› Das Autorenduo Feridun Zaimoglu und Günter Senkel fügt dem Mythos der Nibelungen im Jahr 2024 eine neue, ganz eigene Geschichte hinzu. In ihrem Stück „Der Diplomat“ richten die beiden den Fokus auf eine ganz besondere Figur aus dem Heldenkosmos: Dietrich von Bern. Er wächst als Königssohn in Bern auf. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die Schweizer Bundesstadt, sondern um das norditalienische Verona, das auf Mittelhochdeutsch Bern heißt. Nach dem Tod des Vaters folgt Dietrich auf dessen Thron. Bald ranken sich zahlreiche Sagen des Hoch- und Spätmittelalters — vom Hildebrandslied bis zur Thidrekssaga — um diesen jungen und abenteuerhungrigen Monarchen. Auch im Nibelungenlied kommt Dietrich von Bern vor. Er verliert seine Krone und sein Land, weil er sich weigert, in einer blutigen Schlacht darum zu kämpfen. Stattdessen geht er ins Exil zu König Etzel. Dort wird er zu dessen Botschafter, Brautwerber um Kriemhild und schließlich zum Vermittler zwischen den Hunnen und den Burgundern. Seine Bemühungen, den Konflikt beizulegen, scheitern jedoch. Ein Krieg bricht aus und führt zum Ende der Nibelungen.
In „Der Diplomat“ geht es den Autoren nicht nur um die Intrigen und Ränkespiele rund um Siegfried, Hagen, Kriemhild, die Burgunder und den Hunnenkönig Etzel, sondern auch um die Frage, wie sich ein Krieg verhindern lässt, den eigentlich keiner will und der trotzdem unvermeidbar erscheint. Ein Thema, das aktueller nicht sein könnte: „Feridun Zaimoglu und Günter Senkel zeigen erneut, wie zwingend sich die Geschichte der Nibelungen ins Heute fortschreiben lässt“, betont Festspiel-Intendant Nico Hofmann. „Wir kommen kaum umhin, den Zustand einer Welt zwischen Krieg und Frieden, den die Autoren in ihrem Stück beschreiben, auf uns und unsere Gegenwart zu übertragen — inklusive all der offenen Fragen, des Ringens um Lösungen und der Hoffnung auf eine bessere Welt.“ Großes Theater vor historischer KulisseRegie führt erneut der Schweizer Roger Vontobel. Er debütierte 2018 mit „Siegfrieds Erben“ in Worms. Auch seine zweite spektakuläre Inszenierung von Ferdinand Schmalz’ „hildensaga“ (Bild oben) von 2022 begeisterte Publikum und Kritik. „Dass gerade in Worms vor dem Dom großes, überwältigendes und sehr emotionales Theater entstehen kann, hat in den letzten Jahren keiner so eindrücklich bewiesen wie Roger Vontobel. Es ist ein Glück für die Festspiele und für die Stadt, dass er ein weiteres Mal in Worms inszeniert“, sagt Thomas Laue, künstlerischer Leiter der Nibelungen-Festspiele. Vontobel inszeniert seit Jahren erfolgreich an vielen deutschsprachigen Bühnen. Er gewann unter anderem den bedeutenden Theaterpreis „Faust“. Auf sein erneutes Engagement in Worms freut er sich sehr. „Vor und mit dem Dom Welten zu kreieren und diese mitten in unser Weltgeschehen zu denken und zu setzen ist für das gesamte Team immer wieder ein sehr herausfordernder Vorgang — und genau deshalb so einzigartig. In diesem Sinne: Auf nach Worms.“ ‹
Nibelungen-Festspiele
12. bis 28. Juli 2024
Wormser Dom
www.nibelungenfestspiele.de
Nibelungen-Festspiele
12. bis 28. Juli 2024
Wormser Dom
www.nibelungenfestspiele.de
Bildnachweis:
Bild oben: Roger Vontobels Inszenierung „hildensaga. ein königinnendrama“ von 2022, Foto: Felix RechNibelungen-Festspiele
Seit 2002 finden die Nibelungen-Festspiele jährlich im Sommer als Open-Air-Theaterereignis vor dem Dom statt. Die Festspiele erreichen jährlich ein großes Publikum und bescheren der Stadt am Rhein eine hohe Aufmerksamkeit. Aber nicht nur die Aufführungen vor der Domkulisse machen die Festspiele zu einem einmaligen Kulturereignis: Auch das hochwertige Rahmenprogramm sowie der Heylshofpark, der zu Deutschlands schönsten Theaterfoyers zählt, lockt jedes Mal zahlreiche Besucher.
TerminFR 12. bis SO 28. Juli 2024
AdresseNibelungen-Festspiele Worms // Von-Steuben-Straße 5 // 67549 Worms
SpielorteKaiserdom, Worms
Ticketswww.nibelungenfestspiele.de