Night Mayor

„Etwas Neues ausprobieren“

Robert, du trittst dein Amt in einer Zeit an, in der das Nachtleben ziemlich brachliegt. Hat ein Night Mayor dann überhaupt etwas zu tun?
Ganz brach liegt es ja nicht, die Bars haben immerhin wieder geöffnet. Aber natürlich betrifft es mich als Ansprechpartner, wenn Clubs nicht öffnen dürfen. Denn die Betreiber*innen rufen gerade laut um Hilfe — und da liegt es auch am Nachtbürgermeister, gemeinsam mit den anderen zuständigen Stellen nach Lösungen zu suchen.

Mit welchen Sorgen und Erwartungen treten die Betreiber*innen an dich heran?
Die Existenzängste in der Szene sind schon groß. Viele sagen mir, dass sie das nächste Jahr nicht überleben, wenn sich nicht etwas Grundlegendes ändert. Aber ihnen ist natürlich auch bewusst, dass ich in dieser komplexen Situation kein Heilsbringer sein kann — da müssen sich alle Akteure aus Politik und Wirtschaft gemeinsam an einen Tisch setzen. Denn die schönsten Konzepte bringen nichts, wenn sie am Ende doch nicht mit den Corona-Auflagen in Einklang zu bringen sind.

Nachtkultur lebt von Nähe, Lockerheit und kollektiven Erlebnissen. Kann so etwas in Zeiten einer Pandemie überhaupt funktionieren?
Natürlich wollen die Besucher*innen bei Punkkonzerten zum Beispiel nicht mit zwei Metern Abstand auf dem Boden sitzen. Aber vielleicht ist es auch Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Wir haben in Mannheim viele ungenutzte Industrieflächen, auf denen sich Abstandsregeln für Veranstaltungen viel leichter umsetzen lassen als in kleinen Clubs. Es wäre sicher schon ein Fortschritt, wenn wir solche Freiflächen unbürokratisch für Nachtkultur erschließen könnten. Oft scheitern Genehmigungen aber schon an den logistischen Auflagen. Meine Hoffnung wäre, dass man die Genehmigungspraxis da etwas vereinfachen könnte. Solche Projekte wären auch über Corona hinaus spannend, um aufstrebenden Künstler*innen und Veranstalter*innen noch mehr Möglichkeiten zu bieten.
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