› Herr Puhlmann, Sie gelten als jemand, der die Oper neu beatmen und neue Resonanzräume schaffen möchte. Gilt das auch für dieses Festival?
Ein Festival ist ein idealer Anlass, den Blick dorthin schweifen zu lassen, wo der Opernbetrieb gewöhnlich blinde Flecken hat. Im Musiktheater hat es in den in letzten Jahren interessante Entwicklungen und Experimente gegeben, die im Spielplan selten Platz finden, die wir aber unbedingt zeigen wollen. Dazu gehört etwa die kluge und aufregende Neuinterpretation von Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“ des Regisseurs Benedikt von Peter. Er hat sich mit der Choreografin Monika Gintersdorfer und Opernsängern, Musikern, einem Orchester und afrikanischen Performern diesem nicht ganz einfachen Stoff auf völlig neue Art und Weise genähert.
Sie haben den Mannheimer Mozartsommer in Mannheimer Sommer umbenannt. Bedeutet das, dass es in Zukunft weniger Mozart und dafür mehr Raum für anderes geben wird?
Mozart bleibt das Zentralgestirn des Festivals, auch wenn wir nicht mehr ausschließlich sein Œuvre in den Mittelpunkt stellen. Seine Musik steht für die Aufklärung, eine Zeit, in der man als Künstler erstmals über Länder-, Kultur- und Sprachgrenzen hinweg reisen und — beflügelt von grenzenlosem Spieltrieb — Neues entstehen lassen konnte. Mozarts moderne Kollegen haben sein Erbe angetreten. Komponisten wie Mauricio Kagel suchten nach Möglichkeiten, Musik und Theater auf unkonventionelle Weise zu verbinden. Sein „Zwei-Mann-Orchester“ gehört nicht nur zu den originellsten Stücken der neuen Musik, die dazugehörige übergroße Musikmaschine ist absolut theatralisch. Die Musiker Wilhelm Bruck und Matthias Würsch werden dieses Ausnahmewerk nach Mannheim bringen. Für die Inszenierung von Mozarts „Don Giovanni“ hatten Sie einen internationalen Regiewettbewerb ausgeschrieben. Was erhofften Sie sich davon?
Es ist für junge Regisseure schwer, den Sprung auf die große Bühne zu machen, und für Künstler anderer Disziplinen ist es nahezu unmöglich. Durch einen Wettbewerb verändert man die Regeln des Opernbetriebs und kann abseits der ausgetretenen Pfade nach neuen Talenten zu suchen.
Seit Beginn Ihrer Intendanz in Mannheim kooperiert die Oper mit der Popakademie. Soll auch der Mannheimer Sommer zeitgenössischer werden?
Pop ist ein Begriff, der unsere Kultur und Musikwelt heute maßgeblich prägt. Auch die Oper spürt, dass sie im Popzeitalter neue Wege gehen muss. Daraus entsteht eine Lust, sich mit neuen, interdisziplinären Formen zu beschäftigen. Eine dieser Formen haben wir in der Reihe NTM / Pop erprobt. Wir laden Popmusiker ein, mit dem Nationaltheater-Orchester eine neue, symphonische Bearbeitung ihrer Musik zu präsentieren. Innerhalb des Festivals setzen wir diese Reihe fort und konnten dafür einen sehr interessanten Universalkünstler gewinnen. Ein programmatischer Satz zum Festival lautet „Lasst uns den Triumph von Lebenslust und Kunst über Vorurteil, Dummheit und Gewalt feiern“! Wird das Festival politischer?
Wir wollen mit dem Mannheimer Sommer die unglaubliche Kraft der Kunst beschwören und entfesseln. Sie liegt auch in der gemeinsamen Tat, im Zusammenschluss von Einzelkünstlern und in der Entwicklung einer gemeinsamen Vision. Einer der wichtigsten italienischen Komponisten hat ein Jazzoratorium geschrieben, das sich mit der modernen Himmelfahrt im Raumfahrtzeitalter beschäftigt. Dafür laden wir die 40-köpfige Band seines italienischen Dorfes ein — nicht nur ein Highlight für Jazzfans, sondern ein besonderer Abend über die positive Kraft eines vereinten Europas. ‹
Fotonachweise
Preview/Aufmacher: Christian Kleiner
Ein Festival ist ein idealer Anlass, den Blick dorthin schweifen zu lassen, wo der Opernbetrieb gewöhnlich blinde Flecken hat. Im Musiktheater hat es in den in letzten Jahren interessante Entwicklungen und Experimente gegeben, die im Spielplan selten Platz finden, die wir aber unbedingt zeigen wollen. Dazu gehört etwa die kluge und aufregende Neuinterpretation von Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“ des Regisseurs Benedikt von Peter. Er hat sich mit der Choreografin Monika Gintersdorfer und Opernsängern, Musikern, einem Orchester und afrikanischen Performern diesem nicht ganz einfachen Stoff auf völlig neue Art und Weise genähert.
Mozart bleibt das Zentralgestirn des Festivals, auch wenn wir nicht mehr ausschließlich sein Œuvre in den Mittelpunkt stellen. Seine Musik steht für die Aufklärung, eine Zeit, in der man als Künstler erstmals über Länder-, Kultur- und Sprachgrenzen hinweg reisen und — beflügelt von grenzenlosem Spieltrieb — Neues entstehen lassen konnte. Mozarts moderne Kollegen haben sein Erbe angetreten. Komponisten wie Mauricio Kagel suchten nach Möglichkeiten, Musik und Theater auf unkonventionelle Weise zu verbinden. Sein „Zwei-Mann-Orchester“ gehört nicht nur zu den originellsten Stücken der neuen Musik, die dazugehörige übergroße Musikmaschine ist absolut theatralisch. Die Musiker Wilhelm Bruck und Matthias Würsch werden dieses Ausnahmewerk nach Mannheim bringen. Für die Inszenierung von Mozarts „Don Giovanni“ hatten Sie einen internationalen Regiewettbewerb ausgeschrieben. Was erhofften Sie sich davon?
Es ist für junge Regisseure schwer, den Sprung auf die große Bühne zu machen, und für Künstler anderer Disziplinen ist es nahezu unmöglich. Durch einen Wettbewerb verändert man die Regeln des Opernbetriebs und kann abseits der ausgetretenen Pfade nach neuen Talenten zu suchen.
Seit Beginn Ihrer Intendanz in Mannheim kooperiert die Oper mit der Popakademie. Soll auch der Mannheimer Sommer zeitgenössischer werden?
Pop ist ein Begriff, der unsere Kultur und Musikwelt heute maßgeblich prägt. Auch die Oper spürt, dass sie im Popzeitalter neue Wege gehen muss. Daraus entsteht eine Lust, sich mit neuen, interdisziplinären Formen zu beschäftigen. Eine dieser Formen haben wir in der Reihe NTM / Pop erprobt. Wir laden Popmusiker ein, mit dem Nationaltheater-Orchester eine neue, symphonische Bearbeitung ihrer Musik zu präsentieren. Innerhalb des Festivals setzen wir diese Reihe fort und konnten dafür einen sehr interessanten Universalkünstler gewinnen. Ein programmatischer Satz zum Festival lautet „Lasst uns den Triumph von Lebenslust und Kunst über Vorurteil, Dummheit und Gewalt feiern“! Wird das Festival politischer?
Wir wollen mit dem Mannheimer Sommer die unglaubliche Kraft der Kunst beschwören und entfesseln. Sie liegt auch in der gemeinsamen Tat, im Zusammenschluss von Einzelkünstlern und in der Entwicklung einer gemeinsamen Vision. Einer der wichtigsten italienischen Komponisten hat ein Jazzoratorium geschrieben, das sich mit der modernen Himmelfahrt im Raumfahrtzeitalter beschäftigt. Dafür laden wir die 40-köpfige Band seines italienischen Dorfes ein — nicht nur ein Highlight für Jazzfans, sondern ein besonderer Abend über die positive Kraft eines vereinten Europas. ‹
Fotonachweise
Preview/Aufmacher: Christian Kleiner
Mannheimer Sommer
Der Mannheimer Sommer möchte — in Fortsetzung des erfolgreichen „Mannheimer Mozartsommers“ — den Blick noch weiter öffnen möchte auf die Fülle dessen, was die europäische Kultur hervorgebracht hat — und weiterhin hervorbringt! Gastspiele aus dem erweiterten Musiktheaterbereich ergänzen diese große Eigenproduktion: Performance, Tanz, Neue Musik, inszenierte Konzerte. Unterschiedliche Stile sind gefragt: vom klassischen Lied über Weltmusik bis zum Pop kann alles zur Grundlage für neuartige Musiktheaterabende werden.
TerminDO 12. bis SO 22. Juli 2018
AdresseNationaltheater Mannheim // Goetheplatz // 68161 Mannheim //
Kartentelefon: 0621 1680-150 // E-Mail: nationaltheater.kasse@mannheim.de
Kartentelefon: 0621 1680-150 // E-Mail: nationaltheater.kasse@mannheim.de
SpielorteNationaltheater Mannheim & Schloss Schwetzingen