Schlösser und Gärten Hessen

Burgenromantik an der Bergstraße

› Die Ruine thront auf einem der westlichsten Ausläufer des Odenwaldes hoch über den Dächern von Bensheim-Auerbach und bietet einen fantastischen Blick über die bewaldeten Höhen des Mittelgebirges und weit hinein in die Rheinebene. Besonders beeindruckend ist die markante Silhouette der beiden Türme, mit denen sich das Auerbacher Schloss in die Kette imposanter Burgen entlang der Bergstraße einreiht.

Ort des Reichtums und der Macht

Erbaut wurde das Schloss im 13. Jahrhundert von den Grafen von Katzenelnbogen. Das Adelsgeschlecht war durch Zolleinnahmen am Mittelrhein zu Reichtum und Macht gelangt. Darüber hinaus kontrollierten sie die Bergstraße, einen Handelsweg, den schon die Römer nutzten. Zwischen Taunus und Odenwald sicherten sie ihre Herrschaft durch zahlreiche strategisch positionierte Burgen ab. Das Auerbacher Schloss diente dabei sowohl als Verwaltungszentrum des südlichen Teils der Grafschaft Katzenelnbogen als auch als Residenz der Familie.
  • schlösser gärten hessen bergstraße odenwald schloss auerbach michael leukel burg
    Blick in die Geschichte — Bis heute sind die beiden Rundtürme …
  • schlösser gärten hessen bergstraße odenwald schloss auerbach michael leukel burg
    … das markante Erkennungsmerkmal von Schloss Auerbach.
    (Fotos: Michael Leukel)
Wie für eine katzenelnbogische Burg typisch, gruppiert sich die Kernburg um einen dreieckigen Hof mit einem 62 Meter tiefen Brunnen, der einst die Burgbewohner mit Trinkwasser versorgte. Vor der Burgmauer befand sich ein schmaler innerer Zwinger und davor ein zweiter äußerer. Ein starkes Erdbeben, das 1356 den Oberrheingraben erschütterte, ließ den ersten Bergfried einstürzen. Danach entstanden die beiden Rundtürme, die noch heute das Bild der Burg prägen. Zwischen ihnen erstreckte sich der Wohntrakt. An der Südseite schloss sich ein weiterer Bau mit einem großen Saal an. Ein Bollwerk schützte zudem die Angriffsseite der Burg. So mächtig die mittelalterliche Befestigungsanlage auch war, den Kriegen der Neuzeit konnte sie jedoch nicht standhalten. Im Holländischen Krieg ließ der französische General Turenne 1674 die Burg erstürmen und zerstören.

Imposante Ruine

Seither ist Schloss Auerbach eine imposante Ruine. Dass sie bis heute erhalten blieb, ist der Burgenromantik des 19. Jahrhunderts zu verdanken. Damals wurden die Ruinen gesichert und der 1820 eingestürzte Nordturm in leicht veränderter Form wiederaufgebaut. Die innere Wehrmauer erhielt einen Wehrgang mit Zinnen. 1903 wurde der Saalbau um eine Freitreppe und ein gotisch anmutendes Spitzbogenfenster ergänzt. Auch das Tor und die Brücke an der Südwestseite wurden erneuert. Spätere Restaurierungen folgten dann nicht mehr den romantisierenden Idealvorstellungen, sondern den Grundsätzen der Denkmalpflege — zuletzt bei der Sanierung des Südturms. Seit 2007 ist er wieder für Besucher*innen zugänglich.

Auf dem Wehrgang zieht eine botanische Sensation alle Blicke auf sich: Seit über 300 Jahren wächst hier eine knorrige Kiefer. Sie trotzt den kargen Lebensbedingungen auf dem Stein ebenso wie Wind und Wetter und hat sich als ein viel fotografiertes Denkmal etabliert. Seit vielen Jahren beherbergt Schloss Auerbach zudem ein mittelalterliches Restaurant. Besonders beliebt sind die Rittermahle, bei denen Herolde und Schlossgeister die Gäste mit mittelalterlichen Bräuchen und allerlei Schabernack unterhalten. Die Aussichtsterrasse der Burgschenke bietet einen spektakulären Blick über die Rheinebene. ‹


Schloss Auerbach
Öffnungszeiten — täglich von 11 bis 17 Uhr kostenlos zugänglich sowie feiertags, 09 bis 17 Uhr
schloesser-hessen.de/schloss-auerbach
Gastronomie — www.schloss-auerbach.de


Rund um Schloss Auerbach

Die Ruine ist ein beliebtes Ausflugsziel inmitten der reiz-vollen und geschichtsträchtigen Region Südhessens. Der Burgenweg Bergstraße, der Nibelungenweg und der Alemannenweg sind drei Beispiele des ausgedehnten Wanderwegenetzes, das zu Erkundungstouren einlädt. Der nahegelegene Staatspark Fürstenlager, der ehemalige Sommersitz der Darmstädter Landgrafen und Großherzöge, ist vom Auerbacher Schloss aus in gut 45 Minuten zu Fuß zu erreichen. Doch nicht nur ihre räumliche Nähe verbindet die beiden Sehenswürdigkeiten: Die Ruine von Schloss Auerbach wurde um 1800 bewusst als Blickbezug in die Gestaltung des Fürstenlagers integriert. In den englisch inspirierten Landschaftsparks dieser Zeit waren künstliche Ruinen ein beliebtes Gestaltungselement. Hier jedoch wurde eine echte Ruine genutzt und durch Sichtachsen gezielt in Szene gesetzt.
Bildnachweis:
Michael Leukel

Staatliche Schlösser und Gärten Hessen

Das UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch ist das bedeutendste Bauwerk, das die Hessische Schlösserverwaltung in der Metropolregion Rhein-Neckar betreut. Sein Freilichtlabor Lauresham zieht wie auch der romantische Staatspark Fürstenlager in Bensheim-Auerbach Jung und Alt an. Außerdem gehören auch die Burgen Auerbacher Schloss und Hirschhorn zum Einzugsgebiet der Hessen sowie das Erbacher Schloss mit den gräflichen Sammlungen und dem Deutschen Elfenbeinmuseum. Ein weiteres Kleinod ist die Einhardsbasilika in Michelstadt-Steinbach, eines der letzten Beispiele authentisch erhaltener karolingischer Architektur.
AdresseStaatliche Schlösser und Gärten Hessen // Schloss // 61348 Bad Homburg v.d.Höhe // Telefon: 06172 9262-0 // E-Mail: info@schloesser.hessen.de
facebooktwitterg+Mail