› Wer in diesem Herbst mit der S-Bahn auf der Strecke Heidelberg — Mosbach unterwegs ist, darf sich auf Überraschungen gefasst machen. Denn wo sonst Pendler auf ihren Mobilgeräten herumtippen, Schüler coole Sprüche klopfen und Wandergruppen sich auf ihre Touren einstimmen, steigt im September und Oktober die diesjährige Ausgabe von Matchbox: Mit drei ganz unterschiedlichen Projekten bespielt das wandernde Kunst- und Kulturprojekt die S-Bahnen sowie die Kommunen entlang der Strecke zwischen Heidelberg und Mosbach. Die S-Bahn wird zum Bühnenbild, zum Zuschauerraum, zum mobilen Schreibtisch. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit der S-Bahn RheinNeckar einen wertvollen Partner dazugewonnen haben, der Matchbox ebenso wie BASF SE und Roche Diagnostics GmbH unterstützt“, sagt Thomas Kraus, Leiter des Kulturbüros der Metropolregion Rhein-Neckar, das Matchbox initiiert hat.

Skurrile Sehenswürdigkeiten

Für ihr Projekt „Storylines“ entdeckt die Mannheimer Regisseurin Lea Aderjan persönliche Geschichten, die etwas über die besondere Beziehung der Bewohnerinnen und Bewohner des Neckartals zu ihrer Heimat am Fluss verraten. Teile sind — vertont von den Bewohnerinnen und Bewohnern — über die Lautsprecher in den Zügen zu hören. Außerdem kann das Publikum die entsprechenden Orte auf unterschiedlichen Touren entdecken. Ausgehend von einzelnen Bahnhöfen gibt es geführte Touren, andere Orte können als Dauerinstallationen individuell besucht werden. So führt „Storylines“ auf abwegigen Pfaden zu Sehenswürdigkeiten, die kein regionaler Fremdenführer verzeichnet.

Nicht auf der Mattscheibe wird beim „Tatort Neckartal“ ermittelt, sondern in Städten, auf Bahnhofsvorplätzen und in S-Bahn-Zügen der Region Rhein-Neckar. Als außergewöhnliche Mischung aus Theaterabend, Live-Performance, Improvisationstheater und Video-Krimi spielt das von den Theatermachern David Ortmann und Andreas Hillger ent- wickelte Format mit der Geschichte der Region. In Anlehnung an die beliebte Fernsehserie lassen sich die Kommissare auf der Suche nach Tatverdächtigen und Motiven begleiten.

Literarische Forschungsreise

Die Autorin Julia Wolf sowie die Autoren Anis Hamdoun und David Wagner begeben sich im Auftrag des Projekts „Fahrtenschreiber“ auf eine literarische Forschungsreise zu unbekannten Orten im Neckartal. Als gesellschaftliches Biotop und Heimat auf Zeit liefert die S-Bahn den Stoff für die Schreibenden. Die Texte werden bei einer Lesung im Karlstorbahnhof Heidelberg präsentiert.

Matchbox 2016 endet mit der Aufführung von „Hemsbach Protocol“ am Theater im Pfalzbau im Rahmen des Festivals „Offene Welt“. Für das Projekt zog Darren O’Donnell zunächst für mehrere Wochen in eine Flüchtlingsunterkunft in Hemsbach. 2016 verlegte der künstlerische Leiter des Performancekollektivs Mammalian Diving Reflex seinen Lebensmittelpunkt von Toronto an die Bergstraße, um mit Einheimischen und Geflüchteten innovative Ansätze von Integration zu testen. Was dabei alles (nicht) funktioniert hat, ist als bilderreicher Theaterabend in Ludwigshafen zu sehen. ‹


Matchbox — die Termine:

STORYLINES
Audioinstallation — 26. 09. bis 15. 10. 2016
Touren — 30.09., 01., 07., 08. & 11. 10. 2016
Startpunkt — Karlstorbahnhof Heidelberg

TATORT NECKARTAL
Vorstellungen — 02., 04., 06., 08. & 09. 10. 2016
Startpunkt — Karlstorbahnhof Heidelberg

FAHRTENSCHREIBER
Lesung — 11. 10. 2016
Ort — klub_k, Karlstorbahnhof Heidelberg

HEMSBACH PROTOCOL
Performance — 16. 10. 2016
Ort — Studio, Theater im Pfalzbau, Ludwigshafen