› Ein Fleckchen Land mitten in der Waldeinsamkeit — das war die Mark Michelstadt zu Beginn des neunten Jahrhunderts nach Christus. Kaiser Ludwig der Fromme schenkte dieses Gebiet seinem Gefolgsmann Einhard. Der Adelige, der um 770 im Maingau geboren wurde, hatte ihm und seinem Vater, Karl dem Großen, viele Jahre als Berater zur Seite gestanden. Einhard wollte sich mit seiner Frau Imma hier im Odenwald niederlassen und später dort begraben werden. Dafür ließ er zwischen 824 und 827 eine, wie er selbst schrieb, „zur Abhaltung des Gottesdienstes geeignete prächtige Kirche von nicht unrühmlicher Art“ erbauen. Neben der Torhalle des Klosters Lorsch, der Aachener Pfalzkapelle und nur wenigen anderen Bauten gehört sie heute zu den letzten authentischen Beispielen karolingischer Architektur in Deutschland. Eine heikle MissionInspiration für die Architektur seiner Kirche hatte Einhard bei seiner Reise nach Rom im Jahr 806 bekommen. In der Ewigen Stadt beeindruckten ihn die damals noch gut erhaltenen Bauten der Antike und die großen frühchristlichen Basiliken. Um seine Kirche zu weihen und sie später als Grablege zu nutzen, brauchte Einhard die Reliquie eines christlichen Märtyrers. Er und die Menschen seiner Zeit glaubten, dass der Märtyrer beim Jüngsten Gericht ein Fürsprecher derer sein würde, die ihn mit Gebeten verehrt hatten. Einhard sandte deshalb seinen Freund Ratleik nach Rom und dieser kam mit den Reliquien der Heiligen Marcellinus und Petrus zurück nach Michelstadt. Eine heikle Mission, denn Ratleik hatte die Gebeine ohne päpstliche Erlaubnis aus römischen Katakomben an der Via Appia entwendet und über die Alpen gebracht. Und auf Reliquienraub hatte der Kirchenstaat die Todesstrafe verhängt. Nahezu original erhaltenAnfang des vierten Jahrhunderts waren Marcellinus und Petrus ihres Glaubens wegen enthauptet worden. Schon bald nach ihrem Tod wurden sie als Heilige verehrt und ihr Ruhm hatte sich bis ins Frankenreich verbreitet. Einhard hatte eine wesentlich bescheidenere Reliquie erwartet. Überfordert von der Aussicht auf eine große Zahl von Wallfahrern, die die beiden berühmten Heiligen besuchen würden, beschloss er, mit ihren Überresten in seine Besitzung im heutigen Seligenstadt am Main umzusiedeln. Hier erbaute er eine zweite Basilika, deren Pfarrei bis heute die Namen von Marcellinus und Petrus trägt. Und dort wurde er am 14. März 840 beigesetzt. Ohne die Reliquien verlor die Steinbacher Basilika ihre Bedeutung. Wahrscheinlich ist es aber diesem Umstand zu verdanken, dass sie bis heute nahezu original erhalten ist. Oft wurden berühmte Pilgerstätten im jeweiligen Stil der Zeit umgebaut oder sogar wegen eines prächtigeren Neubaus abgerissen. Die Einhardsbasilika versank in Vergessenheit und wurde erst im 19. Jahrhundert wiederentdeckt. ‹
Auf den historischen Spuren
Der Einhardweg führt über die Höhen des Mümlingtals durch eine vielfältige Landschaft. Im Jahr 828 nutzte der Gelehrte Einhard diese Strecke, um die wertvollen Reliquien von Michelstadt nach Seligenstadt bringen zu lassen. Die 60 Kilometer lange Wanderroute markiert ein weißes E auf rotem Grund.www.geschichte-untermain.deEinhardsbasilika
Schlossstraße 17, 64720 Michelstadt-Steinbach
April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag 10–17 Uhr; November bis März: Dienstag bis Sonntag 12–16 Uhr; Winterpause: Januar bis Anfang Februar
www.schloesser-hessen.de
Auf den historischen Spuren
Der Einhardweg führt über die Höhen des Mümlingtals durch eine vielfältige Landschaft. Im Jahr 828 nutzte der Gelehrte Einhard diese Strecke, um die wertvollen Reliquien von Michelstadt nach Seligenstadt bringen zu lassen. Die 60 Kilometer lange Wanderroute markiert ein weißes E auf rotem Grund.www.geschichte-untermain.deEinhardsbasilika
Schlossstraße 17, 64720 Michelstadt-Steinbach
April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag 10–17 Uhr; November bis März: Dienstag bis Sonntag 12–16 Uhr; Winterpause: Januar bis Anfang Februar
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Staatliche Schlösser und Gärten Hessen
Das UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Lorsch ist das bedeutendste Bauwerk, das die Hessische Schlösserverwaltung in der Metropolregion Rhein-Neckar betreut. Sein Freilichtlabor Lauresham zieht wie auch der romantische Staatspark Fürstenlager in Bensheim-Auerbach Jung und Alt an. Außerdem gehören auch die Burgen Auerbacher Schloss und Hirschhorn zum Einzugsgebiet der Hessen sowie das Erbacher Schloss mit den gräflichen Sammlungen und dem Deutschen Elfenbeinmuseum. Ein weiteres Kleinod ist die Einhardsbasilika in Michelstadt-Steinbach, eines der letzten Beispiele authentisch erhaltener karolingischer Architektur.
AdresseStaatliche Schlösser und Gärten Hessen // Schloss // 61348 Bad Homburg v.d.Höhe // Telefon: 06172 9262-0 // E-Mail: info@schloesser.hessen.de
Infosschloesser-hessen.de