Hambacher Schloss

Demokratie für alle

„Das Hambacher Fest war eine Demonstration für den europäischen Gedanken und für die Demokratie und diese Botschaft gilt es ins Hier und Jetzt zu bringen — auch um vor falschen Vereinnahmungen von Orten und Symbolen zu schützen“, erklärt Sarah Traub, Expertin für Demokratiegeschichte und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e. V. Dort überarbeitet ein kleines Team derzeit die Dauerausstellung des Hambacher Schlosses.

Ein Bogen zu aktuellen Entwicklungen

Die schwarz-rot-goldene Flagge etwa ist ein solches häufig schon vereinnahmtes Symbol, das zum ersten Mal beim Hambacher Fest 1832 getragen wurde und in der Dauerausstellung als Exponat gezeigt wird: „Die Flagge war kein Zeichen für stumpfen Nationalismus, am ehesten ging es um einen integrativen Patriotismus — auch wenn dies heute manche politischen Gruppierungen gerne anders verstehen“, erklärt Traub. Nicht zuletzt belegen das die historischen Quellen zum Hambacher Fest, bei dem viele Gäste aus ganz Europa anwesend waren.

„Gleichzeitig geht es uns darum, auch einen Bogen zu aktuellen Entwicklungen, Bewegungen und Tendenzen der Demokratie zu spannen“, erläutert Traub. Die Flagge ist dafür ein gutes Beispiel. Beim Sommermärchen zur Fußball-WM 2006 hüllte sich das ganze Land in die drei Farben, woraus sich ein neuer Diskurs zu Nationalstolz und patriotischen Symbolen entwickelte. Auch politische Bewegungen wie etwa Fridays for Future oder das Thema Pressefreiheit in Hinblick auf die Diskussion um sogenannte Fake News sollen künftig in der Ausstellung aufgegriffen werden.

Ausflugsziel und Geschichtsort

Das Hambacher Schloss ist ein Ort, an dem aus der Geschichte heraus die Demokratie lebendig gehalten werden soll und das funktioniert am besten mit Themen, die möglichst nah dran sind an der Lebenswelt der Besucherinnen und Besucher: „Das Schloss ist einfach ein schönes Ziel für einen Ausflug in den Pfälzer Wald und sicher nicht für jeden in erster Linie ein Geschichtsort“, räumt Sarah Traub ein. „Viele sind jedoch neugierig und werfen auch einen Blick in die Ausstellung. Deshalb muss sie so konzipiert sein, dass jede und jeder einen Impuls für sich mitnehmen kann.“ Für die Geschichtsfans, so verrät Traub, werde es aber ebenfalls vertiefendes Wissen und auch ein paar neue Aspekte geben. „Das Hambacher Fest war nicht nur ein Vorreiter für den europäischen Gedanken, sondern auch in Bezug auf die Rechte der Frauen. Diese wurden im Einladungstext sogar explizit erwähnt.“

Zusätzlich zur inhaltlichen Überarbeitung soll auch die Präsentation der Ausstellung an neue Standards angepasst werden: „Wir wollen vor allem digitale Möglichkeiten heutiger Ausstellungstechnik noch besser ausschöpfen“, erklärt Projektleiter und Geschäftsführer am Institut, Dr. Kai-Michael Sprenger. Denn ganz im Sinne des Institutsmottos „Forschen, vermitteln, mitmachen“ lautet so auch die Devise bei der Überarbeitung. Die wird etwa in zwei Jahren abgeschlossen sein, bis dahin ist die aktuelle Schau noch geöffnet.
Bildnachweis:
Hambach Fahne von Johann Philipp Abresch 1832, Hambacher Schloss

Hambacher Schloss

Seit im Mai 1832 zum ersten Mal die schwarz-rot-goldene Fahne auf dem Kastanienberg bei Neustadt wehte, gilt das Hambacher Schloss als Wiege der deutschen Demokratie. Heute ist das Schloss eine nationale Gedenkstätte, die mit der Dauerausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss!“ interessante Einblicke in die deutsche (Demokratie-)Geschichte bietet. Bei Veranstaltungsreihen wie den Hambacher Gesprächen, dem Hambacher Disput oder dem Demokratie-Forum Hambacher Schloss sind regelmäßig renommierte Gäste vor Ort, die aktuelle politische Themen beleuchten und diskutieren. Abgerundet wird das Programm durch Sonderausstellungen, Kulturevents (Kabarett, Kindertheater und Konzerte ) und Gastveranstaltungen wie dem Hambacher Fest-Bankett. 2015 wurde die Gedenkstätte Hambacher Schloss als erst zweite Institution in Deutschland mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.
AdresseStiftung Hambacher Schloss // 67434 Neustadt an der Weinstraße // Telefon: 06321 926290 // E-Mail: info@hambacher-schloss.de
Öffnungszeitentäglich von 10 bis 18 Uhr (April bis Oktober) und von 11 bis 17 Uhr (November bis März)
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