Deutsches Film- und Fototechnik Museum

Als die Bilder flimmern lernten

Für Willy Brandt war es nur ein kleiner Handgriff, für die deutschen Fernsehzuschauer der Beginn einer neuen Zeitrechnung. Am 25. August 1967 wurden die Bilder in der Flimmerkiste bunt. Dem späteren Kanzler sei Dank, der zum Start des Farbfernsehens medienwirksam auf einen riesigen roten Knopf drückte. Nicht nur ihn stellt Wolfgang Immel nun im Original aus, er erklärt auch die Hintergründe und zeigt den Museumsbesuchern, welche technischen Errungenschaften es im Vorfeld brauchte, damit die Fernsehbilder auch in Farbe das Laufen lernten. Denn das Deutsche Film- und Fototechnik Museum im pfälzischen Deidesheim ist in vielerlei Hinsicht einzigartig: „Nirgendwo sonst werden die technischen Zusammenhänge von Foto-, Film- und Fernsehaufnahmen und deren Wiedergabe so umfangreich erklärt“, betont Dr. Wolfgang Immel, der das ungewöhnliche Ausstellungshaus 1990 gegründet hat.

Die Dame mit dem Päckchen

Was ist Licht und wie nehmen wir es wahr? Wie werden wir in Zukunft fotografieren, filmen oder fernsehen? Insgesamt 5.500 Exponate hat Immel auf 400 Quadratmetern in einem historischen Handwerkerhaus zu diesen und weiteren Fragen mit den 120 Mitgliedern eines Trägervereins zusammengetragen. „Nahezu täglich kommen mehr hinzu“, sagt der pensionierte Chemiker, der mit seiner eigenen Techniksammlung einst den Grundstock des Museums legte und sich wie all seine Mitstreiter ehrenamtlich engagiert. Natürlich erzählt er gern auch von seinem liebsten Exponat, einer Schenkung: Eines Tages hätte ihm eine alte Dame ein Päckchen geschickt. Darin: eine schlichte Boxkamera, die sie während des Zweiten Weltkriegs in ihrem Garten vergrub, weil sie ihr so wichtig war, und die sie nun in guten Händen wissen wollte. „Uns ist wichtig, auch die Geschichten hinter den Exponaten zu erzählen“, sagt Immel. Und von den Menschen, die sie erfanden, weiterentwickelten oder nutzten.

20.000 Bilder pro Sekunde

Die Sammlung startet im 19. Jahrhundert, bringt durch Unternehmensstiftungen etwa sämtliche Kameras der Firma Minox zusammen, zeigt Projektoren, mit denen während des Afrikafeldzuges im Zweiten Weltkrieg Filme präsentiert wurden, oder aktuelle Hochgeschwindigkeitsapparate, die 20.000 Bilder pro Sekunde aufnehmen können.

„Für uns sind aber vor allem die Übergänge von einer technischen Neuerung zur nächsten spannend“, erläutert Immel. Etwa der Sprung von der analogen zur digitalen Kameratechnik. Hinzu kommen Sonderveranstaltungen wie aktuell zum 50-jährigen Jubiläum des deutschen Farbfernsehens, zu dem Immel etwa den ehemaligen Leiter des SWR-Hörfunkarchivs in Baden-Baden oder die „Optik-Designerin“ Hildegard Ebbesmeier aus Bad Kreuznach eingeladen hat. Und selbstverständlich historische Filme, mit und ohne Bundeskanzler, mit und ohne Knopf — aber alle in Farbe.


Symposium „50 Jahre Farbfernsehen“
09. & 10.09.2017,
Pfarrzentrum St. Bernhardushof, Deidesheim
Anmeldungen: 06326 6568

Deutsches Film- und Fototechnik ­Museum

Mitten im malerischen Deidesheim residiert dieses außergewöhnliche Museum, das mit einer der europaweit umfangreichsten Sammlungen auf diesem Gebiet die technischen Entwicklungen der Fotografie, des Films und des Fernsehens von den Anfängen bis in die Gegenwart präsentiert. Auf einer Ausstellungsfläche von 400 Quadratmetern über zwei Stockwerke zeigt das Museum mehr als 5.500 Exponate.
AdresseDeutsches Film- und Fototechnik Museum // Weinstraße 33 // 67146 Deidesheim // Telefon 06326 6568
ÖffnungszeitenDonnerstags 12–16 Uhr/freitags, samstags und feiertags 14–18 Uhr/sonntags 11–18 Uhr
facebooktwitterg+Mail