Sie gehörte zum Kreis um Otto Dix und gilt als Protagonistin des nachimpressionistischen Verismus, einer Strömung der Neuen Sachlichkeit. Elfriede Lohse-Wächtler, 1899 in Dresden geboren, war eine künstlerische Ausnahmebegabung und teilte trotzdem das Schicksal so mancher ihrer Zeitgenossinnen. Weil sie eine Frau war, wurde sie an der Kunstakademie nicht zugelassen und schrieb sich daher an der Kunstgewerbeschule ein. Nach der Ausbildung entschied sie sich jedoch für ein freies Leben als Künstlerin, gab sich den Namen Nikolaus Laus und pflegte Kontakte zur Dresdner Sezession. 1929 kam es zu ihrem ersten psychischen Zusammenbruch, 1940 wurde sie im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms ermordet. Ein Meilenstein für die SammlungViele ihrer Porträts, die Traurigkeit und Empathie ausdrücken, entstanden hinter Anstaltstüren. Jetzt hat die Sammlung Prinzhorn in Heidelberg große Teile von Lohse-Wächtlers Nachlass übernehmen können, sehr zur Freude von Leiter Dr. Thomas Röske. „Dass wir dieses Œuvre für unsere Sammlung sichern konnten, stellt für uns einen Meilenstein dar“, macht er deutlich. Es handelt sich um mehr als 200 Zeichnungen, Aquarelle und Druckgrafiken sowie Briefe, Dokumente und Fotos. Das Haus wird damit zur Forschungsstelle über die Künstlerin und hat schon mit der Arbeit begonnen: Die Mitarbeiter*innen sichten, inventarisieren und lagern das umfangreiche Konvolut. In zwei Jahren ist dann eine große Elfriede-Lohse-Wächtler-Ausstellung geplant. prinzhorn.ukl-hd.de
Sammlung Prinzhorn
Die Sammlung Prinzhorn ist ein Museum für Kunst von Menschen mit psychischen Ausnahme-Erfahrungen. Ihr bekannter historischer Bestand umfasst rund 6.000 Zeichnungen, Aquarelle, Gemälde, Skulpturen, Textilien und Texte, die Insassen psychiatrischer Anstalten zwischen 1840 und 1945 geschaffen haben. Dieser weltweit einzigartige Fundus wurde zum größten Teil von dem Kunsthistoriker und Psychiater Hans Prinzhorn (1886–1933) während seiner Zeit als Assistenzarzt an der Psychiatrischen Klinik der Universität Heidelberg zusammengetragen. Seit 1980 wächst die Sammlung weiter (der neuere Bestand umfasst ca. 16.000 Werke). Das Museum zeigt jährlich drei bis vier thematische Ausstellungen und möchte damit zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankung beitragen. Als Teil des Universitätsklinikums Heidelberg ist das Haus auch eine wissenschaftliche Einrichtung, die das Schicksal der Künstler und Künstlerinnen, ihre Werke und übergeordnete Fragestellungen erforscht. Zu den bekanntesten KünstlerInnen der Sammlung zählen Harald Bender, Else Blankenhorn, Franz Karl Bühler, Paul Goesch, Emma Hauck, August Natterer und Adolf Wölfli.
AdresseSammlung Prinzhorn
// Klinik für Allgemeine Psychiatrie // Universitätsklinik Heidelberg
// Voßstraße 2
// 69115 Heidelberg
// Besucherinformation: 06221 / 56-47 39 // E-Mail: prinzhorn@uni-heidelberg.de
ÖffnungszeitenDienstag bis Sonntag 11–17 Uhr, Mittwoch 11–20 Uhr, an geöffneten Feiertagen bis 17 Uhr
In den Umbauzeiten zwischen den Ausstellungen ist das Museum geschlossen!