Was hat ein italienischer Fisch mit einer Orchesterreise der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz zu tun? Was passierte in der allerersten Probe vor 100 Jahren? Wie hört sich die erste Schallplattenaufnahme des Orchesters aus den 1920er-Jahren an? Und wie ein Konzert im Jahr 2120? Hundert Geschichten zu hundert Jahren Orchesterleben erzählt die digitale Chronik, die die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz anlässlich ihres 100. Geburtstags ins Netz gestellt hat.

Multimediale Wundertüte

Realisiert wurde das Großprojekt in Kooperation mit dem Institut für Musikjournalismus der Hochschule für Musik Karlsruhe. Die Staatsphilharmonie lädt damit ein zu einer interaktiven Zeitreise durch die Musikwelt des Orchesters: „Unabhängig von der aktuellen Situation treibt uns die Frage um, wie man Musik in der Zukunft präsentiert“, erläutert Intendant Beat Fehlmann die Idee hinter der digitalen Chronik. „Was wollen wir neben den etablierten Konzertformaten entwickeln, um Nähe zu unserem Publikum herzustellen? Wir möchten einen einfachen, spielerischen Zugang zu unserer Kunst ermöglichen, um Menschen vieler Generationen teilhaben zu lassen.“ Entstanden ist eine multimediale Wundertüte mit einem Blick hinter die Kulissen, exklusiven Interviews, Quizfragen und kuriosen Infografiken.

Daneben sucht die Staatsphilharmonie aber noch mit weiteren Online-Formaten den Kontakt auch zum jungen Publikum. Junge Klassik nennt sich ein Format für Kinder ab dem Grundschulalter: „Mit viel Energie widmen wir uns zurzeit der Website www.junge-klassik.de, die bereits 2006 ins Leben gerufen wurde und jetzt vor einer großen Überarbeitung steht“, erklärt Jochen Keller, Trompeter bei der Staatsphilharmonie und zuständig für Vermittlungsangebote für Kinder und Jugendliche. „Diese Website ist für alle, die ohne zu viel Theorie mehr über klassische Musik erfahren möchten“, sagt der Orchester-Musiker. Persönlich tritt Keller einmal wöchentlich mit jungen Klassikfreunden in Kontakt: Immer donnerstags von 10.30 bis 11.30 Uhr findet über den YouTube-Kanal der Staatsphilharmonie eine Live-Sendung für Schülerinnen und Schüler statt. Dabei wird jeweils ein Instrument vorgestellt. Im Chat können Fragen gestellt werden, die dann spontan vor der Kamera beantwortet werden.

Digitale Begegnung zwischen Orchester und Publikum

Ums Kontakthalten in der konzertlosen Zeit geht es auch beim dritten digitalen Angebot. Ausgedacht hat sich dies Daniel Kroh, Geiger bei der Staatsphilharmonie und Orchestervorstand. „Auf der Website www.staatsphilharmoniker.de wollen wir eine digitale Form der Begegnung zwischen uns als Orchester und dem Publikum ermöglichen. Dort stellen unsere Musikerinnen und Musiker sich und ihre Instrumente in kurzen Videos vor und präsentieren ihre Lieblingsstellen aus der 5. Sinfonie von Beethoven“, erklärt Kroh. Besonders reizvoll: Mit nur einem Klick kann man die gerade gehörte Stelle vom gesamten Orchester gespielt hören. „Diesen Vergleich wird man so im Konzertsaal wohl nie erleben. Und genau dann machen digitale Kulturangebote Sinn: wenn sie ergänzen, nicht ersetzen“, betont Kroh. Die Website wird kontinuierlich mit neuem Inhalt befüllt und bietet einen ganz besonderen Einblick in das Orchesterleben — auch dann noch, wenn diese Krise längst überstanden ist und die Musik wieder live in den Konzertsälen der Region erlebt werden kann. Und genau auf Letzteres wartet das ganze Ensemble genauso wie das Publikum sehnsüchtig. ‹

Info! Mit den schrittweisen Corona-Lockerungen sind mittlerweile auch neue analoge Formate entstanden. Alle aktuellen Projekte finden Sie unter: www.staatsphilharmonie.de