höhepunkt war jedes Jahr das Gartenfest zum Geburtstag Georg Wilhelms am 11. Juli.Obst und Gemüse im Lustgarten
1764 hatte Prinz Georg Wilhelm den Garten wie auch das Stadtpalais am Marktplatz und Schloss Braunshard bei Weiterstadt von seinem Vater, Landgraf Ludwig VIII., als Geschenk erhalten. Die unverwechselbare geometrische Struktur zeigt, dass die Anlage ursprünglich zweigeteilt gewesen war: Den nördlichen Teil hatte Georgs Großvater, Landgraf Ernst Ludwig, 1698 erworben und zu einem kleinen Landsitz mit Palais, dem heutigen Prinz-Georg-Palais, sowie Remisen und Stallungen ausgebaut. Den südlichen Teil mit dem zierlichen Sommerhaus hatte Ludwig VIII. 1748 von der Familie von Pretlack erworben. Seinen besonderen Charakter erhielt der Garten in den folgenden Jahren durch die ausgeklügelte Kombination von Zier- und Nutzpflanzen. Der Anbau von Obst, Salat und Gemüse innerhalb eines kleinen Lustgartens war im 18. Jahrhundert vor allem in kleineren Stadtgärten weit verbreitet. Ausschlaggebend dafür war der Wunsch der höfischen Gesellschaft, sich in gewohnter Umgebung eine ländliche Atmosphäre zu schaffen, um selbst ein bisschen in das vermeintlich idyllische, romantisch verklärte Bauern- und Hirtenleben eintauchen zu können.
Nach Prinz Georg Wilhelms Tod erhielt seine Witwe Maria Luise Albertine den Garten so, wie er war. In dem grünen Idyll bot die energische und warmherzige Frau jetzt einer weiteren Generation von Prinzessinnen unbeschwerte Kinder- und Jugendtage. Seit 1786 wuchsen die drei Enkelinnen, Therese, Luise und Friederike von Mecklenburg-Strelitz, — nach dem frühen Tod von Mutter und Stiefmutter zu Halbwaisen geworden — im Darmstädter Marktpalais auf. 1793 war der Prinz-Georg-Garten dann Schauplatz einer Doppelverlobung. Historisch wahrscheinlich das bedeutsamste Fest, das in ihm jemals gefeiert wurde: Luise gab dem preußischen Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm III. das Heiratsversprechen, ihre jüngere Schwester Friederike seinem Bruder Ludwig. Einzigartiges Ensemble
1819 erbte Georg Wilhelms Tochter Luise, Großherzogin von Hessen und bei Rhein, das Rokoko-Kleinod. Mit ihrem Tod endete 1829 die sehr enge private Verbundenheit der Darmstädter Fürstenfamilie mit dem Garten. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts rückte die Anlage wieder in das öffentliche Interesse, als Großherzog Ernst Ludwig 1908 die Porzellansammlungen des Hauses Hessen-Darmstadt im Prinz-Georg-Palais zusammenführte und sie für Besucher zugänglich machte. 1947 kam der Prinz-Georg-Garten, der im Laufe der Zeit einige Quadratmeter eingebüßt hatte, in die Obhut der Hessischen Schlösserverwaltung. Dank ihrer umfangreichen Forschungen zu seiner Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte wird das in Deutschland einzigartige Ensemble heute entsprechend den historischen Quellen geschützt und gepflegt. Die Schlösserverwaltung hält die Parkgebäude nach den Regeln des Denkmalschutzes instand und bewahrt den Garten so, wie er zu Prinz Georgs Zeiten war, als eine Kombination aus Zier- und Nutzpflanzen. Lustwandeln Sie doch selbst zwischen Rosen und Rosmarin! ‹–––Prinz-Georg-Garten
Schlossgartenstraße 6 b, 64289 Darmstadt
Öffnungszeiten — März bis Oktober täglich 7–19 Uhr, November bis Februar täglich 8–16 Uhr, Eintritt frei
Anders als die sehr viel größeren Anlagen der höfischen Residenzen des 18. Jahrhunderts diente der Prinz-Georg-Garten nicht dazu, fürstliche Macht zu repräsentieren. Ganz bewusst nutzten Georg Wilhelm und seine Gemahlin Maria Luise Albertine von Leiningen-Dagsburg-Falkenburg den Park, um sich hier von den offiziellen Verpflichtungen und der höfischen Etikette zurückzuziehen. Die Anlage, damals noch am Rande der knapp 10.000 Einwohner zählenden Residenzstadt gelegen, diente ihrem privaten Vergnügen. Das Familienleben des Prinzen und seiner Gemahlin — von den Darmstädtern kurz Prinzess’ Schorsch genannt — war für die damalige Zeit innig und ungezwungen. Mit ihren vier Töchtern und vier Söhnen verbrachte das Paar in seinem Refugium unbeschwerte Stunden und unterhielt enge Verwandte und Freunde mit Bällen, Konzerten und Theateraufführungen, bei denen die Prinzen und Prinzessinnen gerne selbst mitspielten. Höhepunkt war jedes Jahr das Gartenfest zum Geburtstag Georg Wilhelms am 11. Juli.Obst und Gemüse im Lustgarten
1764 hatte Prinz Georg Wilhelm den Garten wie auch das Stadtpalais am Marktplatz und Schloss Braunshard bei Weiterstadt von seinem Vater, Landgraf Ludwig VIII., als Geschenk erhalten. Die unverwechselbare geometrische Struktur zeigt, dass die Anlage ursprünglich zweigeteilt gewesen war: Den nördlichen Teil hatte Georgs Großvater, Landgraf Ernst Ludwig, 1698 erworben und zu einem kleinen Landsitz mit Palais, dem heutigen Prinz-Georg-Palais, sowie Remisen und Stallungen ausgebaut. Den südlichen Teil mit dem zierlichen Sommerhaus hatte Ludwig VIII. 1748 von der Familie von Pretlack erworben. Seinen besonderen Charakter erhielt der Garten in den folgenden Jahren durch die ausgeklügelte Kombination von Zier- und Nutzpflanzen. Der Anbau von Obst, Salat und Gemüse innerhalb eines kleinen Lustgartens war im 18. Jahrhundert vor allem in kleineren Stadtgärten weit verbreitet. Ausschlaggebend dafür war der Wunsch der höfischen Gesellschaft, sich in gewohnter Umgebung eine ländliche Atmosphäre zu schaffen, um selbst ein bisschen in das vermeintlich idyllische, romantisch verklärte Bauern- und Hirtenleben eintauchen zu können.
1819 erbte Georg Wilhelms Tochter Luise, Großherzogin von Hessen und bei Rhein, das Rokoko-Kleinod. Mit ihrem Tod endete 1829 die sehr enge private Verbundenheit der Darmstädter Fürstenfamilie mit dem Garten. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts rückte die Anlage wieder in das öffentliche Interesse, als Großherzog Ernst Ludwig 1908 die Porzellansammlungen des Hauses Hessen-Darmstadt im Prinz-Georg-Palais zusammenführte und sie für Besucher zugänglich machte. 1947 kam der Prinz-Georg-Garten, der im Laufe der Zeit einige Quadratmeter eingebüßt hatte, in die Obhut der Hessischen Schlösserverwaltung. Dank ihrer umfangreichen Forschungen zu seiner Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte wird das in Deutschland einzigartige Ensemble heute entsprechend den historischen Quellen geschützt und gepflegt. Die Schlösserverwaltung hält die Parkgebäude nach den Regeln des Denkmalschutzes instand und bewahrt den Garten so, wie er zu Prinz Georgs Zeiten war, als eine Kombination aus Zier- und Nutzpflanzen. Lustwandeln Sie doch selbst zwischen Rosen und Rosmarin! ‹–––Prinz-Georg-Garten
Schlossgartenstraße 6 b, 64289 Darmstadt
Öffnungszeiten — März bis Oktober täglich 7–19 Uhr, November bis Februar täglich 8–16 Uhr, Eintritt frei
Bildnachweis:
Michael LeukelStaatliche Schlösser und Gärten Hessen
Das UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch ist das bedeutendste Bauwerk, das die Hessische Schlösserverwaltung in der Metropolregion Rhein-Neckar betreut. Sein Freilichtlabor Lauresham zieht wie auch der romantische Staatspark Fürstenlager in Bensheim-Auerbach Jung und Alt an. Außerdem gehören auch die Burgen Auerbacher Schloss und Hirschhorn zum Einzugsgebiet der Hessen sowie das Erbacher Schloss mit den gräflichen Sammlungen und dem Deutschen Elfenbeinmuseum. Ein weiteres Kleinod ist die Einhardsbasilika in Michelstadt-Steinbach, eines der letzten Beispiele authentisch erhaltener karolingischer Architektur.
AdresseStaatliche Schlösser und Gärten Hessen // Schloss // 61348 Bad Homburg v.d.Höhe // Telefon: 06172 9262-0 // E-Mail: info@schloesser.hessen.de
Infosschloesser-hessen.de