Reiss-Engelhorn-Museen

Auf den Spuren der Eiszeit

› Sie sind groß, zot­te­lig und die Ver­wand­ten einer eis­zeit­li­chen Spezies. Im Wild­tier­ge­he­ge am Karl­s­tern im Mann­hei­mer Kä­fer­ta­ler Wald sind neben Wild­schwei­nen, Dam­hir­schen, Muff­lons und Rot­hir­schen auch Bisons zu be­stau­nen. Bei einem Besuch vor 30.000 Jahren hätte man dort eben­falls den braunen Horn­trä­gern über den Weg laufen können. Al­ler­dings nicht den nord­ame­ri­ka­ni­schen Ver­tre­tern, die heute dort zu be­gut­ach­ten sind, sondern den ein­drucks­vol­len eu­ro­päi­schen Ver­wand­ten, den Step­pen­bi­sons.
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    Jäger und Sammler: Die Scouts Urs und Lena Foto: Rebecca Kind) führen durch die Aus­stel­lung. In der Eiszeit lebten nur wenige tausend Men­schen in Europa, die Tiere wie …
Der älteste Schieß­bo­gen der Welt
Zahl­rei­che Kno­chen­fun­de dieser Rinder aus den Kies- und Sand­gru­ben in der Region zeugen von deren An­we­sen­heit, bevor sie am Ende der letzten Eiszeit in unseren Breiten aus­star­ben. Diese und weitere eis­zeit­li­che Spuren re­kon­stru­iert die Web­sto­ry zur Eis­zeit-Sa­fa­ri, die auf der Website der Reiss-En­gel­horn-Mu­se­en zu finden ist und einen Über­blick über prä­his­to­ri­sche Aus­flugs­zie­le in der Region gibt: vom Vo­gel­stang­see, dem Fundort des äl­tes­ten Schieß­bo­gens der Welt, der etwa 18.000 Jahre alt ist, über die Of­ters­hei­mer Dünen bis hin zu einem allzu leicht zu über­se­hen­den Kalk­stein­block am Rhein­ufer. Dieser er­in­nert an Karl Fried­rich Schim­per (1803–1867), der sich sei­ner­zeit fragte, warum denn am Fuße der Alpen solch große Ge­steins­bro­cken zu finden seien und sich dies damit er­klär­te, dass vor­zeit­li­che Glet­scher die Fels­blö­cke trans­por­tier­ten. So löste der Mann­hei­mer Bo­ta­ni­ker und Geologe dieses Rätsel und erfand gleich­zei­tig auch den Begriff der „Eiszeit“.

Savanne statt Po­lar­land­schaft

Dieser ver­lei­tet jedoch re­gel­mä­ßig zu fal­schen Schlüs­sen. Denn ein un­wirt­li­ches Reich aus Eis und Schnee war auch während der so­ge­nann­ten letzten Eiszeit vor 40.000 bis 15.000 Jahren in unseren Brei­ten­gra­den nicht zu finden. Im Ge­spräch mit Kul­tur­wis­sen­schaft­ler Norman Schäfer räumt rem-Ge­ne­ral­di­rek­tor und Pro­jekt­lei­ter Prof. Dr. Wil­fried Ro­sen­dahl (Foto oben) im Podcast der Reihe „Culture after Work“ mit diesem Vor­ur­teil auf: Er be­rich­tet darin von frucht­ba­rem Gras­land, das mehr mit der afri­ka­ni­schen Savanne als mit einer kargen Po­lar­land­schaft gemein hatte. Ins­be­son­de­re der Ober­rhein­gra­ben war eine Art eis­zeit­li­che Se­ren­ge­ti mit einer viel­fäl­ti­gen und weit­ge­hend un­be­rühr­ten Tier- und Pflan­zen­welt, denn in ganz Europa lebten damals nur ein paar Tausend Men­schen, die sich als Jäger und Sammler ver­ding­ten. Die Zu­hö­ren­den er­fah­ren, auf was sie sich in der Aus­stel­lung „Eis­zeit-Sa­fa­ri“ freuen dürfen — von einem vir­tu­el­len Flug über das eis­zeit­li­che Deutsch­land bis zu Ori­gi­nal­fun­den und le­bens­ech­ten Re­kon­struk­tio­nen von Mammut, Höh­len­lö­we & Co.

Auf Zeit­rei­se in die Eiszeit

Ro­sen­dahl gewährt in dem Podcast zudem einen fas­zi­nie­ren­den Ein­blick in die For­schung und widmet sich dem Thema Kli­ma­wan­del. Und auch für die jungen Eis­zeit-Sa­fa­ri-Freund*innen gibt es zu­künf­tig etwas auf die Ohren: Im Au­dio-Pod­cast der Reihe „Museum für Kids“ ist Ku­ra­to­rin Dr. Sarah Nelly Fried­land zu Gast. Auf dem Pro­gramm steht eine fas­zi­nie­ren­de Zeit­rei­se. Was darf auf keinen Fall im Rei­se­ge­päck fehlen? Wie lebten die Men­schen damals? Und na­tür­lich auf die Be­geg­nung mit welchen Tieren sollte man vor­be­rei­tet sein?

Ganz gleich, ob bereits im Vorfeld ins Thema hin­ein­ge­schnup­pert wurde — die Safari in die Eiszeit im Museum Welt­kul­tu­ren sollten sich weder kleine noch große Be­su­cher*innen ent­ge­hen lassen. Mehr als 100 Ex­po­na­te können dort ent­deckt werden — unter anderem auch ein le­bens­echt re­kon­stru­ier­ter eis­zeit­li­cher Step­pen­bi­son. ‹


Eis­zeit-Sa­fa­ri
bis 13. Februar 2022, Reiss-En­gel­horn-Mu­se­en, Museum Welt­kul­tu­ren D5, Mann­heim
www.​eiszeitsafari.​de
Bildnachweis:
Wilfried Rosendahl (Reilinger Baggersee)

Reiss-Engelhorn-Museen

Die Reiss-En­gel­horn-Mu­se­en sind ein in­ter­na­tio­nal agie­ren­der Mu­se­ums­ver­bund mit vier Aus­stel­lungs­häu­sern im Herzen Mann­heims. Ihr breites Samm­lungs­spek­trum und ihre Son­der­aus­stel­lun­gen ver­mit­teln kul­tur­ge­schicht­li­che Ver­gan­gen­heit und Ge­gen­wart. Au­ßer­dem werden drei For­schungs­ein­rich­tun­gen be­trie­ben. Mit all diesen Ak­ti­vi­tä­ten haben sich die Reiss-En­gel­horn-Mu­se­en weit über die Region hinaus einen Namen gemacht.
Terminbis 13.02.2022
AdresseReiss-Engelhorn-Museen // Museum Weltkulturen D5 // 68159 Mannheim // Telefon: 0621 2933150 // E-Mail: reiss-engelhorn-museen@​mannheim.de
ÖffnungszeitenDienstag bis Sonntag (auch an Feiertagen) 11–18 Uhr
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