zeitraumexit

„Wir wollten den Weg für Neues frei machen“

Frau Oßwald, obwohl Sie offiziell ausgestiegen sind, arbeiten Sie immer noch mit.

GO: Neben der künstlerischen Leitung und Geschäftsführung war ich auch eine Art Libero, da ich zeitraumexit mit aufgebaut habe. Mit der Übergabe wird jetzt manches systematisiert. Da ist ein fließender Wechsel vorteilhaft.


Herr Possmann, Sie haben hier schon früher Projekte realisiert. Jetzt sind Sie alleiniger Leiter. War es eine leichte Entscheidung?

JPP: Ich habe das Haus schon immer gemocht und auch Lust, eine Institution zu leiten. Die Frage war jedoch, ob die institutionelle Förderung erhöht wird. zeitraumexit ist ja kein Wirtschaftsunternehmen, sondern eine Kultureinrichtung, die von öffentlichen Mitteln abhängig ist. Die Gespräche mit der Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Peter Kurz haben uns in dieser Hinsicht den Rücken gestärkt.

GO: Wir hatten uns immer eine gesicherte Finanzierung gewünscht, das heißt, dass die laufenden Kosten und kleinere Veranstaltungen durch öffentliche Zuschüsse gedeckt sind. Leider haben wir das nicht erreicht.


Welche Richtung werden Sie zukünftig einschlagen, Herr Possmann?

JPP: Es ist keine ganz andere Richtung, sondern ich führe eine Tendenz fort, die es bei zeitraumexit schon gibt. Es geht mir darum, den Kunstbegriff auszuweiten und mich in die gesellschaftlichen und politischen Debatten einzumischen. Wir wollen immer wieder auch neue Formate erfinden.


Sehen Sie sich als Künstler in der Lage, Antworten etwa auf den Rechtspopulismus zu bieten?

JPP: Wir können forschend und fragend tätig sein. Im Herbst wird es bei uns ein europäisches Netzwerktreffen zu der Frage geben, welches unsere Rolle in der Demokratiekrise sein könnte. Politische Themen greifen wir ästhetisch auf. Das hat den Vorteil, dass wir weitergehen können und die Möglichkeit haben, Dinge zu hinterfragen, die man normalerweise nicht hinterfragen darf.


Frau Oßwald, Sie hören auch aus Altersgründen auf. Dabei wäre noch Luft nach oben gewesen: Bernie Ecclestone musste mit 86 zum Rücktritt gezwungen werden.

GO: So lange wollte ich nicht warten. Wir haben zeitraumexit vor 15 Jahren gegründet, aufgebaut und an einen bestimmten Punkt gebracht. Jetzt ist es Zeit für einen Generationenwechsel. Wir haben das in allgegenseitigem Einverständnis beschlossen. Wir wollten rechtzeitig den Weg für etwas Neues frei machen.

zeitraumexit

zeitraumexit ist ein Ort der Öffnung und gibt der Neugier und dem interessierten Hinterfragen Raum. Im Fokus stehen das aktuelle Geschehen, aktuelle Tendenzen und Strömungen in der Gesellschaft und wie Künstler mit dieser komplexen Welt umgehen. Dabei geht es sicher nicht um Antworten oder Wahrheiten, sondern vielmehr die Suche und das gemeinsame Befragen. Dabei lässt sich zeitraumexit nicht auf eine bestimmte Kunstform festlegen.Vielmehr stehen die Möglichkeiten im Mittelpunkt, die aktuelle Künste jenseits des Mainstreams anbieten, um Prozesse und Phänomene unserer Gesellschaft zu erforschen. Genau diese Freiheit ermöglicht es, ein Programm zu zeigen, das eine Auseinandersetzung von Kunst und Gesellschaft, deren Wechselwirkungen, Abhängigkeiten und Möglichkeiten wagt.
TerminFR 03. März bis MI 31. Mai 2017
AdresseHafenstraße 68–72 // 68159 Mannheim/Jungbusch
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