› Auch in diesem Jahr lädt das Orchester wieder dazu ein, die für viele schönste Saison des Jahres mit der passenden Musik aus populären und locker-leichten Melodien zu untermalen. „Sommerferien“, „Sonnenschein“ — mit den Titeln, die die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz für ihre Serenaden-Abende während ihrer diesjährigen Sommerresidenz in Speyer gewählt hat, wird einem schon jetzt ganz warm. Beim Eröffnungskonzert mit Chefdirigent Michael Francis unter dem Titel „Gefühlswelten“ stehen mit Wolfgang Amadeus Mozart (Fantasie c-Moll, KV 475 „Große Fantasie“) und Ludwig van Beethoven (Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur, op. 73) gleich zwei der wohl bekanntesten klassischen Komponisten auf dem Programm. Ein Zeitgenosse der beiden, der mit seinen Literaturklassikern und vor allem einem ganz bestimmten Werk in die Geschichte einging, wird in diesem Jahr dem Musikfest seine ganz eigene Note geben. 2025 ist nämlich Faust-Jahr! Darum wird der berühmte literarische Stoff, mit dem Goethe vor 250 Jahren in der Residenzstadt Weimar Einzug hielt, an mehreren Stellen im Programm auftauchen. Der Traum von ewiger JugendDass das Interesse am „Faust“ bis heute ungebrochen ist, spricht für die Qualität der Dichtung — und natürlich für einen Stoff, dessen zentrale Themen zeitlos sind: die unermüdliche Suche des Menschen nach Erkenntnissen über die Welt, der Traum von ewiger Jugend und schließlich die heilende Kraft der Liebe, die mehr zählt als alle übersinnlichen Verlockungen. Zugleich trifft in „Faust“ Geist auf Natur, Drama auf Verklärung und eine simple Liebesgeschichte auf philosophische Höhenflüge. Goethe hat jedoch keineswegs ein Monopol auf den Faust. Seit seinem Erscheinen im Volksbuch des 16. Jahrhunderts hat der Stoff die ganze Palette an Auslegungen erfahren — vom Puppenspiel und der Verballhornung über Christopher Marlowes tragische Faust-Historie, Klingers Faust-Roman und Lenaus Vers-Epos bis zum Zirkusspiel mit Faust als Witzfigur. Und natürlich haben auch Komponisten sich des Stoffs angenommen. Spohr, Berlioz, Liszt, Wagner, Boito, Mahler, Busoni und Schnittke konnten unter vielen anderen dem Reiz der Figur nicht widerstehen. Eine historische Gestalt namens Johann Georg FaustFaust also ist in aller Munde! Und so bietet auch das Musikfest Speyer unterschiedliche Zugänge, musikalisch verpackt — mal mit mehr Drama, mal mehr Herzschmerz und mit so manch ungeahnter Entdeckung. Bei einer musikalischen Lesung mit Matthias Folz steht die historische Gestalt namens Johann Georg Faust auf dem Programm. Wer war diese schemenhafte Erscheinung, die über ihr gesellschaftlich unangepasstes Leben einen Mythos schuf? Die wenige Quellen, die es gibt, zeichnen ein polarisierendes Bild, verweisen häufig auch wieder zurück auf nicht unbedingt objektive Zeitzeugen.
Beim Abschlusskonzert, das mit „Menschlichkeit“ überschrieben ist, werden in der Speyerer Gedächtniskirche Robert Schumanns Szenen aus Goethes „Faust“ für Soli, Chor, Knabenchor und Orchester zu erleben sein. „Stünd’ ich, Natur, vor dir ein Mann allein, / Da wär’s der Mühe wert, ein Mensch zu sein.“ Mit diesen Worten reflektiert Faust über seinen Pakt mit dem Teufel. Er kommt zu dem Schluss, dass all seine Erfolge, die er dem Teufel verdankt, sinnlos sind. Erst kurz bevor der Vorhang fällt, erschließt sich Faust die Erkenntnis, dass sein stetiges Streben nach „mehr“ ihn nie erfüllt hat und dass der Dienst für andere seinem Leben mehr Bedeutung verliehen hätte. Diese Abschlussszene, in der der Antiheld tiefste Reue zeigt, ist es, die Schumann zu seinem dreiteiligen Werk inspirierte. ‹
Musikfest Speyer
02. bis 06. Juli 2024
Speyer Gedächtniskirche, Alter Stadtsaal, Historischer Ratssaal
staatsphilharmonie.de
Musikfest Speyer
02. bis 06. Juli 2024
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Bildnachweis:
Julius Nisle: Faust schließt den Teufelspakt mit Mephisto (ca. 1840)Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ist das größte und bedeutendste Orchester des Bundeslandes. Seinen Sitz hat es in Ludwigshafen und gehört zu den vielseitigsten Sinfonieorchestern der Metropolregion Rhein-Neckar mit einer großen Bandbreite, die von Sinfonik über Musiktheater bis hin zu Filmmusik reicht. Mit ihrem Programm von 110 Konzerten an 20 verschiedenen Spielorten und mit fast 90 Künstlern aus aller Welt erreicht die Staatsphilharmonie Menschen jeden Alters zwischen Mainz und Karlsruhe, zwischen Heidelberg und Trier. Die hervorragende künstlerische Qualität des Orchesters beweisen unter anderem auch die zahlreichen Auszeichnungen. So wurde die Staatsphilharmonie 2015 mit dem ECHO Klassik in der Kategorie „Orchester des Jahres” ausgezeichnet, ihr Konzertangebot wurde zudem in der Saison 2016/2017 vom Deutschen Musikverleger-Verband als „Bestes Konzertprogramm“ prämiert.
AdresseDeutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz // Heinigstraße 40 // 67059 Ludwigshafen // Telefon: 0621 59909-0 // E-Mail: info@staatsphilharmonie.de