› Festhalten, was sich verändert, Umwandlungsprozesse sichtbar werden lassen, sich selbst als Gegenstand der Veränderung erfahrbar machen: Die kleinen Werke von den Großmeistern der deutschen Nachkriegskunst Gerhard Richter (*1932) und Sigmar Polke (1941–2010), die derzeit im Wilhelm-Hack-Museum zu sehen sind, haben es in sich. Rund 40 grafische Arbeiten aus dem Sammlungsbestand zeigen, wie Polke und Richter, jeweils auf ihre ureigene Weise, sich mal überwiegend technisch, mal selbstironisch, mal philosophisch mit dem Thema Umwandlung beschäftigt haben. Ausgangspunkt ist eine Gemeinschaftsarbeit mit gleichnamigem Titel aus dem Jahr 1968. Die Künstler hatten sich zuvor beim Studium an der Kunstakademie Düsseldorf in den frühen 1960er-Jahren kennengelernt. So unterschiedlich beide als Charaktere und in ihren künstlerischen Ansätzen waren, teilten sie doch ihre Experimentierfreude mit verschiedenen Techniken und Medien und waren wild dazu entschlossen, die traditionellen Konventionen der Kunstproduktion aufzumischen. Veränderung und Wandel sind Themen, die Richter und Polke darum gleichermaßen faszinierten. 1968 entstand so nicht zufällig ihre gemeinsame „Umwandlung“.
Die Arbeit ist ein Offsetdruck und besteht aus fünf Schwarz-Weiß-Abbildungen, die ein Bergmassiv zeigen, das schrittweise seine Konturen verliert und sich in eine kugelähnliche Erscheinung verformt. „Eine Bildlegende liest sich als nüchterne Beschreibung. Exakte Datierung und Dauer der Umwandlung suggerieren, dass die beigefügten Abbildungen ebenso dokumentarisch zu lesen sind, und legen deren Wahrhaftigkeit nahe“, erklärt Kuratorin Julia Nebenführ. „Die Fotografie als Medium der Wirklichkeitsdokumentation wird aber eigentlich ad absurdum geführt. Die Künstler selbst sind hier Schöpfer einer eigenen Realität. Richter und Polke inszenieren sich als Meister über das Bild und letztendlich über die Natur selbst.“Ausgehend von dieser Arbeit untersucht die Ausstellung, inwieweit Veränderung als gestalterisches Element im Schaffen beider Künstler von Bedeutung ist und auf welche Weise diese die Wahrnehmungsstrukturen der Betrachtenden herausfordert. „Die Werke verbindet eine vielschichtige, oftmals mehrdeutige Arbeitsweise sowie das reflektierte Nachdenken über die Bedeutung des Bildes und dessen Repräsentation“, beschreibt Nebenführ eine auffällige Gemeinsamkeit der ausgestellten Werke. Die von Richter gezeigten Arbeiten thematisieren unterschiedliche visuelle Techniken, wie optische Täuschung oder Manipulation, die die Begrenztheit der Wahrnehmung und Erkenntnismöglichkeit sichtbar machen. Polkes Arbeiten hingegen wirken wie zufällige Kommentare zu Kunst und Gesellschaft, die nicht selten von Witz und Ironie getragen sind und deren oftmals seltsam anmutende Text-Bild-Kombinationen als Gestaltungselement zur Irritation der Wahrnehmung dienen. ‹Kabinettstücke:
Richter/Polke — Umwandlung
bis 14. Juli 2024
wilhelmhack.museum.de
Richter/Polke — Umwandlung
bis 14. Juli 2024
wilhelmhack.museum.de
Bildnachweis:
Sigmar Polke, Freundinnen, 1967, Offsetdruck, 48 x 60,8 cm, Wilhelm-Hack-Museum, LudwigshafenWilhelm-Hack-Museum
Wahrzeichen des Wilhelm-Hack-Museums ist seine Keramikfassade, die Joan Miró 1980 gestaltete. Heute gilt das Haus als das wichtigste Museum für die Kunst des 20. und 21.Jahrhunderts in Rheinland-Pfalz. Seine Schwerpunkte liegen auf der Klassischen Moderne, aber auch auf der konstruktiv-konkreten Kunst nach 1945. Profilierte Sonderausstellungen, Workshops und ein breit gefächertes Veranstaltungsprogramm machen das Museum zu einem kulturellen Zentrum von Ludwigshafen.
Terminbis 14. Juli 2024
AdresseWilhelm-Hack-Museum // Berliner Straße 23 // 67059 Ludwigshafen // Telefon 0621 5043045 // E-Mail: hackmuseum@ludwigshafen.de
ÖffnungszeitenDienstag, Mittwoch & Freitag 11–18 Uhr // Donnerstag 11–20 Uhr // Samstag, Sonntag & Feiertage 10–18 Uhr