› Hat sie gerne ihre Füße im Rhein gebadet und ist sie häufig am Flussufer flaniert? Welches Kriemhilds Lieblingsorte in Worms waren, gehört natürlich ebenso wie die Figur an sich ins Reich der Sagen. Gleiches gilt für die Handlung des Rosengartenliedes aus dem 13. Jahrhundert. Darin ist zu lesen, dass die burgundische Königstochter vor der Stadt einen von einer goldenen Borte umzogenen Rosengarten anlegte. Für den Wormser Künstler Eichfelder war es ein langgehegter Traum, diesem Epos an der Rheinpromenade ein Denkmal zu setzen. Vor einiger Zeit hat er Rosenstöcke in der Form eines Labyrinthes gepflanzt und auf diese Weise ein begehbares Landart-Projekt geschaffen, das sich im Laufe der Jahreszeiten ständig verändert. Ebenfalls auf ihn zurück geht die Installation „Siegfrieds Grab“ aus dem Jahr 2003 — ein von zwei Menhiren flankierter Grab-Tumulus am Torturmplatz. Beide Projekte werden im Rahmen der Schau im Nibelungenmuseum vorgestellt.
Eichfelder, ein gebürtiger Wormser, der sich nach Auslandsjahren wieder in seiner Heimat niedergelassen hat, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Vergessenes im Stadtbild wieder sichtbar zu machen. Auch in seiner neuen Ausstellung „Mythos Worms“ eröffnet er neue Perspektiven auf eine unterschätzte Stadt. „Es ist zum Beispiel kaum bekannt, dass Karl der Große während der ersten Hälfte seiner Herrschaftszeit maßgeblich von Worms aus regiert hat und dass Worms auch die bevorzugte Stadt von Kaiser Barbarossa war“, erklärt der geschichtsinteressierte Künstler, warum er eine Großskulptur für die Sonderausstellung konzipiert hat. „Das möchte ich mit einem ‚Thron zu Worms‘ künftig im öffentlichen Raum visualisieren und thematisieren.“ 7.000 Jahre Besiedlungsgeschichte Seine dreiteilige Präsentation nähert sich den großen stadtgeschichtlichen Themen auf besondere Weise. Das Museum Andreasstift zeigt ab Ende Juni aktuelle Projekte des Künstlers zur Stadtgeschichte, das Nibelungenmuseum richtet den Fokus auf Eichfelders Arbeiten zur Sagengeschichte. Im Wormser Kulturzentrum werden im Juli ergänzend Mischtechniken und Digital Art des Künstlers gezeigt.Mit seinen Werken erinnert er an die 7.000 Jahre alte Besiedlungsgeschichte. Worms zählt zu den ältesten Städten in Deutschland. Bereits die Römer bauten dort Wein an, der bis heute die rheinische Kulturlandschaft prägt. In der Vergangenheit stand Worms mehrfach im Zentrum des Weltgeschehens, klangvolle Namen und Ereignisse werden auf ewig mit der Stadt verbunden sein — von St. Martin bis Richard Löwenherz.
Hier stand Luther 1521 vor dem Reichstag und weigerte sich, seine Thesen zu widerrufen. Vor dem eindrucksvollen Wormser Dom verortet der anonyme Dichter des Nibelungenlieds den berühmten Königinnenstreit, bei dem Kriemhild und Brünhild über die Frage aneinandergeraten, wessen Ehemann den höheren Rang hat. Und nicht zu vergessen: Worms gehört mit Speyer und Mainz zu den bedeutendsten Stätten jüdischer Gelehrsamkeit im Mittelalter. Worms tausend Jahre alter jüdischer Friedhof zeugt davon. Erst vor zwei Jahren wurden die drei Städte aufgrund dieses Erbes in den Kreis der UNESCO-Welterbestätten aufgenommen. Einer der „sagenhaftesten“ Orte Europas Darüber hinaus ist Worms einer der „sagenhaftesten“ Orte Europas, denn neben dem Nibelungenlied gibt es noch viele weitere Sagen und Legenden, die sich um diese Stadt ranken. Leider ist von all dem nur noch wenig auf den ersten Blick zu sehen. Durch wechselnde Sonderausstellungen — zuletzt zu 500 Jahre Widerrufsverweigerung Martin Luthers auf dem Wormser Reichstag 1521 sowie zu „900 Jahre Wormser Konkordat“ — beleuchtet das Museum im Andreasstift ganz bewusst immer wieder stadtgeschichtlich bedeutsame Ereignisse und setzt sie in zeitgenössische Kontexte.„Das Besondere der neuen Ausstellung ist, dass es nicht um eine reine Geschichtsvermittlung geht, sondern vielmehr geschichtliche Themen künstlerisch aufgegriffen werden“, erläutert Dr. Olaf Mückain, Wissenschaftlicher Leiter des Museums im Andreasstift sowie des Nibelungenmuseums. Gespannt sein kann man unter anderem auf Eichfelders Digitalkunstwerk „Borbetografie“. Es ist nach dem latinisierten Namen „Borbetomagus“, einer keltischen Siedlung auf dem Gelände des heutigen Worms, benannt und zeigt ein Wandbild, das auf rund 100 Quadratmetern die Geschichte der Stadt inszeniert. Ein gutes Beispiel dafür, wie die Ausstellung ihre Besucher*innen auf eine spannende Entdeckungsreise durch viele Epochen mitnimmt. ‹
Mythos Worms
24. Juni bis 01. November 2023, Museum der Stadt Worms im Andreasstift & Nibelungenmuseum
01. Juli bis 28. Juli, Wormser Kulturzentrum
www.mythos-worms.de
Mythos Worms
24. Juni bis 01. November 2023, Museum der Stadt Worms im Andreasstift & Nibelungenmuseum
01. Juli bis 28. Juli, Wormser Kulturzentrum
www.mythos-worms.de
Bildnachweis:
EichfelderMuseum der Stadt Worms im Andreasstift
In einem der schönsten Gebäude von Worms, im vormaligen St. Andreasstift, präsentiert das Museum der Stadt Worms eine spannende Reise durch die Stadtgeschichte. Regelmäßige Sonderausstellungen greifen aktuelle Themen auf. Zum reichen Schatz des Museums gehören zahlreiche Grabungsfunde aus der Stadt und der näheren rheinhessischen Umgebung aus der Bronze- sowie der Jungsteinzeit. Nicht weniger eindrucksvoll ist die Römische Abteilung des Museums: Dort befinden sich Weiheinschriften, Altäre, Tafelgeschirr, prachtvolle Gläser und Krüge. Die Funde der Franken, die Worms um 500 n. Chr. besiedelten, bereichern die Sammlung und Luthers historisch bedeutsamer Auftritt vor dem Wormser Reichstag 1521 wird im Museum genauso gewürdigt wie die Stadtgeschichte des frühen Mittelalters bis zur Neuzeit.
TerminSA 24. Juni bis MI 01. November 2023
AdresseMuseum der Stadt Worms im Andreasstift // Weckerlingplatz 7 // 67547 Worms // Telefon: 06241 853-4105/-4101 // E-Mail: museum@worms.de // Facebook: @Museum der Stadt Worms im Andreasstift // Instagram: @museum_andreasstift
ÖffnungszeitenDienstags bis sonntags sowie feiertags 11–17 Uhr, montags geschlossen