Nibelungen-Festspiele

Mit allen Wassern gewaschen

› Das gab es noch nie bei den Nibelungen-Festspielen: Für das neue Stück „hildensaga. ein königinnendrama“ verwandelt sich der Platz vor dem Wormser Dom in eine riesige Wasserlandschaft. Mit variablen Stegen, Wassereffekten und Licht verändert sie sich permanent: Mal führt sie uns in die ferne Wasserwelt von Island, mal wird sie zum opulenten Swimmingpool der Nibelungen und schließlich zur mythischen Zauberwelt, in der sich die Figuren am Ende verirren, wie im Wald von Shakespeares Sommernachtstraum. Das Wasser ist Projektionsfläche und Spiegel zugleich.

„Es ist technisch eine große Herausforderung, die eigentlich sehr einfache Idee eines Bühnenbodens aus Wasser umzusetzen, weil die Konstruktion unter dem Becken und darum herum dem Druck des Wassers standhalten muss“, erklärt der dänische Bühnenbildner Palle Steen Christensen. Doch die Wirkung, so Christensen, wird außergewöhnlich sein und dazu beitragen, etwas Besonderes zu erzählen: eine eigene Welt und Figuren jenseits jeder Normalität.

Ein besonderes Kraftfeld

Die spiegelnde Wasseroberfläche, die sich über die ganze Bühne erstreckt, stellt für Regisseur Roger Vontobel ein besonderes Kraftfeld dar: „Alles beginnt und endet im Wasser — alles spiegelt sich im Wasser, verliert sich darin und bezieht seine Kraft daraus“, erläutert der Regisseur. „Wir haben uns dieses Jahr entschieden, diese Kraft anzuzapfen — eine riesige Wasserlandschaft zu kreieren, die magisch, haptisch und spielerisch immer wieder Ausdruck einer Urbarmachung seitens der Menschen wird.“ Der unbändigen Kraft des freien Wassers in Island stehe die begrenzte profane Pool-Party in Worms gegenüber. Beide ergeben, so Vontobel, ein mythisches Moorland der Neuzeit.
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    Auf dem Wasser – Die Freilichtbühne vor dem Wormser Dom wird eine einzige große Wasser­fläche, …
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    … die sich immer wieder wandelt …
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    … und so spektakuläre Szenarien entwirft.
Im riesigen Pool wird zu sehen sein, wie Autor Ferdinand Schmalz gemeinsam mit den Nornen, den aus der Ursage der Edda stammenden Schicksalsfrauen, die Fäden der Geschichte neu spinnt. So sind es vor allem Brünhild und Kriemhild, die das Heft des Handelns in die Hand nehmen, dem Treiben der Männer Einhalt gebieten und aufbegehren gegen Raub und Betrug, Verrat und Vergewaltigung. Zwei Frauen, die sich weigern, Opfer einer außer Rand und Band geratenen Männerwelt zu sein und die sich auf das besinnen, was sie sind: zwei Königinnen. Dass Brünhild und Kriemhild sich verbünden, statt sich gegeneinander ausspielen zu lassen, verändert nicht nur die Beziehung der beiden Frauen, sondern auch den Ausgang der Nibelungengeschichte.

Die Logik von Gewalt und Gegengewalt durchbrechen

Schmalz zeigt dabei, was alles möglich ist, wenn wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen — aber auch, dass es keinen dauerhaften Frieden geben kann, solange es uns nicht gelingt, die Kriegslogik von Gewalt und Gegengewalt zu durchbrechen. Seine „hildensaga“ wird so nicht nur zu einer modernen Nibelungenüberschreibung, sondern auch zu einem hochaktuellen Gegenwartskommentar.

Auf der Bühne zu sehen sein werden namhafte Theaterschauspieler*innen — unter anderem Gina Haller, Genija Rykova, Felix Rech, Lia von Blarer, Sonja Beißwenger, Susanne-Marie Wrage, Werner Wölbern, Olaf Johannessen, Franz Pätzold und Joshua Seelenbinder. Dazu mit einem Gastauftritt im Film: Altstar Mario Adorf.

Wie magisch und besonders Theater vor dem Wormser Dom sein kann, hat das Team um Roger Vontobel bereits 2018 gezeigt, als es „Siegfrieds Erben“ zu einem der größten Publikumserfolge der Nibelungen-Festspiele gemacht hat. „Das neue Stück ‚hildensaga. ein königinnendrama‘ von Ferdinand Schmalz verspricht nicht nur inhaltlich ein starkes Statement zu setzen, sondern mit diesem aufwendigen Bühnenbild auch optisch und theatral ein weiteres Bühnenhighlight zu werden“, betonen Intendant Nico Hofmann und Künstlerischer Leiter Thomas Laue in einem gemeinsamen Statement. ‹


Nibelungen-Festspiele — hildensage. ein königinnendrama
15. bis 31. Juli 2022
Bühne vor dem Wormser Dom
www.nibelungenfestspiele.de

Bildnachweis:
Palle Steen Christensen

Nibelungen-Festspiele

Seit 2002 finden die Nibelungen-Festspiele jährlich im Sommer als Open-Air-Theaterereignis vor dem Dom statt. Die Festspiele erreichen jährlich ein großes Publikum und bescheren der Stadt am Rhein eine hohe Aufmerksamkeit. Aber nicht nur die Aufführungen vor der Domkulisse machen die Festspiele zu einem einmaligen Kulturereignis: Auch das hochwertige Rahmenprogramm sowie der Heylshofpark, der zu Deutschlands schönsten Theaterfoyers zählt, lockt jedes Mal zahlreiche Besucher.
TerminFR 15. bis SO 31. Juli 2022
AdresseNibelungen-Festspiele Worms // Von-Steuben-Straße 5 // 67549 Worms
SpielorteKaiserdom, Worms
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