Vielleicht sind es abstrahierte Holzbojen oder zarte Walgerippe, die feinen leichten Monumentalskulpturen, die inmitten der Rudolf-Scharpf-Galerie gestrandet sind. Graue Zement-Teppiche fließen in Wellenbewegungen drapiert die Wand entlang. „ocean“ heißt die aktuelle Schau der Künstlerin Eva Gentner, die sie speziell auf die Örtlichkeiten in Ludwigshafen zugeschnitten hat. Eine überdimensionale, auf den Parkettboden gezeichnete Mindmap kartografiert eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Literaturklassiker Moby-Dick. Ausgehend von diesem Werk der Weltliteratur beschäftigte sich die Künstlerin für ihre Ausstellung mit Texten von Philosophen wie Platon oder Gilles Deleuze. Der überdimensionalen Mindmap zu Moby-Dick stellt Gentner Projektionen von Meeresoberflächen und Performances gegenüber, die einladen noch weiter in ihre ozeanische Parallelwelt einzutauchen.
Inspiriert vom philosophischen Raum, Melvilles Roman und den Weiten des Ozeans, kreierte die Künstlerin die raumgreifenden Bojen aus weiß lackierten gebogenen Leisten. „Die Boje steht für Verortung im Meer sowie für ein nonverbales Sprachsystem in einem internationalen Raum“, so Gentner. „Im Gegensatz zu echten Bojen sind die Skulpturen aus leichten transportablen Holzelementen luftige fragile Konstruktionen, die weder wasserdicht sind noch schwimmen können.“Der Wal und das MeerTrotz der Größe der Arbeiten erscheint die Ausstellung nicht als monumentale Setzung, sondern vielmehr wie eine flüchtige Momentaufnahme. Häufig wiederkehrende Aspekte ihrer poetisch anmutenden Arbeiten sind das Flüchtige, die Veränderung, die Zerbrechlichkeit. Auch die eingehende Untersuchung von Materialität spielt in dieser Ausstellung eine zentrale Rolle. So lässt die fragile Oberflächenstruktur der wandhohen Zement-Textil-Installationen Analogien sowohol zur welligen Meeresoberfläche als auch zu Walhaut hervorrufen. Gerade die beschränkte Zeitlichkeit der In-situ-Arbeiten verleiht der Ausstellung ihren eigenen Zauber, mit dem Abbau der Arbeiten werden sie auseinanderbrechen. Das erschienene Künstlerbuch Moby Dick versteht sich als Erweiterung der Ausstellung. Es enthält ein Lang-Gedicht Gentners, das der Geschichte Melvilles nachspürt und auf poetische Weise den geheimnisvollen und unergründlichen Ozean sowie die damit in Verbindung stehenden menschlichen Gefühls- und Sinneseindrücke befragt. ‹
Eva Gentner wurde 1992 in Ellwangen geboren und studierte bis 2017 in der Malereiklasse von Helmut Dorner an der Kunst-akademie Karlsruhe. Sie hat zahlreiche überregionale Preise gewonnen und war Artist in Residence des Einraumhauses in Mannheim. Zudem erhielt sie Stipendien der Kunststiftung Baden-Württemberg sowie der Stadt Mannheim. Gentner lebt und arbeitet in Mannheim und Heidelberg.ocean
bis 23. August 2020
Rudolf-Scharpf-Galerie, Hemshofstraße 54, 67063 Ludwigshafen am Rhein
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag 13–18 Uhr
www.wilhelmhack.museum.de
bis 23. August 2020
Rudolf-Scharpf-Galerie, Hemshofstraße 54, 67063 Ludwigshafen am Rhein
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag 13–18 Uhr
www.wilhelmhack.museum.de
Bildnachweis:
Eva Gentner, Sheets II, 2020, insitu-Wandinstallation, Zement/Pigment auf Jute, 5-teilig © Eva Gentner Wilhelm-Hack-Museum
Wahrzeichen des Wilhelm-Hack-Museums ist seine Keramikfassade, die Joan Miró 1980 gestaltete. Heute gilt das Haus als das wichtigste Museum für die Kunst des 20. und 21.Jahrhunderts in Rheinland-Pfalz. Seine Schwerpunkte liegen auf der Klassischen Moderne, aber auch auf der konstruktiv-konkreten Kunst nach 1945. Profilierte Sonderausstellungen, Workshops und ein breit gefächertes Veranstaltungsprogramm machen das Museum zu einem kulturellen Zentrum von Ludwigshafen.
Terminbis 23.08.2020
AdresseWilhelm-Hack-Museum // Berliner Straße 23 // 67059 Ludwigshafen // Telefon 0621 5043045 // E-Mail: hackmuseum@ludwigshafen.de
ÖffnungszeitenDienstag, Mittwoch & Freitag 11–18 Uhr // Donnerstag 11–20 Uhr // Samstag, Sonntag & Feiertage 10–18 Uhr