› Mit neuem Design und jungen Ideen geht es ins nächste Lebensjahrzehnt. Kein Zweifel: Ein frischer Wind weht durch das dekorative Jugendstilzelt, das für das Festival auf dem Heidelberger Uniplatz aufgebaut wird. Die künstlerische Leiterin Jagoda Marinić bereitet eine Jubiläumsausgabe im XXL-Format vor. „Das Zelt ist zu einem Symbol geworden und viele Menschen hängen daran. Daher werden wir es doppelt so lange haben wie sonst.“

Neues Corporate Design

Zum 30. Geburtstag wird es dort ein Vor-Festival geben, das Literaturakteur*innen und -interessierte und vor allem Kinder und Jugendliche zusammenbringt. Geplant sind zum Beispiel Workshops. „Wir wollen alle Generationen an die Literatur heranführen“, formuliert Marinić ihr Ziel.

Die Schriftstellerin, Essayistin und Kulturmanagerin steht seit letztem Jahr an der Spitze des angesehenen Bücherfestes. Sie hat ihm ein neues Corporate Design und einen anderen Namen gegeben. „Nach drei Jahrzehnten erfolgreicher Festivalarbeit fand ich, dass man die Literaturtage neu denken kann“, sagt sie. Aus den Heidelberger Literaturtagen wurde „feeLit — Internationales Literaturfestival Heidelberg“.

Hommage an die Heidelberger Romantik

So wird die internationale Ausrichtung schon im Titel deutlich. „Ich denke, es ist wichtig, dass man sich in Zeiten, in denen viele Angst vor den Globalisierungsbewegungen haben, auf die Kraft des internationalen Austausches besinnt“, betont Marinić. Das Wortspiel „feeLit“ ist eine Hommage an die Heidelberger Romantik. „Wir haben gebrainstormt und überlegt, wie man den Begriff ‚Romantik‘ so übersetzt, dass er auch in der Jetztzeit funktioniert“, berichtet Marinić. Es gehe nicht darum, dass Literatur gefühlig sein soll, sondern um die romantische Idee, dass das Gefühl und das Spiel über allem stehen.

Blick in die Zukunft

Das Konzept ist bereits im ersten Jahr aufgegangen. Um renommierte Autorinnen wie die Booker-Prize-Gewinnerin Geetanjali Shree oder die Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, Tsitsi Dangarembga, zu sehen, bildeten sich Schlangen, die zeitweise über den gesamten Uniplatz reichten. „Wir hatten außerdem so viele Studierende wie noch nie auf dem Festival“, ist Marinić zufrieden, dass die neue Kooperation mit der Universität Wirkung zeigte. Auch die Signierstände wurden gut angenommen. „Dort kam es zu Gesprächen zwischen Gästen, Autor*innen und dem Publikum“, freut sich Marinić über den positiven Nebeneffekt der Live-Lesungen. Solche Momente des Teilens seien wichtig in einer Zeit, in der es so viel Redebedarf gebe.

Doch der Blick der Festivalleiterin richtet sich bereits in die Zukunft. Als Veranstalterin eines Literaturfestes steht sie vor anderen Herausforderungen als ihre Kolleg*innen vor zehn oder zwanzig Jahren. „Wir haben heute alles auf dem Handy“, sagt sie. Die Literatur habe starke Konkurrenz durch leichter konsumierbare Kost in den Social-Media-Kanälen bekommen. Lesungen seien fast schon ein rebellischer Akt. „Es ist ein Moment, in dem sich alles im Inneren abspielt und der die Leute trotzdem zusammenbringt.“ Für die programmatische Weiterentwicklung steckt Marinić ebenfalls schon voller Ideen, die sie aber noch nicht verraten möchte. ‹


feeLit — Internationales Literaturfestival Heidelberg
26. bis 30. Juni 2024
Spiegelzelt auf dem Uniplatz und Universität
www.feelit.de