Hambacher Schloss

„Opportunismus ist ein schleichendes Gift“

› Herr Niedecken, in Ihren Texten beziehen Sie regelmäßig Stellung zu gesellschaftlichen oder politischen Themen. Ist Bob Dylan für Sie auch in dieser Hinsicht eine Inspiration?
Manchmal merke ich, dass ich überdurchschnittlich viel über eine politische Fehlentwicklung nachdenke. Dann fange ich an, mir Notizen zu den betreffenden Themen zu machen. Ich nehme sie oft als Grundlage für einen Text. Vermutlich arbeitet Dylan ähnlich.

Am 27. Oktober kommen Sie mit Ihrem Bob-Dylan-Programm aufs Hambacher Schloss. Warum passt das so gut zur Location und was erwartet das Publikum?
Das Hambacher Schloss gilt als Wiege unserer deutschen Demokratie, die in Zeiten, in denen skrupellose Populisten an die Macht drängen, unbedingt beschützt werden muss. Ich lese aus meinem Buch unter anderem auch die Passage, wo Dylan 1963 in Washington auf dem „March for Freedom“ auftrat, bevor Martin Luther King seine „I have a dream“-Rede hielt. Danach singe ich dann „The Times They Are A-Changin“.

Im Hambacher Schloss sind Sie als einer von insgesamt sechs „Farbebekennern“ in der Dauerausstellung zu sehen, wo es darum geht, die Hambacher Themen ins Hier und Jetzt zu holen. Was heißt „Farbe bekennen“ für Sie persönlich?
Für mich bedeutet es vor allem, dass ich mich nicht aus Bequemlichkeit anpasse. Opportunismus ist ein schleichendes Gift.

In der Ausstellung sieht man zum Beispiel Ihren Bühnenpass und Ihren Liedtext zum Song „Arsch huh, Zäng ussenander“ aus dem Jahr 1992. Anlass für das gleichnamige Konzert waren ausländerfeindliche Übergriffe. Wofür oder wogegen müsste man heute aufstehen und den Mund aufmachen?
Damals wie heute geht es um die Würde des Menschen. Für die sollte man einstehen, egal ob es um Bootsflüchtlinge oder die Opfer von Putins Krieg geht. Als Musiker habe ich die Möglichkeit, meine Zuhörer für gewisse Themen zu sensibilisieren. Dabei sollte man allerdings unbedingt darauf achten, nicht in Polit-Rock abzudriften, denn der bevormundet die Leute, was wenig respektvoll ist.

Niedecken liest und singt Bob Dylan
27. Oktober, 20 Uhr
  • Wolfgang Niedecken ist als einer der prominenten Farbebekenner Teil der Schau "Hinauf, hinauf zum Schloss". © günzel-rademacher, offenbach
Farbe bekennen!
Die Dauerausstellung zeigt auf anschauliche Weise, warum das Hambacher Schloss als Wiege der deutschen Demokratie gilt. Anhand von Exponaten, Mitmachstationen und Vertiefungsmöglichkeiten werden die Ereignisse rund um das Hambacher Fest vom 27. Mai 1832 vermittelt. Der zweite Ausstellungsteil schlägt den Bogen vom Jahr 1832 in unsere Gegenwart. Unter dem Motto „Farbe bekennen!“ laden eine Vielzahl interaktiver Stationen dazu ein, mitzumachen, abzustimmen, zu kommentieren und den eigenen Bekennermut zu überprüfen. Wolfgang Niedecken ist als einer der prominenten Farbebekenner Teil der Schau.
Dauerausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss!“
hambacher-schloss.de
Bildnachweis:
© Tina Niedecken

Hambacher Schloss

Seit im Mai 1832 zum ersten Mal die schwarz-rot-goldene Fahne auf dem Kastanienberg bei Neustadt wehte, gilt das Hambacher Schloss als Wiege der deutschen Demokratie. Heute ist das Schloss eine nationale Gedenkstätte, die mit der Dauerausstellung „Hinauf, hinauf zum Schloss!“ interessante Einblicke in die deutsche (Demokratie-)Geschichte bietet. Bei Veranstaltungsreihen wie den Hambacher Gesprächen, dem Hambacher Disput oder dem Demokratie-Forum Hambacher Schloss sind regelmäßig renommierte Gäste vor Ort, die aktuelle politische Themen beleuchten und diskutieren. Abgerundet wird das Programm durch Sonderausstellungen, Kulturevents (Kabarett, Kindertheater und Konzerte ) und Gastveranstaltungen wie dem Hambacher Fest-Bankett. 2015 wurde die Gedenkstätte Hambacher Schloss als erst zweite Institution in Deutschland mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.
AdresseStiftung Hambacher Schloss // 67434 Neustadt an der Weinstraße // Telefon: 06321 926290 // E-Mail: info@hambacher-schloss.de
Öffnungszeitentäglich von 10 bis 18 Uhr (April bis Oktober) und von 11 bis 17 Uhr (November bis März)
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