Neuer Deutscher Jazzpreis

Im Dienst des Jazz

Der Neue Deutsche Jazzpreis ist eine einzigartige Institution. Aus rund 200 Demobändern wählt eine Fachjury eine Longlist von zehn Bands aus. Renommierte Musiker*innen verdichten das Teilnehmer*innenfeld auf eine Shortlist von drei Formationen, die dann in der Alten Feuerwache in Mannheim auftreten. Die Zuhörer*innen haben nach den Konzerten das letzte Wort: Der Neue Deutsche Jazzpreis, mit 10.000 Euro dotiert und von der IG Jazz Rhein-Neckar ausgelobt, ist hierzulande tatsächlich der einzige Publikumspreis. Zu den Ausgezeichneten der letzten 16 Jahre gehören das Johannes Enders Quartett, Michael Wollnys Trio (em) oder Schneeweiss und Rosenrot, der Kompositionspreis wurde unter anderem an Alexandra Lehmler verliehen. Auch die Kuratorenriege kann sich sehen lassen — Alexander von Schlippenbach, Wolfgang Muthspiel und Tomasz Stańko waren mit von der Partie, in diesem Jahr bestimmt der schwedische Bassist Lars Danielsson (Foto) die Vorauswahl.

Aus für den Jazzpreis?

Für großes Bedauern sorgte nun die Nachricht, dass der Preis nach dieser Ausgabe erst einmal nicht weitergeführt wird. Martin Simon, 1. Vorsitzender der IG Jazz Rhein-Neckar, drückt es diplomatisch aus: Die Firmen, sagt er, hätten sich in ihrem Sponsoring „umorientiert“. Man habe an viele Türen geklopft und nur Absagen erhalten. „Nun stemmt der Verein die Preisgelder selbst“, erklärt Simon. Ein endgültiges Aus muss das nicht bedeuten. Juliana Blumenschein, die 2. Vorsitzende, könnte es sich durchaus vorstellen, dass zukünftige Vorstände den Preis nochmal aufleben lassen. „Wir werden uns aber fürs Erste auf neue Ideen konzentrieren.“ Zu diesen gehört etwa die Ausrichtung des Landesjazzfestivals im kommenden Jahr. Und natürlich das Kerngeschäft — die Organisation von Konzerten, Sessions und Workshops.

Corona und die Folgen

„Die IG Jazz wurde gegründet, um die Situation der Jazzmusiker*innen in der Rhein-Neckar-Region zu verbessern“, betont Martin Simon. Seit 1986 gibt es die Interessengemeinschaft bereits, und seither trägt sie als wichtiger Bestandteil der Szene zur kulturellen Vielfalt bei. Die wichtigste Aufgabe sei es, so Juliana Blumenschein, „Auftrittsmöglichkeiten und Austauschmöglichkeiten für Jazz-Musiker*innen zu schaffen“. Schaut man sich die Historie der IG Jazz an, dann ist das in den letzten Jahren ausnehmend gut gelungen. Corona und die Folgen sind aber auch in der Jazzszene zu spüren. Und womöglich dürfte die angespannte Lage mit dazu beigetragen haben, dass der Live-Club Ella & Louis vor Kurzem die Zusammenarbeit mit der IG aufgekündigt hat. „Ein privat geführter Club kann sich nicht die gleichen künstlerischen Experimente erlauben wie ein institutionell geförderter Verein“, zeigt Simon Verständnis für die Entscheidung.

Die IG Jazz ist zum Glück nicht allein auf Eintrittsgelder angewiesen, sondern wird auch vom Kulturamt der Stadt Mannheim gefördert. Nur so kann sie ihrem kulturellen Auftrag nachkommen, unbekanntere Künstler*innen ins Rampenlicht zu holen. Umso mehr freuen sich die Vorsitzenden darüber, dass man nun eine neue Heimstatt an alter Wirkungsstätte gefunden hat — in der Klapsmühl’ am Rathaus. Denn: Ohne die IG Jazz würde etwas fehlen. „Sie ist für uns ein Ort des Zusammenkommens und der Zugehörigkeit“, sagen Juliana Blumenschein und Martin Simon unisono.

Neuer Deutscher Jazzpreis
01.–02.04. 2022,www.neuerdeutscherjazzpreis.de

IG Jazz
www.ig-jazz.de
Bildnachweis:
Jan Söderström

Neuer Deutscher Jazzpreis

Der Neue Deutsche Jazzpreis wird seit 2006 alljährlich von der IG Jazz aus Mannheim vergeben. Für den Preis können sich Bands aus Deutschland ohne eine stilistische Einschränkung bewerben. In einer ersten Nominierungsrunde trifft ein Auswahlkomitee aus Jazzjournalisten, Musikern und Mitgliedern der IG Jazz eine Vorauswahl. Im nächsten Schritt wählt ein international bekannter Jazzmusiker oder eine Jazzmusikerin als Kurator oder Kuratorin die Finalisten aus. Der Preisträger wird durch das Publikum bei einem Konzertabend gewählt, bei dem die drei Finalisten jeweils einen Set von ca. 40 Minuten spielen. Austragungsort ist die Alte Feuerwache in Mannheim. Der Hauptpreis für die beste Band ist mit 10.000 Euro dotiert, der Solistenpreis mit 1.000 Euro. Seit dem Jahr 2017 wird auch der Neue Deutsche Kompositionspreis vergeben, der mit 2.000 Euro dotiert ist.
TerminFR 01. bis SA 02. April 2022
AdresseInteressengemeinschaft zur Förderung des Jazz im Rhein-Neckar-Raum e.V. (IG Jazz) // Kulturzentrum Alte Feuerwache // Brückenstr. 2–4 // 68167 Mannheim // E-Mail: ig.jazz.ev@gmail.com
facebooktwitterg+Mail