› Richard Wagner war vermutlich nicht in Worms — genau weiß das niemand. Doch dass sein „Ring des Nibelungen“ die wirkungsvollste Verarbeitung des hier angesiedelten Nibelungen-Stoffes darstellt, ist unbestritten. Worms lebt also, wenn auch im „Ring“ ungenannt, in seinem Monumentalwerk, das zwischen 1852 und 1876 entstanden ist. Kurios ist, dass die Nibelungen sowohl als literarisches Epos als auch als Stummfilm-Zweiteiler von Fritz Lang und eben als Musikdrama bestens zu vermitteln sind: Tragisches Schicksal, mythologische Größe und der ewig gültige Lauf vom Werden und Vergehen einer Welt: Das alles lebt und webt in dem 800 Jahre alten und — mit den Quellen ganz im Sinne von Thomas Manns „tiefem Brunnen der Erinnerung“ — unendlich viel älteren Stoff der Nibelungen.
Wagners dazu komponierte Tetralogie erklingt seit der Uraufführung 1876 auf allen Opernbühnen dieser Welt — zumindest auf jenen, die das Riesenwerk stemmen können. Vielleicht liegt es auch daran, dass — wie George Bernard Shaw mutmaßte — „der Ring mit seinen Göttern und Riesen und Zwergen, seinen Wasserjungfrauen und Walküren, seiner Tarnkappe, seinem Zauberring, seinem verzauberten Schwert und seinem wandernden Schatz ein Drama von heute und nicht das einer fernen und sagenhaften Vorzeit“ ist. Der Urahn der FilmmusikNur, wie zeigt man das? Für Wagner war klar, dass er dazu ein eigenes Theater und ein eigenes Festspielunternehmen braucht. Ein Festspielhaus mit allerneuester Bühnentechnik für eine perfekte Bühnenillusion und mit einem unsichtbaren Orchester. Ultra-HD mit Dolby Surround, würde man heute sagen. Wagner war unbestritten der Urahn des Kinos und etwas wie „Der Herr der Ringe“ wäre ohne diesen Meister des „Rings“ nicht vorstellbar. Der Komponist, der übrigens keine eigentliche kompositorische Schule begründet hat, gilt dennoch als stilbildend für ganze Generationen von Filmmusik-Komponisten. Die Genealogie lässt sich lückenlos von den Lehrern Richard Strauss, Gustav Mahler, Ernst Krenek bis hin zu Schülern wie Erich Wolfgang Korngold (Robin Hood, Herr der sieben Meere), Max Steiner (King Kong, Vom Winde verweht, Casablanca) oder auch Henry Mancini (Frühstück bei Tiffany), Howard Shore (Schweigen der Lämmer, Herr der Ringe) und natürlich John Williams (Star Wars) verfolgen. All diese Soundtracks wären ohne Wagners „Ring des Nibelungen“ undenkbar.Ab Herbst wird die komplette neue Erlebnistour zu Wagners aus vier Teilen bestehendem Opernzyklus im Nibelungenmuseum zu erleben sein. Und somit hat Wagner nun doch noch einen Weg nach Worms gefunden. ‹
Erlebnistour „Der Ring des Nibelungen"
ab Herbst 2017
Nibelungenmuseum, Worms
Dienstag bis Freitag 10–17 Uhr, Samstag & Sonntag 10–18 Uhr
www.nibelungenmuseum.de
Erlebnistour „Der Ring des Nibelungen"
ab Herbst 2017
Nibelungenmuseum, Worms
Dienstag bis Freitag 10–17 Uhr, Samstag & Sonntag 10–18 Uhr
www.nibelungenmuseum.de