› Waldbrände, Dürreperioden, Unwetter — der Klimawandel hält Einzug in fast alle Lebensbereiche. Gleichzeitig greift die Digitalisierung immer mehr um sich, Künstliche Intelligenz wird vermehrt bei medizinischen Diagnosen, aber auch in Lehre, Rechtsberatung oder an Fließbändern eingesetzt. Während das James-Webb-Weltraumteleskop jahrzehntelange Rätsel entschlüsselt, könnten Entwicklungen der Wasserstoffkernfusion zur Lösung der weltweiten Energiekrise beitragen. Das jährliche „International Science Festival — Geist Heidelberg“ am DAI Heidelberg widmet sich den drängenden Fragen und Herausforderungen unserer Zeit: Renommierte Wissenschaftsexpert*innen stellen neueste Erkenntnisse, aber auch Lösungen aus den Bereichen Biologie und Medizin, Künstliche Intelligenz und Digitalisierung, Philosophie, Physik und Astronomie vor.
Mit dem Thema Klimawandel befasst sich unter anderem Harald Lesch: Welche neuen Erkenntnisse gibt es? Was müssen wir tun, um unser Überleben zu sichern? Geht das nur durch die Beschränkung von Rechten? In seinem Vortrag „Natur und Freiheit“ erklärt der bekannte Moderator, Astrophysiker und Philosoph, warum der Schutz der Erde und die Wahrung der Freiheit kein Widerspruch sein müssen. Und wie man es von ihm aus seiner TV-Reihe „Leschs Kosmos“ kennt, präsentiert
er seine Erkenntnisse wissenschaftlich fundiert und zugleich unterhaltsam. Das Leben der BäumeTrockenheit und Brände machen auch die Wälder weltweit zum Hotspot des Klimawandels. Allein in Deutschland hat der Wald zwischen 2018 und 2021 fünf Prozent seiner Fläche verloren und damit mehr als ursprünglich vermutet. Auch der Heidelberger Stadtwald hat mit diesen Auswirkungen zu kämpfen. Damit befassen sich zwei renommierte Baumexperten: der Biologe und Agrarwissenschaftler Michael Succow und der Leitende Forstdirektor des Lübecker Waldes, Lutz Fähser, der dort 1994 das Konzept der Naturnahen Waldnutzung eingeführt hat.
Einen weiteren Festivalschwerpunkt bildet die Künstliche Intelligenz: Schon seit über einem halben Jahrhundert versuchen Softwareentwickler*innen, menschliches Denken mit Maschinen zu simulieren. Große Sprachmodelle wie ChatGPT werden seit einigen Monaten kontrovers diskutiert. In Hollywood streiken Drehbuchautor*innen und Schauspieler*innen, weil sie Angst davor haben, eines Tages von der Künstlichen Intelligenz ersetzt zu werden. Die Europäische Union drängt auf mehr Kontrolle und Regulierung. Im DAI Heidelberg gehen der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar und der prominente Philosoph Richard David Precht der Frage nach, wie die mächtigste Technologie unserer Zeit die Menschen und den Planeten verändert. Auch Henner Gimpel, Professor für Digitales Management an der Universität Hohenheim, und der Politik- und Wirtschaftswissenschaftler Robert Lepenies von der Karlshochschule in Karlsruhe werden ihre Sicht auf ChatGPT darlegen. Frauenpower bei der Empathie-KonferenzWie jedes Jahr widmet sich eine dreitägige Konferenz dem Thema „Empathie“. DAI-Programmdirektor Jakob J. Köllhofer setzt dabei dieses Mal ganz auf Frauenpower: Eingeladen sind unter anderem die US-Schriftstellerin Siri Hustvedt, die renommierte israelische Soziologin Eva Illouz und die iranische Friedensnobelpreisträgerin und Menschenrechtsaktivistin Shirin Ebadi. Vorrangig an das junge Publikum wendet sich der bekannte Evolutionsbiologe Richard Dawkins. Mit seiner polarisierenden Religionskritik ist er international bekannt geworden. Mit seinem aktuellen Buch „Flights of Fancy“ will er Jugendliche für die Wissenschaft begeistern und sie ermutigen, zu selbstbestimmten Menschen heranzuwachsen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse in Medizin und Biologie haben während der letzten Jahre, nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie, an weltweiter Beachtung gewonnen. So greift „Geist Heidelberg“ auch hierzu die neueste Forschung auf. Dem Stammzellenforscher Jürgen Knoblich ist es gelungen, das erste Modell für die frühe menschliche Gehirnentwicklung, bekannt als „Gehirn-Organoide“, zu kultivieren. Dies macht es erstmals möglich, Organoide aus Stammzellen zu züchten, um den Einfluss der Gene auf Entwicklungen und Krankheitsentstehung zu studieren, beispielsweise bei Epilepsie, Schizophrenie oder Gehirntumoren — eine echte Revolution in der Medizin. „Das strengste Regelwerk innerhalb unserer Gesellschaft.“Lebendig und lebensnah — so möchte das Festival die Forschung präsentieren und gleichzeitig deutlich machen, dass die Wissenschaft die Basis schafft, damit wir auf die wichtigen Fragen unserer Zeit die richtigen Antworten finden können. Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit sind dafür notwendige Voraussetzungen, die durch die ehernen Prinzipien der Wissenschaft sichergestellt werden: „Die Öffentlichkeit weiß oft nicht, welchen strengen Regeln Forschung und Wissenschaft unterliegen“, betont Programmdirektor Köllhofer. „Es ist vielleicht das strengste Regelwerk innerhalb unserer Gesellschaft.“ ‹
International Science Festival — Geist Heidelberg
10. Oktober bis 14. Dezember 2023
DAI Heidelberg, Neue Aula der Uni Heidelberg
www.geist-heidelberg.de
Herr Köllhofer, laut Wissenschaftsbarometer wünschen sich zwei Drittel der Befragten einen kreativeren Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Wie kann ein Festival wie Geist Heidelberg dazu beitragen?
Wir alle erleben derzeit eine Glaubwürdigkeitskrise. Die Öffentlichkeit weiß oft gar nicht mehr, wem zu trauen ist. Hier sind Gespräche und Begegnungen mit den Besten aus der Forschung eine konkrete Erfahrung, wo und wann und wem man vertrauen darf und kann.Auch in diesem Jahr sind Expert*innen aus ganz verschiedenen Fachrichtungen eingeladen. Nach welchen Kriterien wählen Sie diese aus?
Neben den nachhaltigen Themen, die uns schon seit Jahren begleiten und denen wir jedes Jahr mit neuen Fragen und Nuancen im Format begegnen, drängen sich hochaktuelle wissenschaftliche Funde und Befunde ins Rampenlicht. Das braucht Vermittlung und Aufklärung.Haben Sie Tipps oder Favoriten, die man auf keinen Fall verpassen darf?
Sicherlich sind die Top-Themen KI und Molekularbiologie, wie sie in unseren Alltag hineinwirken und weshalb wir alle sie dringend zu verstehen lernen müssen. Aber auch Fragen nach der Energie der Zukunft, nach dem sozialen Kitt unserer Gesellschaften, nach der Zukunft unserer Wälder und vieles mehr wollen wir verantwortlich vorstellen.Ein spannendes Format ist die dreitägige Empathie-Konferenz. Für welche Ausrichtung haben Sie sich in diesem Jahr entschieden?
In Zeiten von Krieg und Klimakrise, von Menschenrechtsverletzungen grundlegendster Art gilt es, an dieses im Menschen angelegte Gegengift zu erinnern. Hier ist uns wichtig, dass die Bedeutung von Frauen für Verantwortung und Nachhaltigkeit besonders zum Ausdruck kommt. Das sind ja alles starke, großartige und erfolgreiche Frauen, die bei uns auftreten werden. Welche Programmpunkte würden Sie insbesondere jungen Menschen empfehlen?
Ohne Unterschied alle. Wer mehr wissen will, was ihn oder sie schon interessiert, hier bekommt er oder sie Antworten. Wer noch „begeistert“ werden muss, kann sich hier eine Ladung holen, die ihn oder sie durch ein ganzes Leben tragen wird.
er seine Erkenntnisse wissenschaftlich fundiert und zugleich unterhaltsam. Das Leben der BäumeTrockenheit und Brände machen auch die Wälder weltweit zum Hotspot des Klimawandels. Allein in Deutschland hat der Wald zwischen 2018 und 2021 fünf Prozent seiner Fläche verloren und damit mehr als ursprünglich vermutet. Auch der Heidelberger Stadtwald hat mit diesen Auswirkungen zu kämpfen. Damit befassen sich zwei renommierte Baumexperten: der Biologe und Agrarwissenschaftler Michael Succow und der Leitende Forstdirektor des Lübecker Waldes, Lutz Fähser, der dort 1994 das Konzept der Naturnahen Waldnutzung eingeführt hat.
International Science Festival — Geist Heidelberg
10. Oktober bis 14. Dezember 2023
DAI Heidelberg, Neue Aula der Uni Heidelberg
www.geist-heidelberg.de
„Die Öffentlichkeit weiß oft gar nicht mehr, wem zu trauen ist“
DAI-Programmdirektor Jakob J. Köllhofer erklärt, warum die Wissenschaft die beste Medizin in der aktuellen Glaubwürdigkeitskrise ist.
Herr Köllhofer, laut Wissenschaftsbarometer wünschen sich zwei Drittel der Befragten einen kreativeren Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Wie kann ein Festival wie Geist Heidelberg dazu beitragen?
Wir alle erleben derzeit eine Glaubwürdigkeitskrise. Die Öffentlichkeit weiß oft gar nicht mehr, wem zu trauen ist. Hier sind Gespräche und Begegnungen mit den Besten aus der Forschung eine konkrete Erfahrung, wo und wann und wem man vertrauen darf und kann.Auch in diesem Jahr sind Expert*innen aus ganz verschiedenen Fachrichtungen eingeladen. Nach welchen Kriterien wählen Sie diese aus?
Neben den nachhaltigen Themen, die uns schon seit Jahren begleiten und denen wir jedes Jahr mit neuen Fragen und Nuancen im Format begegnen, drängen sich hochaktuelle wissenschaftliche Funde und Befunde ins Rampenlicht. Das braucht Vermittlung und Aufklärung.Haben Sie Tipps oder Favoriten, die man auf keinen Fall verpassen darf?
Sicherlich sind die Top-Themen KI und Molekularbiologie, wie sie in unseren Alltag hineinwirken und weshalb wir alle sie dringend zu verstehen lernen müssen. Aber auch Fragen nach der Energie der Zukunft, nach dem sozialen Kitt unserer Gesellschaften, nach der Zukunft unserer Wälder und vieles mehr wollen wir verantwortlich vorstellen.Ein spannendes Format ist die dreitägige Empathie-Konferenz. Für welche Ausrichtung haben Sie sich in diesem Jahr entschieden?
In Zeiten von Krieg und Klimakrise, von Menschenrechtsverletzungen grundlegendster Art gilt es, an dieses im Menschen angelegte Gegengift zu erinnern. Hier ist uns wichtig, dass die Bedeutung von Frauen für Verantwortung und Nachhaltigkeit besonders zum Ausdruck kommt. Das sind ja alles starke, großartige und erfolgreiche Frauen, die bei uns auftreten werden. Welche Programmpunkte würden Sie insbesondere jungen Menschen empfehlen?
Ohne Unterschied alle. Wer mehr wissen will, was ihn oder sie schon interessiert, hier bekommt er oder sie Antworten. Wer noch „begeistert“ werden muss, kann sich hier eine Ladung holen, die ihn oder sie durch ein ganzes Leben tragen wird.
Geist Heidelberg – International Science Festival
Das International Science Festival — Geist Heidelberg ist die europäische Antwort auf das New Yorker World Science Festival. Es richtet sich an die breite Öffentlichkeit und bringt alljährlich Spitzenkräfte der nationalen und internationalen Forschung nach Heidelberg. Im Verlauf von mehreren Wochen diskutieren renommierte Wissenschaftler, bekannte Autoren und Vertreter anerkannter Institutionen mit einem Publikum aus interessierten Laien und Experten die drängenden Fragen unserer Zeit. Das Festival steht für wissenschaftliche Aufklärung und Bildung, die Vielfalt der Forschung und eine demokratisch engagierte Gesellschaft.
TerminDI 10. Oktober bis DO 14. Dezember 2023
AdresseDAI Heidelberg – Das Haus der Kultur // Sofienstraße 12 // 69115 Heidelberg // Tel.: +49 (0) 6221 60730