Enjoy Jazz

Wo sich die Wege kreuzen

› Das Wunderbare an einem langlebigen Festival ist, dass sich neue Entdeckungen machen lassen und zudem die Wege alter Bekannter immer wieder zuverlässig über den Knotenpunkt Heidelberg-Mannheim-Ludwigshafen führen. Brad Mehldau etwa stand etliche Male auf den Bühnen der Metropolregion. Nun schaut er mit seinem Trio am 15. Oktober im Ludwigshafener Pfalzbau vorbei. Schon als Mehldau sich mit seinen Alben „The Art of the Trio“ ins Rampenlicht des internationalen Jazz spielte, saß der Spanier Jorge Rossy am Schlagzeug. Ganz neu in der Band ist der dänische Bassist Felix Moseholm, 1997 geboren, in dem Jahr, als das zweite „Art of the Trio“-Album erschien. Welch unterschiedliches Material — vom Great American Songbook bis zu Beatles-Liedern, von Bach bis zu Eigenkompositionen — er sich durch seine sublime Interpretationsfantasie anverwandelt hat, das nötigt Bewunderung ab und hat enorme Klasse.

Hoffnungsträgerin des Vokaljazz

Klasse hat auch Cécile McLorin Salvant. Sie ist schon lange keine Newcomerin mehr, auch sie war mehrfach bei Enjoy Jazz zu Gast. Und doch darf man die 1989 in Miami geborene Sängerin noch getrost als eine der jungen Stimmen, als eine der Hoffnungsträgerinnen des Vokaljazz vorstellen. Sie kommt von Sarah Vaughan, Abbey Lincoln und Billie Holiday her, besitzt wie ihre legendären Vorgängerinnen die Fähigkeit, durch Phrasierung, Nuancierung und rhythmisches Verständnis die verborgensten Schichten eines Songs offenzulegen, was sie bei Enjoy Jazz am 25. Oktober im BASF-Feierabendhaus Ludwigshafen unter Beweis stellen wird.

Sarah Vaughan spielt übrigens auch bei der südkoreanischen Sängerin Youn Sun Nah eine Rolle. Auf ihrem jüngsten Album „Elles“ erweist sie ihr, aber auch Björk, Roberta Flack, Edith Piaf oder Grace Slick Respekt, indem sie deren Songs auf ihre eigene Weise interpretiert, fortschreibt, entwickelt — und wie sie das macht, kann man live am 23. Oktober im Karlstorbahnhof Heidelberg hören.
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    Neue Begegnungen und alte Bekannte: Der Pianist Brad Mehldau (Foto: Michael Wilson) ist diese Jahr mit seinem Trio im Ludwigshafener Pfalzbau dabei, …
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    … Cécile McLorin Salvant (Foto: Karolis Kaminskas) gilt als Hoffnungsträgerinnen des Vokaljazz und ist im BASF-Feierabendhaus Ludwigshafen zu erleben, …
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    … die südkoreanischen Sängerin Youn Sun Nah (Foto: Seung Yull Nah) tritt im Karlstorbahnhof auf, …
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    während der Saxofoinist David Murray (Foto: Emiliano Cocco) mit seinem Quartett Station in dasHaus Ludwigshafen macht …
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    … und Gitarrenlegende Pat Metheny (Foto: Jimmy Katz) ein (leider schon ausverkauftes) Konzert im BASF-Feierabendhaus gibt.
Vielleicht ist das ohnehin ein Charakteristikum großer Künstler*innen: Im Geist der Alten das Neue suchen. Das gilt nicht minder für den Saxofonisten David Murray. Mit seinem aktuellen Quartett — neben Murray die begnadete Pianistin Marta Sánchez, Bassist Luke Stewart und Schlagzeuger Russell Carter — macht der seit 50 Jahren mit allen Improvisationsmeistern die Bühne teilende Murray am 31. Oktober Station in dasHaus Ludwigshafen. Das erste Album der Band erschien im Mai dieses Jahres bei Intakt Records. Dieses energetische New Yorker Power-Quartett sollte man auf keinen Fall versäumen.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Genauso wenig wie die gerade erst am Anfang ihrer Karriere stehende, 22-jährige Saxofonistin und Flötistin Emma Rawicz aus London — sie hat mit John Zorn gearbeitet, und ihre zweite Aufnahme als Leaderin kam letztes Jahr unter dem Titel „Chroma“ bei ACT heraus. Bei Enjoy Jazz spielt sie am 22. Oktober in dasHaus Ludwigshafen. David Murray auf der einen, Emma Rawicz auf der anderen Seite — wo sonst lassen sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft so wunderbar nebeneinander erleben!

Eine große Vergangenheit, eine imposante Gegenwart und eine spannende Zukunft verkörpert auch Pat Metheny, der sich auf seiner „Dream Box“-Solo-Tour am 18. Oktober im BASF-Feierabendhaus die Gitarre umschnallt. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte — das Konzert ist bereits ausverkauft. Was zumindest eine Lehre bereithält: Bei den anderen Höhepunkten sollte man baldmöglichst den Tickethändler des Vertrauens aufsuchen. Denn wir wissen ja: Wer zu spät kommt, den … ‹

Enjoy Jazz Festival
02. Oktober bis 02. November 2024
verschiedene Locations in der Kulturregion Rhein-Neckar
www.enjoyjazz.de
Bildnachweis:
Emma Rawicz, Foto: Gregor Hohenberg

Enjoy Jazz Festival

Seit seiner Premiere 1999 hat sich Enjoy Jazz zu einem international renommierten Festival und zum größten Jazzfestival Deutschlands entwickelt. Neben Legenden wie Ornette Coleman oder Wayne Shorter präsentiert das „Internationale Festival für Jazz und anderes“ immer auch die Größen der jüngeren Jazzgeneration und spannt den Bogen zu angrenzenden Genres wie Weltmusik, Elektronik, Hip-Hop und Klassik. Komplettiert werden die rund 70 Konzerte durch Workshops, Matineen, Partys und Vorträge.
TerminMI 02. Oktober bis SA 02. November 2024
AdresseEnjoy Jazz GmbH // Bergheimer Straße 153 // 69115 Heidelberg // Tel: 06221 5835850 // E-Mail: info@enjoyjazz.de
SpielorteVerschiedene Orte in und rund um Heidelberg, Mannheim und ­Ludwigshafen
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