Festspiele Ludwigshafen

Tutu war gestern

› Torjubel, taktische Fouls und die Tücken des Balls — der norwegische Choreograf Jo Strømgren hat mit „A Dance Tribute to the Art of Football“ eine Hommage an die schönste Nebensache der Welt geschaffen. Das Tanztheaterstück widmet sich nicht nur der Technik des Sports, sondern auch seinen Ritualen und seiner Ästhetik — und bietet den Zuschauern gleichzeitig ein Wechselbad der Gefühle und Stimmungen. Denn während die Akteure unter martialischem Hardrockgetöse ihren Teamgeist und ihre Stärke beschwören, scheinen sie wenig später, begleitet von Opernarien, elegant und fast ätherisch zu schweben. Die Produktion entstand anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 1998 in Frankreich und wurde 2009 mit einem anderen Ensemble neu einstudiert. „Ein hervorragender Einstieg nicht nur für Fußballfans, um den zeitgenössischen Tanz kennenzulernen “, sagt Tanz-Kurator Honne Dohrmann.

Artistik, Clownerie, Tanz und Videokunst

Der Leiter des zeitgenössischen Tanzensembles am Staatstheater Mainz hat für die Festspiele Ludwigshafen Gastspiele ausgewählt, die den Grenzbereich zwischen Tanz und Artistik ausloten. Häufig sind sie vom Neuen Zirkus inspiriert, einer Schule, bei der die Theaterbühne die Manege ersetzt. Anstelle von Tiernummern, Feuerschluckern und Amüsement verschmelzen Artistik, Clownerie, Tanz und Videokunst. Der Funke des Neuen Zirkus ist nun auch auf die Vordenker des zeitgenössischen Tanzes übergesprungen und hat dazu geführt, dass sich dieser in Richtung Akrobatik weiterentwickelt hat.

Besonders in Frankreich experimentiert die Szene über solche Genregrenzen hinweg. Straßen- und Hochkultur sind eng verzahnt. Stücke wie „Auguri“ von Olivier Dubois, dem Chef des Ballet du Nord in Roubaix, sind dadurch möglich geworden. Er entführt sein Publikum darin in eine graue Vorzeit, als Auguren die Zukunft aus dem Flug der Vögel ablasen. „Eine Schwarm-Choreografie“, erklärt Dohrmann. „Im ganzen Stück wird wahnsinnig athletisch, aber durchaus choreografiert gerannt. Das Ergebnis ist faszinierend.“
  • festspiele ludwigshafen pfalzbau Anne Teresa de Keersmaeker
    Artistisch, athletisch, ästehtisch – die Festspiele Ludwigshafen präsentieren aktuelle Tanzproduktionen von renommierten Choreografen und Compagnien wie Anne Teresa de Keersmaeker …
  • festspiele ludwigshafen pfalzbau Sidi Larbi Cherkaoui
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    … Rahi Rezvani.
Und auch mit den anderen Produktionen präsentieren die Festspiele einen Streifzug durch den zeitgenössischen Tanz. Es ist das Who-is-who der Szene, das sich in Ludwigshafen trifft, darunter etwa die belgische Avantgarde-Choreografin Anne Teresa de Keersmaeker oder die Südafrikanerin Dada Masilo. Der neue Shootingstar der Szene beruft sich in einer eigenwilligen Interpretation auf den Ballettklassiker „Schwanensee“. „Mit einem Augenzwinkern spielt sie damit, kombiniert das Stück mit anderen Musiken, ohne es zu verraten“, berichtet Kurator Dohrmann.

Gastspiele aus ganz Europa

Ein weiteres Highlight sind die beiden Choreografien von Sidi Larbi Cherkaoui. Der Flame mit marokkanischen Wurzeln liebt die Vielfalt, was sich auch in seinem Ensemble aus Tänzern mit ganz unterschiedlicher Technik, Physis, Alter und Nationalität zeigt. Cherkaoui hat die Stücke „Noetic“ und „Icon“ mit der Göteborg Operans Danskompani erarbeitet. Und auch das Nederlands Dans Theater 1 gehört selbstverständlich in diese Reihe. Seit seiner Gründung im Jahr 1959 hat es sich zu einer der wichtigsten Compagnien für zeitgenössisches Ballett entwickelt. Insgesamt präsentiert das Festival elf Gastspiele aus Schweden, Frankreich, Belgien, Deutschland, den Niederlanden, Norwegen und Slowenien. Sie spiegeln die neuen, leuchtenden Farben des Tanzes wider. ‹


Neben zeitgenössischem Tanz bieten die Festspiele auch in diesem Jahr wieder hochkarätige Theaterproduktionen von renommierten Bühnen. Mehr dazu in der kommenden Ausgabe!

Festspiele Ludwigshafen

Die Festspiele Ludwigshafen sind eine feste Größe im Programm des Theaters im Pfalzbau. Jedes Jahr im Herbst präsentieren sie Schauspiel- und Tanzaufführungen auf höchstem Niveau. Neben einem hochkarätigen Tanzprogramm, das von einem externen Kurator oder einer Kuratorin ausgewählt wird, steht bei den Festspielen auch alljährlich eine renommierte deutschsprachige Bühne im Fokus, die sich mit mehreren Gastspielen in Ludwigshafen präsentiert. So waren in den vergangenen Jahren unter anderem das Wiener Burgtheater, die Münchener Kammerspiele oder das Deutsche Schauspielhaus Hamburg mit ihren Inszenierungen zu Gast.
TerminSA 21. Oktober bis SA 09. Dezember 2017
AdressePfalzbau Bühnen // Berliner Straße 30 // 67059 Ludwigshafen // Kartentelefon: 0621 5042558 // E-Mail: pfalzbau.theaterkasse@ludwigshafen.de
SpielortePfalzbau Bühnen
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