Stadt Heidelberg

„Wir möchten alle in der Stadt mitnehmen“

Frau Pfister, wie fällt Ihr erstes Fazit aus?
Ich bin in der Stadtverwaltung extrem herzlich aufgenommen worden. Das war für mich nicht selbstverständlich, denn ich bin kein Verwaltungsmensch im klassischen Sinn. Ich komme aus der Wirtschaft. Aber die „Hüte“, die ich in meiner neuen Rolle trage, passen gut zu meinen beruflichen Erfahrungen: Ich bin Juristin, Prozessoptimiererin und schließlich schlägt mein Herz für die Kultur.

Sie sind dazu noch Saxofonistin im Tübinger Saxophon-Ensemble und kennen damit die Situation von Kulturschaffenden aus eigener Erfahrung. Ist das ein Vorteil für Ihre Arbeit in der Verwaltung?
Ich glaube schon. Und die Erfahrungen würde ich gerne einbringen. Der erste Reflex ist immer: Ich brauche einen Raum, ich brauche Geld. Aber manchmal braucht es andere Dinge dringender — hier kann Verwaltung ein guter Berater und „Brückenbauer“ sein.

Ein Thema, das in Ihren Bereich fällt, ist die Bewerbung Heidelbergs als Europäische Kulturhauptstadt. Wie wollen Sie hier vorgehen?
Wir möchten in erster Linie alle in der Stadt mitnehmen und für ein absolut transparentes Verfahren stehen. Deshalb haben wir mit dem Gemeinderat ein stufenweises Konzept abgestimmt, das uns als Fahrplan dient. Im ersten Schritt wollen wir alle Kulturinstitutionen und Kulturschaffenden erfassen.
Die Bewerbung ist ja nicht unumstritten.

Warum hakt es?
Meines Erachtens gibt es die Tendenz, Soziales und Kultur als Gegensatz wahrzunehmen. Das sehe ich überhaupt nicht. Wir können die Herausforderungen unserer Zeit nur gemeinsam lösen. Gerade für soziale Themen wie Chancengleichheit und Integration brauchen wir Kultur als einmaliges Medium, um Menschen zusammenzubringen und Probleme anzugehen. Deshalb wollen wir mit der Stadtgesellschaft zunächst schauen, wo wir stehen, und alle auf einen Wissensstand bringen.

Ihre Vision für die Bewerbung?
Als Prozessoptimierer orientiert man sich immer gerne an Fakten. Man beginnt keinen theoretischen Kulturdiskurs, sondern analysiert, wo die Herausforderungen liegen. Gesellschaftliche Blasen und das zunehmende Auseinanderdriften dieser „Bubbles“ werden uns in den nächsten Jahren zunehmend beschäftigen. Kultur kann hier Austausch und Verständnis schaffen. In Heidelberg leben 162 Nationen: Wenn wir diese einmalige Ausgangslage als Laboratorium nutzen, können wir Vorbild für viele werden und für die „Kulturhauptstadt Europas“ ganz neue Impulse setzen. Ich stelle mir ein modulares Konzept vor, das jedem einen barrierefreien Zugang zu den Angeboten der Stadt bietet, sodass alle sagen, das ist „mein“ Heidelberg. Der Weg lohnt sich, egal ob wir Kulturhauptstadt werden oder nicht.
Bildnachweis:
Philipp Rothe

Heidelberg – UNESCO City of Literature

Literatur ist in Heidelberg allgegenwärtig. Beim Spaziergang durch die Stadt findet man an jeder Ecke Buchhandlungen, Antiquariate, Verlage und Bibliotheken. Es vergeht kaum ein Tag ohne literarische Veranstaltung, kein Sommer ohne das Literaturfestival Heidelberger Literaturtage, kein Jahr ohne literarische Preisträger. Ein Blick in die lebendige Autoren-, Übersetzer- und Theaterszene zeigt die hohe literarische Produktivität in der Neckarstadt. Auch für die Zukunft setzt Heidelberg alles daran, Literatur zu stärken. Seit 01. Dezember 2014 ist die Stadt offizielles Mitglied im „UNESCO Creative Cities Netzwerk“ als „UNESCO City of Literature“.
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