› Kulturelle Vielfalt: Dieser Begriff ist heute in aller Munde und scheint selbstverständlich. Doch bis dahin war es ein langer Weg. Ein wichtiger Schritt war das „Übereinkommen zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen“, das die UNESCO am 20. Oktober 2005 verabschiedet hat. Die Konvention gilt als wegweisend, weil sie völkerrechtlich verbindlich ist. Und sie verfolgt ehrgeizige und umfassende Ziele: Kulturtätige und die kulturelle Vielfalt sollen weltweit besser geschützt werden, auch vor einer rein ökonomischen Bewertung von Kunst und Kultur.

Staaten, die das Übereinkommen ratifizieren, sind wiederum zu einer Kulturpolitik verpflichtet, die Künstler*innen und alle in der Kreativwirtschaft Tätigen fördert. Dazu zählen die künstlerische Freiheit, der Schutz von Literatur in seltenen Sprachen, aber auch eine nachhaltige Entwicklung sowie der grenzüberschreitende Austausch — und zwar auf Augenhöhe, auch und vor allem mit Ländern des sogenannten „Globalen Südens“.

Zwischen Flensburg und Gramisch

Bis Anfang 2025 haben 157 Staaten das Abkommen ratifiziert, darunter alle Mitgliedsstaaten der EU. In Kraft getreten ist es am 18. März 2007. Deutschland hatte sich, wie übrigens auch Burkina Faso, als eines der ersten Länder sehr früh dafür eingesetzt, die Konvention international umzusetzen. Entsprechend wird der runde Geburtstag zwischen Flensburg und Garmisch gefeiert: Die Deutsche UNESCO-Kommission hat bundesweit Kulturakteur*innen dazu aufgerufen, sich mit eigenen Veranstaltungen am Jubiläum zu beteiligen. Auch Heidelberg, vor einem Jahrzehnt die erste deutschsprachige UNESCO City of Literature und heute eine von sieben deutschen UNESCO-Kreativstädten, plant zu diesem Anlass ein Kulturfest.

„Seit 2014 setzt sich Heidelberg mit lokalen und internationalen Projekten dafür ein, die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen sichtbar und erlebbar zu machen und durch kulturellen Austausch und Dialog Frieden und Toleranz nachhaltig zu stärken“, betont Kulturamtsleiterin Andrea Edel. Mit Erfolg: Im sogenannten Staatenbericht, der alle
vier Jahre über die Maßnahmen der Bundesrepublik Deutschland zur Umsetzung der Konvention berichtet, wurde die UNESCO-Literaturstadt in den vergangenen drei Ausgaben mit Best-Practice-Beispielen erwähnt.

Menschen aus 160 Nationen

Anlässlich des Jubiläums findet in Heidelberg nun ein Fest der kulturellen Vielfalt statt. Schließlich leben hier Menschen aus 160 verschiedenen Nationen. „Heidelberger*innen sowie regionale Künstler und Künstlerinnen unterschiedlicher Herkunft werden spartenübergreifend in Kurzformaten Einblick in ihre künstlerischen Ausdrucksformen bieten“, erklärt Edel. Damit sollen sie die kulturelle Vielfalt der Stadt und der hier lebenden Künstler*innen widerspiegeln.

Der Programmgestaltung ging eine extensive Recherche mithilfe städtischer Kooperationspartner wie dem Verein Freunde Arabischer Kunst & Kultur, dem Konfuzius-Institut, dem Interkulturellen Zentrum und dem Haus der Jugend voraus. Den Schwerpunkt bilden interdisziplinäre Formate, die Literatur mit Tanz, Musik oder Film verbinden. Mit dabei sind unter anderem der Schriftsteller Ralph Dutli, die Choreografin Catherine Guerin, der Komponist Carlos Trujillo und der Videokünstler Eduardo Serrano. Das Spektrum reicht von traditionell bis experimentell. ‹


Fest der kulturellen Vielfalt
UNESCO-City of Literature Heidelberg
25. Juli 2025, Einlass ab 18 Uhr
Karlstorbahnhof (Südstadt), Heidelberg
www.cityofliterature.de