› Herr Balke, wer sind die Zollhausboys und wie kamen sie mit Ihnen auf eine Bühne?
Im Jahr 2016 bekam ich die Anfrage, ob ich nicht mal im Bremer Hostel „Zollhaus“ vorbeischauen könnte. Zu dieser Zeit waren dort rund 60 unbegleitete minderjährige Geflüchtete untergebracht und es gab die Idee, dass ich mal ein wenig mit ihnen musizieren könnte. Vier junge Syrer, die damals um die 16 Jahre alt waren, hatten besonders viel Spaß an diesem Tag und uns wurde klar, dass wir gerne etwas zusammen auf die Beine stellen würden. So wurden die Zollhausboys geboren.Sie haben dann zusammen ein Programm entwickelt?
Ja, genau. Anfänglich war das natürlich eine riesige Herausforderung, weil die Jungs kaum Deutsch sprachen, wir aber auf Deutsch eine Show mit ihren persönlichen Erfahrungen erarbeiten wollten. Auch musikalisch mussten wir uns eingrooven: Ismaeel Foustok zum Beispiel konnte nur ein paar Akkorde auf der Gitarre spielen, wollte es aber auf jeden Fall lernen — mittlerweile spielt er besser E-Gitarre als ich selbst. Aber das liegt auch daran, dass ich keine Zeit zum Üben habe, da das Programm so durchgestartet ist und es so viel Organisatorisches zu tun gibt (lacht).„Eine Attacke gegen den Rechtspopulismus und das Fremdeln“, heißt es im Pressetext. Wie ist das zu verstehen?
In den Liedern geht es nicht um rassistische Attacken, denn die Jungs selbst haben solche Erfahrungen glücklicherweise nicht gemacht. Es geht um das Gefühl von Heimweh, Erinnerungen an Syrien, die Erfahrung Familie und Freunde zurückzulassen und weit weg neu zu beginnen. Zwischen den Songs gibt es kabarettistische Einlagen und auch den ein oder anderen politischen Seitenhieb etwa beim „AfD-Desaster“: Ich trage Originalzitate von AfDlern vor, die Azad Kour in eine ganz eigene Gebärdensprache „übersetzt“. Die Zuschauer lachen sich dabei gewöhnlich schlapp. Das zieht sich durch den ganzen Abend: Wir behandeln ernste Themen, bieten aber in erster Linie eine mitreißende Show.Wie geht es in Zukunft weiter mit den Zollhausboys?
Ich freue mich total, dass es noch ein zweites Programm gibt. Die Zollhausboys sind mein wichtigstes Projekt der letzten Jahre. Ich bin selbst immer wieder gerührt von den Geschichten und den Reaktionen des Publikums, das unseren Auftritt als das begreift, was er ist: ein Stück authentische, berührende und humorvolle Kultur zwischen den Welten. ‹Die Zollhausboys.Songs, Poetry und Kabarett aus Aleppo, Bremen und Kobani
17. Oktober 2019, 19 Uhr
Hambacher Schloss
www.hambacher-schloss.de
Im Jahr 2016 bekam ich die Anfrage, ob ich nicht mal im Bremer Hostel „Zollhaus“ vorbeischauen könnte. Zu dieser Zeit waren dort rund 60 unbegleitete minderjährige Geflüchtete untergebracht und es gab die Idee, dass ich mal ein wenig mit ihnen musizieren könnte. Vier junge Syrer, die damals um die 16 Jahre alt waren, hatten besonders viel Spaß an diesem Tag und uns wurde klar, dass wir gerne etwas zusammen auf die Beine stellen würden. So wurden die Zollhausboys geboren.Sie haben dann zusammen ein Programm entwickelt?
Ja, genau. Anfänglich war das natürlich eine riesige Herausforderung, weil die Jungs kaum Deutsch sprachen, wir aber auf Deutsch eine Show mit ihren persönlichen Erfahrungen erarbeiten wollten. Auch musikalisch mussten wir uns eingrooven: Ismaeel Foustok zum Beispiel konnte nur ein paar Akkorde auf der Gitarre spielen, wollte es aber auf jeden Fall lernen — mittlerweile spielt er besser E-Gitarre als ich selbst. Aber das liegt auch daran, dass ich keine Zeit zum Üben habe, da das Programm so durchgestartet ist und es so viel Organisatorisches zu tun gibt (lacht).„Eine Attacke gegen den Rechtspopulismus und das Fremdeln“, heißt es im Pressetext. Wie ist das zu verstehen?
In den Liedern geht es nicht um rassistische Attacken, denn die Jungs selbst haben solche Erfahrungen glücklicherweise nicht gemacht. Es geht um das Gefühl von Heimweh, Erinnerungen an Syrien, die Erfahrung Familie und Freunde zurückzulassen und weit weg neu zu beginnen. Zwischen den Songs gibt es kabarettistische Einlagen und auch den ein oder anderen politischen Seitenhieb etwa beim „AfD-Desaster“: Ich trage Originalzitate von AfDlern vor, die Azad Kour in eine ganz eigene Gebärdensprache „übersetzt“. Die Zuschauer lachen sich dabei gewöhnlich schlapp. Das zieht sich durch den ganzen Abend: Wir behandeln ernste Themen, bieten aber in erster Linie eine mitreißende Show.Wie geht es in Zukunft weiter mit den Zollhausboys?
Ich freue mich total, dass es noch ein zweites Programm gibt. Die Zollhausboys sind mein wichtigstes Projekt der letzten Jahre. Ich bin selbst immer wieder gerührt von den Geschichten und den Reaktionen des Publikums, das unseren Auftritt als das begreift, was er ist: ein Stück authentische, berührende und humorvolle Kultur zwischen den Welten. ‹Die Zollhausboys.Songs, Poetry und Kabarett aus Aleppo, Bremen und Kobani
17. Oktober 2019, 19 Uhr
Hambacher Schloss
www.hambacher-schloss.de
Bildnachweis:
Uwe JöstingmeierHambacher Schloss
Seit im Mai 1832 zum ersten Mal die schwarz-rot-goldene Fahne auf dem Kastanienberg bei Neustadt wehte, gilt das Hambacher Schloss als Wiege der deutschen Demokratie. Heute ist das Schloss eine nationale Gedenkstätte, die mit der Dauerausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss!“ interessante Einblicke in die deutsche (Demokratie-)Geschichte bietet. Bei Veranstaltungsreihen wie den Hambacher Gesprächen, dem Hambacher Disput oder dem Demokratie-Forum Hambacher Schloss sind regelmäßig renommierte Gäste vor Ort, die aktuelle politische Themen beleuchten und diskutieren. Abgerundet wird das Programm durch Sonderausstellungen, Kulturevents (Kabarett, Kindertheater und Konzerte ) und Gastveranstaltungen wie dem Hambacher Fest-Bankett. 2015 wurde die Gedenkstätte Hambacher Schloss als erst zweite Institution in Deutschland mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.
AdresseStiftung Hambacher Schloss // 67434 Neustadt an der Weinstraße // Telefon: 06321 926290 // E-Mail: info@hambacher-schloss.de
Öffnungszeitentäglich von 10 bis 18 Uhr (April bis Oktober) und von 11 bis 17 Uhr (November bis März)
Ticketswww.adticket.de