› Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, auf der Schlossmauer wird die Aussicht genossen, im Gras am Hügel dösen ein paar Jugendliche. An diesem frühlingshaften Samstag zieht es viele auf das Hambacher Schloss — neben Pfälzer Dialekt schwirrt auch so manche Fremdsprache durch die Luft. Auf dem Schlossturm hoch oben wehen die deutsche und die europäische Flagge Seite an Seite im Wind. Unten, den Turm im Rücken, auf der Aussichtsplattform, hat sich ein Grüppchen um Johannes Kohnen versammelt. Dieser lenkt den Blick allerdings zunächst weg von den altehrwürdigen Schlossmauern, hin zu einem großen Esskastanienbaum am Aufstiegshügel. „Um das Jahr 1.000 wurde das Hambacher Schloss auch Kästenburg genannt, also Kastanienburg“, erklärt der Schlossführer. Im Wald rund ums Hambacher Schloss sind tatsächlich auch heute noch viele Esskastanienbäume zu finden. Anhand dieses Baums und seiner Früchte lassen sich viele spannende Geschichten zur Politik, Esskultur und Historie der Region erzählen. Johannes Kohnen hat sie in der Erlebnisführung unter dem Titel „Die ‚keusche Frucht‘ und ihre Kulturgeschichte“ aus allerlei Quellen zusammengetragen. Einstmals war die Haardt ein riesiges Kastaniengebiet, Ludwig I. liebte die Kastanie so sehr, dass er rings um die Villa Ludwigshöhe Hunderte von Edelkastanien pflanzen ließ. Doch zurück geht die Geschichte der Pfälzer Kastanien auf die Römer: Sie hatten die Castanea sativa, die Edelkastanie, aus südlicheren Gefilden mitgebracht. Kastanienhaine standen damals traditionell zwischen den Weinbergen. Das milde Klima sowie die typischen Buntsandsteinböden bilden den perfekten Nährboden für die Edelholzgewächse. Das Holz wurde damals vor allem für den Bau der Weinfässer oder in Form von Stützen für die Reben verwendet. „Wein und Kastanien gehören einfach schon immer zusammen“, erklärt Kohnen. „Das wissen auch alle, die schon einmal Kastanien und neuen Wein, den Federweißen, zusammen verköstigt haben.“ Ein für heutige Essgewohnheiten abenteuerlich anmutendes Kastanienrezept aus alten Römertagen schildert Kohnen genauso wie den Gänsebraten mit Kastanienfüllung, den Goethes Mutter so sehr liebte. Doch auch politische Sprengkraft hatte die Kastanie. Im Vorfeld des Hambacher Fests verbot der Staat Bayern den örtlichen Bauern, ihr Vieh nach alter Gewohnheit zum Mästen in den Kastanienwald zu treiben, denn auch die Tiere lieben die Früchte. Dies war weiterer Zündstoff für die ohnehin erhitzten Gemüter und ein Grund des Protestes gegen die Obrigkeit am Hambacher Fest. Viele Mutmaßungen, wie das stachelige Gewand und der köstliche Inhalt nun etwa mit dem Begriff der „keuschen Frucht“ zusammenhängen könnten, zerschlagen sich allerdings, als die Frage nach diesem Beinamen aufkommt: „Nur ein Übersetzungsfehler“, erklärt Kohnen. Gar nicht mal so keusch, sondern eher schlüpfrig wird es dann beim Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe, wenn es um die Esskastanie geht. In seinem Westöstlichen Divan von 1815 wird sie zum Sinnbild für, nun ja, das überlässt Kohnen der Interpretation jedes Einzelnen. Ansonsten bleiben aber an diesem Mittag zur Kastanie keine Fragen offen. Als Abschluss muss ein kühles Getränk auf der Terrasse der Schlossgaststätte genügen, denn Kastaniengerichte stehen erst im Herbst wieder auf der Speisekarte. Im Juni werden die Kastanienbäume nun zunächst die Luft rund ums Hambacher Schloss mit ihrem betörenden Blütenduft erfüllen. ‹Kastanienführung. Die „keusche Frucht“ und ihre Kulturgeschichte
15.06./29.06./13.07./27.07./10.08./21.09./12.10.2019, jeweils 15 Uhr
www.hambacher-schloss.deHier gibt’s noch mehr — die Themenführungen im Überblick Über das Hambacher Schloss kann man nicht nur unzählige Geschichten erzählen, sondern auch auf ganz verschiedene Art und Weise. Mit den Themenführungen können Klein und Groß die volle Bandbreite auskosten.Inszenierte Führungen
Ob nun der legendäre Dr. Siebenpfeiffer, tollkühner Initiator des Hambacher Festes, oder Frau Abresch, spätere Gattin des Johann Philipp Abresch, der die schwarz-rot-goldene Fahne an der Spitze des Festzuges trug, oder aber Elise Hornig, Freiheitskämpferin der ersten Stunde, — sie alle berichten von den damaligen Vorkommnissen, geben Geheimnisse preis und offenbaren Geschichten, die so noch kaum gehört wurden. Die inszenierten Führungen gibt es sowohl als Familien- als auch Erwachsenenführung zu erleben. Architekturführung: Über 1.000 Jahre Baugeschichte — vom Buckelquader bis zur skulpturalen Mauer
Kästenburg, Maxburg, Hambacher Schloss — diese drei historischen Namen zeugen vom Wandel des markanten Baus auf dem 325 Meter hohen Vorberg der Haardt. Bischofsresidenz, Tresor und Archiv, Ruine mit Forsthaus, Ausflugsziel und Versammlungsstätte, vereiteltes Märchenschloss, vergessene Baustelle, Erinnerungsort und Museum: Das Hambacher Schloss hat die unterschiedlichsten Transformationen erfahren. Geschichte begreifen — Führung für Menschen mit Sehbehinderung
Eine Führung für Menschen mit Sehbehinderung und blinde Menschen, die die Baugeschichte und die spannenden Ereignisse rund um das Hambacher Fest 1832 im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar macht. Das vollständige Programm und alle Termine finden Sie unter www.hambacher-schloss.de
15.06./29.06./13.07./27.07./10.08./21.09./12.10.2019, jeweils 15 Uhr
www.hambacher-schloss.deHier gibt’s noch mehr — die Themenführungen im Überblick Über das Hambacher Schloss kann man nicht nur unzählige Geschichten erzählen, sondern auch auf ganz verschiedene Art und Weise. Mit den Themenführungen können Klein und Groß die volle Bandbreite auskosten.Inszenierte Führungen
Ob nun der legendäre Dr. Siebenpfeiffer, tollkühner Initiator des Hambacher Festes, oder Frau Abresch, spätere Gattin des Johann Philipp Abresch, der die schwarz-rot-goldene Fahne an der Spitze des Festzuges trug, oder aber Elise Hornig, Freiheitskämpferin der ersten Stunde, — sie alle berichten von den damaligen Vorkommnissen, geben Geheimnisse preis und offenbaren Geschichten, die so noch kaum gehört wurden. Die inszenierten Führungen gibt es sowohl als Familien- als auch Erwachsenenführung zu erleben. Architekturführung: Über 1.000 Jahre Baugeschichte — vom Buckelquader bis zur skulpturalen Mauer
Kästenburg, Maxburg, Hambacher Schloss — diese drei historischen Namen zeugen vom Wandel des markanten Baus auf dem 325 Meter hohen Vorberg der Haardt. Bischofsresidenz, Tresor und Archiv, Ruine mit Forsthaus, Ausflugsziel und Versammlungsstätte, vereiteltes Märchenschloss, vergessene Baustelle, Erinnerungsort und Museum: Das Hambacher Schloss hat die unterschiedlichsten Transformationen erfahren. Geschichte begreifen — Führung für Menschen mit Sehbehinderung
Eine Führung für Menschen mit Sehbehinderung und blinde Menschen, die die Baugeschichte und die spannenden Ereignisse rund um das Hambacher Fest 1832 im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar macht. Das vollständige Programm und alle Termine finden Sie unter www.hambacher-schloss.de
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Hambacher SchlossHambacher Schloss
Seit im Mai 1832 zum ersten Mal die schwarz-rot-goldene Fahne auf dem Kastanienberg bei Neustadt wehte, gilt das Hambacher Schloss als Wiege der deutschen Demokratie. Heute ist das Schloss eine nationale Gedenkstätte, die mit der Dauerausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss!“ interessante Einblicke in die deutsche (Demokratie-)Geschichte bietet. Bei Veranstaltungsreihen wie den Hambacher Gesprächen, dem Hambacher Disput oder dem Demokratie-Forum Hambacher Schloss sind regelmäßig renommierte Gäste vor Ort, die aktuelle politische Themen beleuchten und diskutieren. Abgerundet wird das Programm durch Sonderausstellungen, Kulturevents (Kabarett, Kindertheater und Konzerte ) und Gastveranstaltungen wie dem Hambacher Fest-Bankett. 2015 wurde die Gedenkstätte Hambacher Schloss als erst zweite Institution in Deutschland mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.
AdresseStiftung Hambacher Schloss // 67434 Neustadt an der Weinstraße // Telefon: 06321 926290 // E-Mail: info@hambacher-schloss.de
Öffnungszeitentäglich von 10 bis 18 Uhr (April bis Oktober) und von 11 bis 17 Uhr (November bis März)
Ticketswww.adticket.de