Historisches Museum der Pfalz

Das Rätsel aus dem Regenwald

› Der Untergang der Maya-Hochkultur gegen Ende des ersten Jahrtausends nach Christus gehört noch immer zu den großen Rätseln der Geschichte. Warum brach eine Gesellschaft, die über weitreichende mathematische, astronomische und landwirtschaftlich-technische Kenntnisse verfügte, mehr oder weniger unvermittelt zusammen? Eine Gesellschaft, die über eine eigene hochentwickelte Schrift verfügte, die detaillierte Kalender entwarf und astronomische Konstellationen präzise voraussagen konnte, die fortschrittliche Methoden für Bewässerung und Anbau von Mais und anderen Nahrungsmitteln nutzte.
  • historisches museum pfalz speyer maya rätsel königsstädte mosaik
    Hochkarätige Exponate: Mehr als 250 Artefakte, wie hier ein Mosaik, führen eindrucksvoll vor Augen, dass …
  • historisches museum pfalz speyer maya rätsel königsstädte
    … die Maya in einer hochentwickelten Kultur lebten und neben Astronomie, Mathematik und Agrartechnik …
  • historisches museum pfalz speyer maya rätsel königsstädte
    … auch über filigranes Handwerk verfügten.
Die große kulturhistorische Ausstellung „Maya — Das Rätsel der Königsstädte“ im Historischen Museum der Pfalz in Speyer widmet sich diesen und weiteren Fragen. Rund 250 hochkarätige Exponate aus mittelamerikanischen Museen und von europäischen Leihgebern sind im Rahmen des Projekts zum großen Teil erstmalig in Europa zu sehen. Sie zeugen sowohl vom herausragenden künstlerischen Schaffen als auch vom Alltagsleben der Maya und erzählen auf eindrucksvolle Weise von Blütezeit und Untergang der Königsstädte. Die Ausstellung wurde in enger Zusammarbeit mit einem der bedeutendsten Maya-Forscher der Gegenwart, Prof. Nikolai Grube von der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, entwickelt. Sie präsentiert neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und stellt erstmalig die komplexe Organisation der Maya-Stadtanlagen in den Fokus.

Der Alltag der Maya

„Mit der Ausstellung richten wir den Blick nicht nur auf den König und die Mitglieder des Adels, sondern auch auf den Alltag der einfachen Menschen, die in den Städten und deren Umland wohnten“, erklärt Alexander Schubert, Direktor des Historischen Museums der Pfalz. „Wir wollen zeigen, wie es der vielschichtigen Maya-Gesellschaft gelang, das Leben im Regenwald zu meistern und die Herausforderungen eines extremen Klimas zu bewältigen.“ Allein die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser, das auch für das Bauwesen und die Landwirtschaft essenziell notwendig war, war ausgesprochen schwierig: Regenwasser versickerte im Waldboden, große Flüsse gab es nur wenige. Hinzu kamen verheerende Dürren, die ab dem 9. Jahrhundert einsetzten. So gingen nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen die Niederschlagsmengen im Siedlungsgebiet der Maya zwischen dem Jahr 800 und dem Jahr 950 um bis zu 40 Prozent zurück.“
  • historisches museum pfalz speyer maya rätsel königsstädte
    Zum Leben erweckt: Neben den Artefakten, wie hier einer Jade-Maske, erlaubt auch …
  • historisches museum pfalz speyer maya rätsel königsstädte weihrauch gefäß
    … eine aufwendige virtuelle Konstruktion der Maya-Metropole Uxul Einblicke in das Alltagsleben des mittelamerikanischen Volkes.
Und auch sonst kämpften die Maya Mitte des ersten Jahrtausends nach Christus vielerorts mit Problemen, die uns heute bekannt vorkommen. Durch eine fortschreitende Urbanisierung und eine schnell wachsende Bevölkerung wurde es für die Maya zwingend notwendig, neue Anbauflächen zu gewinnen und Nahrungsmittel auf kleinstem Raum zu produzieren. Sie erschlossen deshalb Feuchtgebiete, indem sie diese mithilfe von Drainagen für den Ackerbau nutzbar machten, und entwickelten neue Formen der Bebauung wie etwa riesige, aufwendig angelegte Terrassenbeete. Diese Terrassenbeete waren zudem auch eine Reaktion auf die starken Bodenerosionen, die die Maya durch die Abholzung von Wäldern selbst verursacht hatten. Auch Effekte wie die Auslaugung des Bodens durch zu einseitige Bewirtschaftung waren der Hochkultur bereits bekannt — so betrieben die Maya lange Zeit auf ihren Anbauflächen eine nachhaltige Wechselwirtschaft, um die Böden ertragreich zu halten.

Metropolen mit 40.000 Einwohnern

Letztendlich war die extreme Ausbeutung der Ressourcen, bedingt durch die dramatische Zunahme der Bevölkerung, auch mit ein Grund für den Kollaps der Maya-Gesellschaft. Im 9. Jahrhundert nach Christus hatten sich auf einem Quadratkilometer Land bis zu 100 Menschen niedergelassen — eine extrem hohe Bevölkerungsdichte für eine vorindustrielle Gesellschaft. In den beiden Maya-Städten Tikal und Calakmul lebten nach heutigem Wissen jeweils mindestens 40.000 Menschen.
Neben dem Bevölkerungswachstum als Grund für den Untergang existieren weitere vielfältige Theorien und Ideen für das Mysterium der verlassenen Tempelanlagen. Dürreperioden und damit verbundene Missernten, Kriege zwischen den Königreichen und der Zusammenbruch der Infrastrukturen sind einige davon, die in Speyer auf Basis aktuellster Forschungsergebnisse dargelegt und diskutiert werden.
„Viele der Probleme, mit denen die Maya damals zu kämpfen hatten, sind auch heute wieder aktuell, wenn auch in globalem Maßstab“, resümiert Alexander Schubert. „Insofern kann man in unserer Ausstellung nicht nur in das Rätsel der Königsstädte eintauchen, sondern auch Anregungen für die Gegenwart mitnehmen.“ ‹

MAYA — Das Rätsel der Königsstädte
02. Oktober 2016 bis 23. April 2017
www.maya-ausstellung.de


Den Maya auf der Spur
Kinder und Familien können die Welt der Maya auf einem eigens konzipierten Rundgang mit vielen Mitmach-Stationen erkunden: Ausgerüstet mit einem eigenen Audioguide erfahren sie, wie die Maya ihre Stadtstaaten organisierten, wie sie ihren Lebensraum, den Regenwald, mit Brüllaffen, Nasenbären und Jaguaren teilten und bereits Avocados, Kürbisse und Kakao anbauten. Darüber hinaus erklärt die Ausstellung anschaulich, wie die kunstvollen Schriftzeichen der Hochkultur gelesen werden können. Kinder lernen die Maya so als großartige Baumeister, kundige Astronomen und mutige Krieger kennen.

Historisches Museum der Pfalz Speyer

Das Historische Museum der Pfalz sowie das Junge Museum stehen für interessante Ausstellungen, informative Wissensvermittlung und unterhaltsame Veranstaltungen. Besondere Highlights sind die Sonderausstellungen, die mit ihren vielen interaktiven Angeboten und spannenden Exponaten zahlreiche Besucher auch von außerhalb der Region anlocken. Darüber hinaus bieten die Sammlungsausstellungen einen faszinierenden Einblick in die Geschichte der Region — von der Urgeschichte über die römische Antike bis in die Neuzeit.
TerminSO 02. Oktober 2016 bis SO 23. April 2017
AdresseHistorisches Museum der Pfalz Speyer // Domplatz 4 // 67346 Speyer // Telefon: 06232 13250 // E-Mail: info@museum.speyer.de
ÖffnungszeitenDienstag bis Sonntag 10–18 Uhr
facebooktwitterg+Mail