Heidelberger Frühling

Gemeinsam für die Musik

› „Wir schaffen einen Raum, in dem ihr nicht alleine seid“, sagt Igor Levit und spricht damit eine weitgefasste Einladung an alle aus, die über die Musik zusammenkommen möchten. Der 36-jährige Weltstar verfügt über ein ausgesprochenes Sensorium — nicht nur musikalisch, sondern auch für die brennenden Themen der Zeit. Er spielte im Hambacher Forst, trat mit Rapper Danger Dan und seinem Politsong „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ auf und nutzt seine Rolle als öffentliche Person immer wieder in den sozialen Medien, um unermüdlich gegen Antisemitismus und Rassismus aufzurufen. Vor allem aber füllt er die größten und wichtigsten Konzertsäle dieser Welt und bringt Menschen über seine Kunst zusammen.

Mit dem Heidelberger Frühling ist er seit 2011 eng verbunden. Intendant Thorsten Schmidt hatte ihn als jungen Studenten in seinem Konzertexamen an der Hochschule gehört und ihn seinerzeit kurzerhand für das Festival engagiert. Seitdem kommt er jedes Jahr nach Heidelberg und hat seit dieser Saison die Position des Co-Künstlerischen Leiters eingenommen. In den kommenden fünf Jahren wird er den „Frühling“ noch stärker mitprägen als schon bisher. „Der Heidelberger Frühling ist für mich ein Freiheits- und Lernort — für Künstlerinnen und Künstler genauso wie für das Publikum“, schwärmt Levit. „Hier wurde mir von Anfang an das Vertrauen geschenkt und die Sicherheit gegeben, die mich als Künstler haben wachsen lassen.“ Und so ist es ein zentrales Anliegen der gemeinsamen Künstlerischen Leitung von Thorsten Schmidt und Igor Levit, im Festival Experimentierfelder, Gestaltungsräume und Aktionsflächen für junge Musiker*innen zu schaffen.

Der Festivalcampus als vibrirendes Epizentrum

Zum ersten Mal in der Geschichte des Heidelberger Frühling wird für die Festivalausgabe 2023 ein eigenes Ensemble aus exzellenten jungen Solist*innen zusammengestellt. Der Arbeits- und Wirkungsort der jungen Künstler*innen wird zunächst der Festivalcampus sein, der die Spielorte rund um den Universitätsplatz in Heidelberg für vier Wochen im Frühling zu einem vibrierenden Epizentrum der Musik und der Begegnung macht. Das neu formierte Festivalcampus-Ensemble wird das Festivalmotto „Zusammen“ vor Ort musikalisch Gestalt werden lassen. Das Spektrum reicht von Konzerten auf der Bühne der Aula der Alten Universität Heidelberg bis hin zu Auftritten in den Heidelberger Stadtteilen bei freiem Eintritt.

Im Festivalprogramm 2023 stößt man immer wieder auf verschiedene Aspekte des Zusammenkommens: Was passiert etwa, wenn Musik aus unterschiedlichen Kulturen auf der Bühne zusammentrifft? Wie schaffen komponierende Visionäre ein Zusammengehörigkeitsgefühl über ihr teilweise Jahrhunderte überdauerndes Werk? Wie formen Musiker*innen die idealen Bedingungen für ein künstlerisches Miteinander?

Referenz an György Ligeti

Einem der großen musikalischen Visionäre des 20. Jahrhunderts, György Ligeti, dessen 100. Geburtstag im Jahr 2023 weltweit gefeiert wird, widmet das Musikfestival mit „Ligeti 100“ einen zweitägigen Schwerpunkt. György Ligeti hat musikalische Wow-Effekte in Serie komponiert. Immer wieder dachte er sich unerhörte akustische Ereignisse aus, die geheimnisvoll lockende Wunderwelten zu erschließen scheinen. Stanley Kubrick verwendete für seinen Kultfilm „2001: Odyssee im Weltraum“ mehrere Werke von Ligeti, die mit ihren gasförmig im Raum schwebenden Clusterklängen bis heute eine epische Wirkung entfalten. Eines davon ist das 16-stimmige A-capella-Stück „Lux aeterna“, das das KlangForum Heidelberg in der Pfarrkirche St. Paul auf dem Boxberg aufführen wird. Die Kirche ist übrigens eine der spannendsten Festivalort-Entdeckungen in Heidelberg: Sie überrascht durch die strenge Formensprache des Brutalismus und einen amphitheatralischen Kirchenraum und ist nicht nur für Architekturfans ein echter Geheimtipp.

Auffallend im Programm des Heidelberger Frühling Musikfestivals 2023 ist die hohe Dichte an Kammerorchestern, die in der Aula der Neuen Universität Heidelberg auf der Bühne stehen werden. Das liegt zum einen daran, dass die Heidelberger Stadthalle mit ihrer großen Orchesterbühne wegen Sanierung noch nicht wieder zur Verfügung steht. Zum anderen ist es eine ganz bewusste Hinwendung an diese Gattung, die ein Mehr an „Zusammen“ erfordert. Von vielen Musiker*innen wird diese kompakte Klangkörperformation, die meist aus 20 bis 40 Instrumentalist*innen besteht, als ideales Ensemble gerühmt. Warum? Hier musizieren Individualist*innen, es kommt auf jede und jeden an. Diese Orchester sind klein und wendig, flexibel in ihrer Repertoirewahl und haben den großen Sinfonieorchester-Tankern in Sachen intensives Konzerterleben für das Publikum oft etwas voraus.

Der Extratipp für alle musikbegeisterten Familien: Die Festivalmacher haben das sogenannte „Familienticket“ eingeführt, das für jedes Festivalkonzert gilt: Jedes Mitglied der Familie zahlt nur die Hälfte des regulären Ticketpreises. Also, auf die Plätze, fertig, los! ‹

Heidelberger Frühling Musikfestival
17. März bis 15. April 2023
Aulen der Universität Heidelberg, Dezernat 16 und weitere Locations in Heidelberg
www.heidelberger-fruehling.de
Bildnachweis:
Felix Broede

Heidelberger Frühling

Der Heidelberger Frühling gilt laut Deutschlandradio als „eines der innovativsten Musikfestivals in Deutschland“ und zieht in über 100 Veranstaltungen mehr als 47.000 Besucher an. Neben hochkarätig besetzten Konzerten, innovativen Produktionen und Formaten gilt ein besonderes Augenmerk des Festivals der mit Heidelberg eng verbundenen Gattung des Liedes.
TerminFR 17. März bis SA 15. April 2023
AdresseInternationales Musikfestival Heidelberger Frühling gGmbH // Friedrich- Ebert-Anlage 50 // 69117 Heidelberg
SpielorteStadthalle Heidelberg und zahlreiche weitere Spielorte in Heidelberg
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