› Nuran David Calis, Sie werden im Sommer mit dem neuen Stück von Albert Ostermaier zum zweiten Mal hintereinander in Worms bei den Nibelungen-Festspielen inszenieren. Was bringt Sie dazu, sich erneut auf diese Reise zu begeben?
Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Nico Hofmann mir ein zweites Mal das Vertrauen geschenkt und gesagt hat: „Ich möchte, dass du nach dieser erfolgreichen Arbeit im vergangenen Jahr mit deinem Team auch das dritte Stück von Albert Ostermaier auf die Bühne bringst.“ Die Erfahrung meines ersten Jahres in Worms war für mich sehr außergewöhnlich. Natürlich war es harte Arbeit, aber sowohl künstlerisch als auch in der Zusammenarbeit mit dem Team vor Ort hat sich für mich sehr viel eingelöst. Ich habe wahnsinnig gerne hier gearbeitet und wir haben noch viel vor mit dieser Nibelungengeschichte.
Ist es etwas Besonderes, in Worms zu arbeiten?
Natürlich ist es erst mal aufregend, sich immer wieder mit diesem großen deutschen Mythos auseinanderzusetzen. Die Nibelungensage kann man ja ein bisschen wie die DNA-Struktur der deutschen Seele verstehen. Und dass man jemandem wie mir, mit meiner Herkunft und Biografie — und das meine ich jetzt wirklich nicht nur so dahergeredet — an diesem Ort einen solchen Mythos anver- traut hat, hat mich unheimlich berührt und bewegt. Dementsprechend habe ich mich mit großer Lust in diese für mich manchmal auch fremde Welt hinein- gestürzt. „GLUT“, das neue Stück von Albert Ostermaier, ist der Abschluss seiner Trilogie für Worms.
Was erwartet uns?
Es wird ein großes gesellschaftliches Panorama werden, mit dem wir ein Stück Gegenwart mithilfe einer Perspektive aus der Vergangenheit erzählen. Wir begeben uns auf eine Reise in die Zeit Anfang des Ersten Weltkriegs und versuchen damit, die europäische Geschichte und auch die Konflikte unserer Gegenwart ein bisschen besser zu verstehen. Es ist eine Art theatrale Agentengeschichte, die mit der Nibelungengeschichte verbunden wird und die ganz viel mit Europa und Deutschland zu tun hat. Ich freue mich sehr darauf.
Was macht den Nibelungenstoff eigentlich so attraktiv, dass man ihn immer wieder neu erzählen muss?
All die großen Themen, die in diesen Nibelungen stecken, sind wie eine Blaupause für all die Konflikte, die wir im Moment in unserer Welt auch erfahren. Und zwar nicht in einer Welt, die weit weg ist, sondern die unmittelbar mit unseren eigenen Sphären und unseren Nachbarn zu tun hat: all der Verrat, all die Ansprüche, etwas aus seinem Leben zu machen, Abenteuer einzugehen, Liebe zu erleben, enttäuscht zu werden von der Liebe, Mehrheitsgesellschaften aufzubauen, gegen andere zu kämpfen, sich bedroht zu fühlen von außen, den inneren Feind zu suchen. Nur ist der Nibelungenstoff natürlich viel schlauer als wir alle und er führt uns über seine Erzählung genau an unsere eigenen Widersprüche und gesellschaftlichen Konfliktlinien.
Worauf freuen Sie sich am meisten in diesem Jahr?
Auf die Endproben, also die Zeit, wenn wir draußen vor dem Dom proben. Es ist schon etwas ganz Besonderes, an einem Schauplatz zu arbeiten, der so von Geschichte durchdrungen ist. Der Dom steht seit fast tausend Jahren dort, wo er steht, und es macht einen ehrfürchtig und demütig zu wissen, dass er auch noch weitere tausend oder zweitausend Jahre an seinem Platz stehen wird, wenn wir alle schon längst zu Staub zerfallen sind. ‹
Nuran David Calis …
… wurde 1976 in Bielefeld geboren und arbeitete als Theaterautor und -regisseur. Sein Vater stammte aus Armenien, seine Mutter ist eine Jüdin, die aus der Türkei immigrierte. Für seine Arbeiten erhielt Calis zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Nestroy-Theaterpreis („Bester Nachwuchs“), den Karl-Skraup-Preis des Wiener Volkstheaters und den Bayerischen Kunstförderpreis. Seine Produktion „Homestories — Geschichten aus der Heimat“ mit Jugendlichen aus Essen-Katernberg am Schauspiel Essen wurde mit dem „Bundespreis soziale Stadt“ ausgezeichnet.
Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Nico Hofmann mir ein zweites Mal das Vertrauen geschenkt und gesagt hat: „Ich möchte, dass du nach dieser erfolgreichen Arbeit im vergangenen Jahr mit deinem Team auch das dritte Stück von Albert Ostermaier auf die Bühne bringst.“ Die Erfahrung meines ersten Jahres in Worms war für mich sehr außergewöhnlich. Natürlich war es harte Arbeit, aber sowohl künstlerisch als auch in der Zusammenarbeit mit dem Team vor Ort hat sich für mich sehr viel eingelöst. Ich habe wahnsinnig gerne hier gearbeitet und wir haben noch viel vor mit dieser Nibelungengeschichte.
Ist es etwas Besonderes, in Worms zu arbeiten?
Natürlich ist es erst mal aufregend, sich immer wieder mit diesem großen deutschen Mythos auseinanderzusetzen. Die Nibelungensage kann man ja ein bisschen wie die DNA-Struktur der deutschen Seele verstehen. Und dass man jemandem wie mir, mit meiner Herkunft und Biografie — und das meine ich jetzt wirklich nicht nur so dahergeredet — an diesem Ort einen solchen Mythos anver- traut hat, hat mich unheimlich berührt und bewegt. Dementsprechend habe ich mich mit großer Lust in diese für mich manchmal auch fremde Welt hinein- gestürzt. „GLUT“, das neue Stück von Albert Ostermaier, ist der Abschluss seiner Trilogie für Worms.
Was erwartet uns?
Es wird ein großes gesellschaftliches Panorama werden, mit dem wir ein Stück Gegenwart mithilfe einer Perspektive aus der Vergangenheit erzählen. Wir begeben uns auf eine Reise in die Zeit Anfang des Ersten Weltkriegs und versuchen damit, die europäische Geschichte und auch die Konflikte unserer Gegenwart ein bisschen besser zu verstehen. Es ist eine Art theatrale Agentengeschichte, die mit der Nibelungengeschichte verbunden wird und die ganz viel mit Europa und Deutschland zu tun hat. Ich freue mich sehr darauf.
Was macht den Nibelungenstoff eigentlich so attraktiv, dass man ihn immer wieder neu erzählen muss?
All die großen Themen, die in diesen Nibelungen stecken, sind wie eine Blaupause für all die Konflikte, die wir im Moment in unserer Welt auch erfahren. Und zwar nicht in einer Welt, die weit weg ist, sondern die unmittelbar mit unseren eigenen Sphären und unseren Nachbarn zu tun hat: all der Verrat, all die Ansprüche, etwas aus seinem Leben zu machen, Abenteuer einzugehen, Liebe zu erleben, enttäuscht zu werden von der Liebe, Mehrheitsgesellschaften aufzubauen, gegen andere zu kämpfen, sich bedroht zu fühlen von außen, den inneren Feind zu suchen. Nur ist der Nibelungenstoff natürlich viel schlauer als wir alle und er führt uns über seine Erzählung genau an unsere eigenen Widersprüche und gesellschaftlichen Konfliktlinien.
Worauf freuen Sie sich am meisten in diesem Jahr?
Auf die Endproben, also die Zeit, wenn wir draußen vor dem Dom proben. Es ist schon etwas ganz Besonderes, an einem Schauplatz zu arbeiten, der so von Geschichte durchdrungen ist. Der Dom steht seit fast tausend Jahren dort, wo er steht, und es macht einen ehrfürchtig und demütig zu wissen, dass er auch noch weitere tausend oder zweitausend Jahre an seinem Platz stehen wird, wenn wir alle schon längst zu Staub zerfallen sind. ‹
Nuran David Calis …
… wurde 1976 in Bielefeld geboren und arbeitete als Theaterautor und -regisseur. Sein Vater stammte aus Armenien, seine Mutter ist eine Jüdin, die aus der Türkei immigrierte. Für seine Arbeiten erhielt Calis zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Nestroy-Theaterpreis („Bester Nachwuchs“), den Karl-Skraup-Preis des Wiener Volkstheaters und den Bayerischen Kunstförderpreis. Seine Produktion „Homestories — Geschichten aus der Heimat“ mit Jugendlichen aus Essen-Katernberg am Schauspiel Essen wurde mit dem „Bundespreis soziale Stadt“ ausgezeichnet.
Nibelungen-Festspiele
Seit 2002 finden die Nibelungen-Festspiele jährlich im Sommer als Open-Air-Theaterereignis vor dem Dom statt. Die Festspiele erreichen jährlich ein großes Publikum und bescheren der Stadt am Rhein eine hohe Aufmerksamkeit. Aber nicht nur die Aufführungen vor der Domkulisse machen die Festspiele zu einem einmaligen Kulturereignis: Auch das hochwertige Rahmenprogramm sowie der Heylshofpark, der zu Deutschlands schönsten Theaterfoyers zählt, lockt jedes Mal zahlreiche Besucher.
TerminFR 04. bis SO 20. August 2017
AdresseNibelungen-Festspiele Worms // Von-Steuben-Straße 5 // 67549 Worms
SpielorteKaiserdom, Worms
Ticketswww.nibelungenfestspiele.de