› Rainer Kern, der Enjoy Jazz 1999 ins Leben gerufen hat, erzählte einmal, was einen guten Festivalleiter ausmache: Leidenschaft für die Kunst gehöre ebenso dazu wie die große Lust, sich mit ihr in allen Facetten zu beschäftigen. Das Publikum und die Künstler sollten ernst genommen und auf keinen Fall unterschätzt werden. Man müsse den Hörerinnen und Hörern etwas zumuten, sie aber nicht mit den eigenen Gespinsten quälen. Darüber hinaus bedürfe es Geduld, Durchhaltevermögen und guter Nerven. Den Verlockungen, die am Wegesrand lauern, müsse man widerstehen. Und man sollte kompromisslos sein beim Inhalt, kompromissbereit aber bei allem anderen. Das sind freilich all die Eigenschaften, die Rainer Kern auszeichnen. Besäße er sie nicht im Übermaß, Enjoy Jazz hätte sich kaum zu einem der größten und bedeutendsten Musikfestivals in Europa entwickeln können.Premiere mit Nightmares on WaxAm 01. Oktober 1999 ging es los — möglicherweise als Gegenprojekt zu all den Untergangsszenarien, die zum Ende des zweiten Jahrtausends kursierten. Hier wurde kein Abgesang angestimmt, sondern ein Auftakt gefeiert: Tonight we’re gonna party like it’s … Jedenfalls standen Nightmares on Wax an diesem Premierenabend auf der Bühne. 13 weitere Konzerte folgten im ersten Festivaljahr. Bald wurden sämtliche Rahmen mutig erweitert: War der Karlstorbahnhof zu Beginn noch die Homebase, kamen nach und nach immer mehr Spielstätten in der Kulturregion Rhein-Neckar hinzu. Aus dem guten Dutzend Veranstaltungen zu Beginn wurden Dutzende — die Konzerte durch Vorträge, Tagungen, Ausstellungen ergänzt und erweitert.
Wollte man versuchen, die Highlights dieser 20 Jahre zu benennen, würde man unweigerlich die vorgegebene Artikellänge in unverschämtem Maße überschreiten. Aber: Wer erinnert sich nicht an das fulminante, später veröffentlichte und pulitzer-
preisgekrönte Konzert mit Ornette Coleman 2005 in Ludwigshafen, an Brad Mehldaus Duo-Abend mit Charlie Haden, an den Artist in Residence Michael Wollny, an Altmeister wie Archie Shepp, Lee Konitz oder Sonny Rollins und die vielen, über die Jahre hinweg das Festival begleitenden Musikerinnen und Musiker wie Maria João, Nik Bärtsch und Jan Garbarek! Nik Bärtsch wird übrigens auch in der 20. Enjoy-Jazz-Saison dabei sein. Ebenso wie Jan Garbarek, der den Perkussionisten Trilok Gurtu mitbringt, und der war bereits beim allerersten Festival zu Gast. So schließen sich immer wieder Kreise, werden Fäden gezogen, bestimmte Künstlerinnen und Künstler in ihrer Entwicklung wahrnehmbar. Das Festival als KunstwerkEin Festivalleiter, der ein solches Projekt über 20 Jahre hinweg entwickelt, ist jedenfalls selbst ein Künstler: Er gestaltet sein Programm wie einen Text mit tausend Verweisen, ein Gewebe mit vielerlei Verknüpfungen, das, wenn man aus einer gewissen Distanz darauf schaut, ein eindrucksvolles Bild ergibt — ein Porträt des Jazz in all seinen Facetten zu einer bestimmten Zeit. Rainer Kern, der dieses Festival für „Jazz und Anderes“ zu dem gemacht hat, was es ist, webt auch 2018 wieder an solch einem Kunstwerk aus Kunstwerken: Dabei sein werden neben den oben Erwähnten unter anderem Joshua Redman und Don Byron, The Necks und das Vijay Iyer Sextett (Bild oben). Bleibt nur zu sagen: Watch out, keep swinging — and enjoy jazz! ‹
preisgekrönte Konzert mit Ornette Coleman 2005 in Ludwigshafen, an Brad Mehldaus Duo-Abend mit Charlie Haden, an den Artist in Residence Michael Wollny, an Altmeister wie Archie Shepp, Lee Konitz oder Sonny Rollins und die vielen, über die Jahre hinweg das Festival begleitenden Musikerinnen und Musiker wie Maria João, Nik Bärtsch und Jan Garbarek! Nik Bärtsch wird übrigens auch in der 20. Enjoy-Jazz-Saison dabei sein. Ebenso wie Jan Garbarek, der den Perkussionisten Trilok Gurtu mitbringt, und der war bereits beim allerersten Festival zu Gast. So schließen sich immer wieder Kreise, werden Fäden gezogen, bestimmte Künstlerinnen und Künstler in ihrer Entwicklung wahrnehmbar. Das Festival als KunstwerkEin Festivalleiter, der ein solches Projekt über 20 Jahre hinweg entwickelt, ist jedenfalls selbst ein Künstler: Er gestaltet sein Programm wie einen Text mit tausend Verweisen, ein Gewebe mit vielerlei Verknüpfungen, das, wenn man aus einer gewissen Distanz darauf schaut, ein eindrucksvolles Bild ergibt — ein Porträt des Jazz in all seinen Facetten zu einer bestimmten Zeit. Rainer Kern, der dieses Festival für „Jazz und Anderes“ zu dem gemacht hat, was es ist, webt auch 2018 wieder an solch einem Kunstwerk aus Kunstwerken: Dabei sein werden neben den oben Erwähnten unter anderem Joshua Redman und Don Byron, The Necks und das Vijay Iyer Sextett (Bild oben). Bleibt nur zu sagen: Watch out, keep swinging — and enjoy jazz! ‹
Bildnachweis:
Jonas Holthaus (Ronin)Enjoy Jazz Festival
Seit seiner Premiere 1999 hat sich Enjoy Jazz zu einem international renommierten Festival und zum größten Jazzfestival Deutschlands entwickelt. Neben Legenden wie Ornette Coleman oder Wayne Shorter präsentiert das „Internationale Festival für Jazz und anderes“ immer auch die Größen der jüngeren Jazzgeneration und spannt den Bogen zu angrenzenden Genres wie Weltmusik, Elektronik, Hip-Hop und Klassik. Komplettiert werden die rund 70 Konzerte durch Workshops, Matineen, Partys und Vorträge.
TerminDI 02. Oktober bis SA 17. November 2018
AdresseEnjoy Jazz GmbH // Bergheimer Straße 153 // 69115 Heidelberg // Tel: 06221 5835850 // E-Mail: info@enjoyjazz.de
SpielorteVerschiedene Orte in und rund um Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen
Infoswww.enjoyjazz.de