› In einem kleinen nordschwedischen Dorf — einer Welt von Armut und bigotter Religiosität — werden 1934 zwei Jungen geboren. Sie wachsen miteinander auf, sind Freunde. Was allen auffällt: Sie sind der Mutter des jeweils anderen wie aus dem Gesicht geschnitten. Schließlich ergibt eine Untersuchung, dass sie bei der Geburt vertauscht worden sind, und ein Gericht befindet, dass die beiden „zurückgetauscht“ werden müssen. Damit beginnt eine Tragödie, die in einen Kreislauf von Gewalt und Wahnsinn mündet. Per Olov Enquist erzählt in seinem Roman eine Geschichte von den Grenzerfahrungen des Erinnerns, die gleichermaßen faszinierend wie verstörend ist. Wie kann ich zu mir selbst finden?Diesen Stoff hat der Komponist Johannes Kalitzke für seine Oper gewählt, die im Auftrag der Schwetzinger SWR Festspiele entsteht und 2022 ihre Uraufführung erleben wird — als Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen und gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Der Librettistin Julia Hochstenbach ist das Meisterstück gelungen, die 240 Romanseiten auf 20 Seiten zu komprimieren, ohne dass die Komplexität der Erzählung leidet. In wiederkehrenden Szenen bewegt sich die Handlung kreisend vorwärts. Der Plot markiert nur eine Oberfläche, unter der durch Anspielungen und Variationen immer neue Interpretationsebenen hervortreten. Das Motiv des Verwechselt-Werdens ist dabei Transportmittel für das Kernthema der Erzählung: Wie kann ich den Verlust von Liebe, Geborgenheit, Vertrautheit aushalten, wie den Schmerz, den dieser Verlust erzeugt? Wie kann ich zu mir selbst finden, wenn meine Nächsten mir keine Sicherheit geben?
Zwischen Realität und TraumweltFür die Realisierung wünschte Johannes Kalitzke sich von Anfang an Puppen und so kam Christoph Werner, der Intendant des profilierten Puppentheaters Halle, als Regisseur mit ins Boot. Er entwickelte gemeinsam mit seiner Ausstatterin Angela Baumgart ein szenisches Konzept, das in einem atmosphärisch dichten „Erinnerungsraum“ durch das Neben- und Miteinander von Sängerdarstellern, Puppen und Puppenspielern die Vielschichtigkeit und Ambivalenz des Werkes, den permanenten Wechsel zwischen Realität und Traumwelt erfahrbar macht. Der Komponist zeigt sich begeistert von diesem Zugang, denn musikalisch kristallisiert sich das Prinzip der zwei Welten ebenfalls heraus. Die gesellschaftliche Normierung wird klanglich durch die Verwendung verschiedener Bachkantaten angedeutet. Das Oratorische zieht sich auratisch und in elektronischen Verfremdungen wie Schatten des Unterbewussten durch das ganze Stück, im Vordergrund dagegen die permanente Angespanntheit der Protagonisten als musikalische Traumerzählung, angetrieben durch die Unruhe ihrer inneren Not. ‹„Kapitän Nemos Bibliothek“, Premiere 29. April 2022, Rokokotheater Schwetzingen
29. April bis 28. Mai 2022
www.schwetzinger-swr-festspiele.deKartenvorverkauf ab 06. Dezember 2021, www.swrclassicservice.de
Zwischen Realität und TraumweltFür die Realisierung wünschte Johannes Kalitzke sich von Anfang an Puppen und so kam Christoph Werner, der Intendant des profilierten Puppentheaters Halle, als Regisseur mit ins Boot. Er entwickelte gemeinsam mit seiner Ausstatterin Angela Baumgart ein szenisches Konzept, das in einem atmosphärisch dichten „Erinnerungsraum“ durch das Neben- und Miteinander von Sängerdarstellern, Puppen und Puppenspielern die Vielschichtigkeit und Ambivalenz des Werkes, den permanenten Wechsel zwischen Realität und Traumwelt erfahrbar macht. Der Komponist zeigt sich begeistert von diesem Zugang, denn musikalisch kristallisiert sich das Prinzip der zwei Welten ebenfalls heraus. Die gesellschaftliche Normierung wird klanglich durch die Verwendung verschiedener Bachkantaten angedeutet. Das Oratorische zieht sich auratisch und in elektronischen Verfremdungen wie Schatten des Unterbewussten durch das ganze Stück, im Vordergrund dagegen die permanente Angespanntheit der Protagonisten als musikalische Traumerzählung, angetrieben durch die Unruhe ihrer inneren Not. ‹„Kapitän Nemos Bibliothek“, Premiere 29. April 2022, Rokokotheater Schwetzingen
„ARKADIEN“
Vom 29. April bis zum 28. Mai 2022 feiern die Schwetzinger SWR Festspiele ihr 70-jähriges Jubiläum.Im Jubiläumsjahr liegt der Fokus auch auf der Wiederaufführung vergessener Werke wie Gazzanigas Oper „L’Isola d’Alcina“. Festspielkünstler*innen sind unter anderem Concerto Köln, das SWR Symphonieorchester, Julia Lezhneva, Christoph und Julian Prégardien, Alexander Melnikov, Isabelle Faust, Martin Helmchen, Jean-Guihen Queyras, Klaus Maria Brandauer, Avi Avital, Hagen Quartett und viele andere. Schwetzinger SWR Festspiele29. April bis 28. Mai 2022
www.schwetzinger-swr-festspiele.deKartenvorverkauf ab 06. Dezember 2021, www.swrclassicservice.de
Schwetzinger SWR Festspiele
Die Schwetzinger SWR Festspiele sind seit 1952 ein internationales Festival der klassischen Musik. Jährlich präsentieren sie im Frühjahr in den historischen Räumlichkeiten des Schwetzinger Schlosses über 50 Konzerte. Ihre Veranstaltungen werden vom Rundfunk begleitet und weltweit gesendet. Neben zahlreichen Konzerten umfasst das Programm auch Oper und Musiktheater, Klanginstallationen und viele SWR Kultur Sendungen vor Ort. Im Auftrag der Festspiele entsteht jedes Jahr eine Musiktheaterproduktion, mit deren Uraufführung die Saison festlich eröffnet wird.
TerminFR 29. April bis SA 28. Mai 2022
AdresseSchwetzinger SWR Festspiele gGmbH // Hans-Bredow-Straße // 76530 Baden-Baden //Kartentelefon: 07221 300200
SpielorteSchwetzinger Schloss, Dom zu Speyer und Dreifaltigkeitskirche, Speyer
Ticketsswrservice.de