TECHNOSEUM

Lok im neuen Look

› Seit der Eröffnung des TECHNOSEUM im Jahr 1990 war die Lok nahezu täglich auf der 300 Meter langen Gleisstrecke zwischen Museum und Park unterwegs. Für den Einsatz im Museum wurde sie damals wieder instandgesetzt und auf Speicherdampf umgerüstet — für den nötigen Druck im Kessel sorgt ein Dampferzeuger im Keller des Museums. „Nach über 30 Jahren im Dauereinsatz war der Kessel der Lokomotive verschlissen“, erzählt Günther Theis, der als Restaurator für Schienenfahrzeuge die Arbeiten federführend betreut hat. „Wir haben uns dann dazu entschieden, den Kessel komplett auszutauschen, anstatt ihn nur zu flicken. Dies ist zwar aufwendiger, aber auch nachhaltiger und stellt den Betrieb der Lok für die kommenden Jahrzehnte sicher.“

Neuer Anstrich

Für die anstehenden Arbeiten musste die Lok bis auf das Fahrgestell auseinandergebaut werden. Die Zeit bis zum Einbau des neuen Kessels ließ sich bestens nutzen: Seit einiger Zeit war am Museum bekannt, dass die grasgrüne Farbe der Lok nicht mehr den neuesten Erkenntnissen zum historischen Erscheinungsbild entsprach. Deshalb arbeitete das Restaurierungsteam in den vergangenen zwei Jahren nicht nur das Fahrwerk auf und stellte die bisher fehlende ursprüngliche Beschilderung sowie Details wie den Wasserstandsanzeiger, Schmiergefäße und die Signaleinrichtung wieder her. Es rekonstruierte auch den Farbton des originalen Anstrichs aus der Zeit um 1900.
  • technoseum dampflok
    Aufwendige Angelegenheit — für die Restau­rierung musste die Lok komplett in ihre Einzelteile zerlegt und wieder zusammengesetzt werden.
Für diese Arbeiten wälzte Günther Theis Fachbücher, konsultierte historische Fotos in Archiven und untersuchte die Substanz der „Eschenau“. Fündig wurde er am Führerstand, wo er die unterste von zehn Lackschichten freilegen und auf dieser Grundlage den Farbton anmischen lassen konnte, in dem die Lok in ihren Anfangsjahren lackiert war. Den hat sie jetzt wieder: mit einem Führerstand und Kessel in Graugrün sowie Rauchkammer, Schornstein und Dach in Schwarz. Auch das Fahrwerk wurde neu lackiert — mit einem roten Farbton, der nach einem Modell im Deutschen Museum in München extra nachgemischt wurde. All diese Arbeiten waren nur möglich dank der Amtshilfe diverser Firmen und des Einsatzes zahlreicher Ehrenamtlicher. „Ihnen schuldet unser Museum großen Dank. Ohne diese Hilfe wäre die Restaurierung der Lok schlichtweg nicht möglich gewesen“, betont Theis.

Von der Staatsbahn zur Werkslokomotive

Von der württembergischen T3-Lokomotive wurden zwischen 1891 und 1913 insgesamt 110 Exemplare gebaut. Vier Stück existieren noch heute, das Exemplar im TECHNOSEUM ist von ihnen das älteste. Zu Beginn ihrer Dienstzeit war die Lok für die württembergische Staatsbahn bei Heilbronn im Einsatz, auf Nebenstrecken sowie später häufig auch als Rangierlok. Zwischen 1926 und 1945 rollte sie als Lokomotive Nr. 2 der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft für die Teuringertalbahn GmbH in Friedrichshafen. Dann erwarb der Hersteller, die Maschinenfabrik Esslingen, die Eisenbahn. Auf dem Betriebsgelände dampfte die „Eschenau“ noch bis 1962 als Werkslokomotive, anschließend erinnerte sie am Bahnhof Esslingen als Denkmal an die Lokomotivbautradition der Stadt.

In den 1980er-Jahren kam die Lok schließlich nach Mannheim, wo sich das TECHNOSEUM gerade im Aufbau befand. Damals ging es vor allem darum, die Lok bis zur Eröffnung des Museums wieder betriebsfähig zu machen. Die jüngsten Restaurierungsarbeiten boten den Museumsmitarbeitenden die einmalige Chance, die Betriebssicherheit der „Eschenau“ mit historischer Authentizität zusammenzubringen — und die Besucher*innen können bei einer Fahrt mit dem Museumzug nun auch noch genauer nacherleben, wie sich das Reisen um 1900 angefühlt hat. ‹


Die Lok in Zahlen

Name: Eschenau
Baujahr: 1896
Gewicht: 35 Tonnen
Länge über Puffer: 8,90 Meter
Leistung: 200 PS
Höchstgeschwindigkeit: 45 km/h (im Museum 15 km/h)
Die „Eschenau“ ist nahezu täglich im Einsatz. Abfahrt vom Bahnhof auf Ebene E ist um jeweils 11, 12, 14, 15 und 16 Uhr.
Eine Fahrt dauert 20 bis 25 Minuten.
Bildnachweis:
Klaus Luginsland, © TECHNOSEUM

TECHNOSEUM

Das TECHNOSEUM ist eines der großen Technikmuseen in Deutschland. Die Entwicklungen in Naturwissenschaften und Technik vom 18. Jahrhundert bis heute sowie der soziale und wirtschaftliche Wandel, den die Industrialisierung ausgelöst hat, sind Themen der Dauerausstellung. Maschinen werden nicht einfach gezeigt, sondern in Ensembles inszeniert, Vorführtechniker erklären Arbeitsabläufe und beantworten Fragen. Selbst aktiv werden darf man in der Experimentier-Ausstellung „Elementa“: Technische Erfindungen lassen sich hier durch eigenes Ausprobieren nacherleben. Mit Sonderausstellungen zu Themen aus Naturwissenschaften, Technik und Gesellschaft ist das Museum zugleich Forum für aktuelle Debatten. Komplettiert wird das Programm durch Vorträge, Workshops und spezielle Angebote für Kinder und Jugendliche.
AdresseTECHNOSEUM // Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim // Museumsstr. 1 // 68165 Mannheim // Telefon: 0621 4298-9 // E-Mail: info@technoseum.de
Öffnungszeitentäglich 9 bis 17 Uhr
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