Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Die Dietrich in Heidelberg

› Frühling 1945. Der Krieg neigt sich dem Ende zu, Europa liegt in Trümmern — und wird doch in den folgenden Jahren wieder aufblühen. Inmitten dieser historischen Zeit betritt eine Frau deutschen Boden, die ihn vor Jahren verlassen hat. Marlene Dietrich — Filmikone, politische Stimme, Symbol für Haltung — kehrt zurück. Nicht als gefeierte Künstlerin, sondern in Uniform, an der Seite US-amerikanischer Soldaten. Ihr Weg führt sie auch nach Heidelberg — in eine Stadt, die wie durch ein Wunder vom Bombenhagel verschont geblieben ist.

Sinnbild der deutschen Romantik

Heidelberg im März 1945 ist eine Ausnahme. Während vielerorts der Krieg seine zerstörerischen Spuren hinterlassen hat, bleibt die Stadt nahezu unversehrt. Die US-Truppen sind bei der Einnahme der Stadt auf keinen Widerstand gestoßen, das Schloss, die Altstadt, selbst die Brücken über den Neckar — alles steht noch. Bald nach dem Einmarsch wird Heidelberg zum Hauptquartier der 7. US-Armee. Doch es ist nicht nur die strategische Lage, die die Stadt bedeutend macht: Schon lange gilt sie als Sinnbild der deutschen Romantik. In den USA ist „Old Heidelberg“ mehr als ein Name — es ist ein Gefühl von Europa, wie man es sich dort bis heute vorstellt: malerisch, gebildet, traditionsbewusst.

Rückkehr nach Deutschland

In diesem kulturellen Kontext betritt Marlene Dietrich die Bühne. 1930 hat sie Deutschland verlassen, weil sich das politische Klima zunehmend gegen Freiheit und künstlerische Entfaltung wendet. Die Nationalsozialisten wollen sie vereinnahmen, doch sie verweigert sich. Stattdessen schlägt sie sich auf die Seite der Alliierten. Sie wird amerikanische Staatsbürgerin, zieht eine Uniform an und tourt mit der Truppenbetreuung durch die Einsatzgebiete. Von Nordafrika bis Belgien, über Frankreich bis nach Deutschland — ihr Engagement ist kompromisslos. Während der Ardennenschlacht entkommt sie nur knapp der Gefangenschaft. Aber sie macht weiter.

Als sie 1945 Heidelberg erreicht, ist sie nicht nur eine Frau, die in ihre alte Heimat zurückkehrt. Sie ist ein Statement. Ihr Auftritt ist leise, aber kraftvoll — ein Zeichen der Versöhnung und des Widerstands zugleich. Für die amerikanischen Soldaten ist sie Lichtblick und moralische Stütze, für die Deutschen eine ambivalente Figur: gefeiert im Ausland, angezweifelt im Inland. Erst viel später soll sich das Bild wandeln — und die Anerkennung für ihr politisches und menschliches Engagement in Deutschland wachsen.

Es war nicht nur ein Weltstar, der auf deutschem Boden stand — es war ein Mensch, der sich bewusst gegen Hass und Propaganda stellte. Und der damit ein ganz anderes Deutschland verkörperte: eins, das hätte sein können — und eins, das erst wieder entstehen musste. ‹


Themenjahr „Macht und Widerstand“
Schloss Heidelberg, Barockschloss Mannheim und 14 weitere historische Orte und Monumente in Baden-Württemberg
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Bildnachweis:
© Deutsche Kinomathek

Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg

Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg öffnen, vermitteln, entwickeln und bewahren 59 der landeseigenen historischen Monumente im deutschen Südwesten. In der Metropolregion Rhein-Neckar ist die Verwaltung der Staatlichen Schlösser & Gärten für das Schloss Heidelberg, das Barockschloss Mannheim sowie Schloss und Schlossgarten Schwetzingen zuständig. Das Themenjahr 2018 steht unter dem Motto „Von Tisch und Tafel“ und lockt die Besucher mit vielen attraktiven Angeboten in die historischen Anlagen.
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